"Memedovichs bleiben! Alle bleiben!" Djengjis berichtet aus Erfurt

ID 68778
  Extern gespeichert!
AnhörenDownload
Pressemitteilung des Bündnisses :

Trotz schwerwiegender Fluchtgründe hat das Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge die Asylanträge der 2012 aus Stip in Mazedonien geflüchteten
Familie Memedovich abgelehnt. Nun droht mehreren Familienmitgliedern eine
Abschiebung. Daraufhin initiierten Djengjis und Söhret Memedovich, sowie
einige FreundInnen der Familie die Kampagne "Memedovichs bleiben - alle
bleiben!". Das Bündnis kündigte an, mit vielfältigen Aktionen für ein
Bleiberecht für die achtköpfige Roma-Familie zu kämpfen.
Audio
08:49 min, 8267 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 10.02.2015 / 18:28

Dateizugriffe: 100

Klassifizierung

Beitragsart:
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Internationales, Politik/Info
Serie: MoRa3X
Entstehung

AutorInnen: luca und michel
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 10.02.2015
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
weiter aus der pressemitteilung des Bündnisses:
Die Thüringer Härtefallkommission ist über den Fall informiert. Für die
folgenden Wochen ist weiterer kreativer Protest geplant. Alexandra
Hoffmann von der Kampagne „Memedovichs bleiben – alle bleiben!“ sagt:

„Die zu erwartende Abschiebung von Djengjis und Söhret Memedovich und
ihren drei Kindern bedeutet, dass sie von Djengjis' schwerkranken Eltern
und seiner Nichte getrennt werden. Die verwaiste Nichte, die Djengjis und
Söhret liebevoll in ihre Familie aufgenommen haben, wird mit ihren
pflegebedürftigen Großelten allein bleiben. Das ist unmenschlich."

Vor zwei Jahren ist Familie Memedovich aus Mazedonien geflohen, weil sie
als Roma dort massiv diskriminiert werden. Ihnen wurden aus rassistischen
Gründen Arbeit, Bildung und ausreichende medizinische Versorgung verwehrt.
So wurde beispielsweise Djengjis' Mutter Suzana trotz schwerer Krankheit
eine lebensnotwendige Behandlung verweigert.

Söhret Memedovich berichtet: „Zum Beispiel hatte ich in der mazedonischen
Schule keine einzige Freundin und keinen einzigen Freund, weil niemand
etwas mit mir zu tun haben wollte“. Ihr Ehemann ergänzt:

"Ich will nicht, dass meine Nichte und meine Kinder das gleiche Schicksal
erleiden. Deswegen bin ich hierher gekommen. Ich möchte hier arbeiten und
weiter hier leben." Djengjis und Söhret Memedovich versorgen jedoch nicht
nur die schwer erkrankten Eltern und die Nichte, sondern setzen sich in
der verbleibenden Freizeit immer wieder persönlich und öffentlich,
engagiert und politisch für die Belange der Roma Community ein. Zudem
haben sie in der Gedenkstätte Buchenwald die Auseinandersetzung mit der
Vernichtungsgeschichte der Roma im NS vorangetrieben sowie aktuelle Bezüge
hergestellt.

Die nun drohende Abschiebung gefährdet auch die Gesundheit und das Leben
der Eltern Djengjis Memedovichs, die aufgrund ihrer schweren Krankheit auf
die Pflege ihres Sohnes und ihrer Schwiegertochter angewiesen sind.

Großmutter Suzana erklärt: "Der Druck, der auf mich und meine Familie
ausgeübt wird, ist lebensgefährlich. Mein Mann konnte wegen des Stresses
und aus Angst vor der Polizei eine Woche nicht schlafen und hat einen
Herzinfarkt bekommen, an dem er fast gestorben wäre. Wenn die Polizei bei
uns in der Familie auftaucht, um uns abzuschieben, besteht Lebensgefahr!"

Die Mitglieder der Kampagne sind sich einig: „Für uns ist es besonders
beschämend, dass in öffentlichen Diskussionen noch immer rassistisch gegen
Roma gehetzt wird und sie vertrieben werden. Der deutsche Staat kommt
seiner historischen Verantwortung gegenüber Roma nicht nach.

Familie Memedovich und allen nach Deutschland geflüchteten Roma muss ein
Bleiberecht gewährt werden!“