8. Mai - Tag der Befreiung

ID 70356
 
AnhörenDownload
70 Jahre nach Kriegsende erfährt der 8. Mai, der Tag der Befreiung vom Hitlerfaschismus einen Bedeutungswandel.
Der Begriff Befreiung wird in Mainstream-Medien immer mehr limitiert auf die Befreiung von Konzentrationslagern, nicht auf
die Befreiung vom Faschismus. Verblassende Erinnerungen können leichter verklärt werden. Damit beschäftigt sich Jenz Steiner von Piradio aus Berlin im folgenden Kommentar.
Audio
01:47 min, 4171 kB, mp3
mp3, 320 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 06.05.2015 / 10:55

Dateizugriffe: 868

Klassifizierung

Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Kultur, Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Jenz Steiner
Radio: corax, Halle im www
Produktionsdatum: 06.05.2015
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Die Bombenlücken, die Ruinen, die Einschusslöcher an den alten Fassaden der Stadt sind fast alle verschwunden. Kaum eine Mietskaserne runzelt noch die Stirn. Die Zeitzeugen sterben weg. Die offensichtlichen Spuren des Krieges verschwinden.

Sie machen einer neuen Erinnerungskultur Platz.
Doch Stolpersteine und Gedenktafeln sind mir zu abstrakt, zu dezent und zu weit weg.

Wenn es mir schon so geht, wie ist das erst für Menschen, die 15 oder 20 Jahre jünger sind als ich?

Ich glaube nicht, dass Schilder, Denkmäler oder Museen die Kraft haben, das zu vermitteln, was sich auf den Straßen von Berlin vor 70 Jahren zugetragen hat.
Und mich ärgern in diesen Tagen Formulierungen in Mainstream-Medien wie: „Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag des Kriegsendes und der Befreiung der Konzentrationslager“.

Der 8. Mai steht für mehr.
Ich verbinde damit die Befreiung vom Hitler-Faschismus:
ein Wort, dass im offiziellen Sprachgebrauch seit 25 Jahren tabu ist.

Die Bedeutung dieses Tages zu beschränken auf das Kriegsende und das Erinnern an die schrecklichsten Verbrechen des NS-Staats,
verharmlost nicht nur das Nazi-Regime,
es nimmt auch die Last der Schuld von den Schultern derer, die ihm angehörten,
die mitliefen, mitmachten.

Der 8. Mai steht nicht nur für einen gewonnenen oder verlorenen Krieg, nicht nur für offene Lagertore, sondern für das Ende einer durch und durch menschenverachtenden Gesellschaftsform.
Wer das verschleiert, verharmlost und beschneidet und das Hitler-Regime permanent mit der DDR vergleicht, den vermeintlichen Sozialismus in Nationalsozialismus betont, diskreditiert die Menschen, die sich in größte Gefahr gebracht und ihr Leben geopfert haben,
damit nachfolgende Generationen nicht nur in Frieden,
sondern auch frei von Nazi-Ideologie leben können.

Kommentare
07.05.2015 / 17:45 sonar, bermuda.funk - Freies Radio Rhein-Neckar
lief bei bermuda.funk
in sonar am 07.05.. danke!
 
07.05.2015 / 23:33 Dieter, Radio Unerhört Marburg (RUM)
am Freitag, den 8. Mai in der Frühschicht gesendet
Vielen Dank!
 
08.05.2015 / 20:18 AL, coloRadio, Dresden
wurde
heute gesendet. Danke.
 
01.07.2015 / 15:21 JS, FR BB - Freie Radios Berlin Brandenburg
lief in Frequenzkonsum
Piradio, 06.05. 20.30