Europa kaputt. Für das Ende der Alternativlosigkeit - Rezension

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Anmod:

Was ist eigentlich mit Griechenland? Wieso ist das Land immer noch nicht gerettet, die Staatsschulden endlich zurückgezahlt und die Austerität nach 6 Jahren immer noch nicht vorbei? Wenn Sie sich auch fragen, wieso diese sogenannte Eurokrise einfach immer weiter geht, dann hat ein neues Büchleich vielleicht die passende Antwort für die bereit: Europa ist kaputt. So heißt ein kleiner Band, den unter anderem der berühmte griechische Finanzminister Yanis Varoufakis herausgebracht hat. Markus Kowalski aus der Tagesaktuellen Redaktion hat ihn gelesen.

Abmod:

Das Buch "Europa kaputt - für das Ende der Alternativlosigkeit" von Yanis Varoufakis und weiteren Intellektuellen ist im Verlag Matthes und Seitz Berlin erschienen. Es kostet 8 Euro.

http://www.matthes-seitz-berlin.de/buch/...
Audio
03:48 min, 8914 kB, mp3
mp3, 320 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 17.05.2016 / 14:40

Dateizugriffe: 2944

Klassifizierung

Beitragsart: Rezension
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Kultur, Politik/Info
Serie: Widerhall Radio Corax
Entstehung

AutorInnen: Markus Kowalski, Tagesaktuelle Redaktion
Radio: corax, Halle im www
Produktionsdatum: 17.05.2016
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
(erster Ausschnitt Wahlkampfveranstaltung Athen)

Ja, was haben wir uns nicht gefreut im letzten Jahr. Als in Griechenlnad im Januar 2015 die linksradikale Syriza-Partei gewann, da begann der griechische Frühling in Europa. Plötzlich schien alles möglich: Das Ende der Sparprogramme in den Südländern, das Ende der Austerität, das Ende des Europas, wie wir es bisher kannten. Die europäische Linke blickte nach Griechenland, und hoffte, dass dort nun endlich die linke Gegenbewegung in Europa beginnen würde. Der neue Ministerpräsident wurde Alexis Tsipras, und sein berühmter Finanzminister war Yanis Varoufakis. Die Euphorie steigerte sich, als die Griechen schließlich am 5. Juli ein Referendum über die Sparpolitik in ihrem Land abhielten, und eine deutliche Mehrheit mit "Nein" stimmte. Die Euphorie, sie war auch auf den Straßen und Plätzen in Athen spürbar.

(zweiter Ausschnitt)

Doch dann, zwei Wochen später, der große Schock. Die griechische Links-Regierung knickte ein, und stimmte einem neuen, dritten Hilsprogramm zu, dem sogenannten dritten Memorandum. Vorbei war der Traum von der linken Revolution in Europa. Die Austeritätspolitik ging einfach weiter, die konservativen Politiker in Europa schienen erneut gewonnen zu haben. Doch wir geht es nun mit dem Projekt Europa weiter? In dem neuen Buch "Europa kaputt - für das Ende der Alternativlosigkeit" streiten sich vier Intellektuelle über die Zukunft der europäischen Union. Allen voran, der ehemalige Finanzminister Yanis Varoufakis. In dialogischen Szenen diskutiert er dort mit Franco Berardi, Srećko Horvat und Guillaume Paoli. Srećko Horvat beschreibt darin das Problem der Linken in Europa, ihre "Krankheit", wie er es nennt, so, Zitat:


"Der große deutsche Philosoph Walter Benjamin hat dies genau auf den Punkt gebracht, als er von einer 'linken Melancholie' sprach. Die Linken halten sich am verlorenen Objekt fest. Sie binden sich narzisstisch an etwas, das bereits verloren ist, statt nach vorn zu schauen und auf die Zukunft hin zu handeln. In Bezug auf die ganzen Ereignisse in Griechenland sah die Situation in der internationalen Linken so aus: Bevor Tsipras und Yanis an die Macht kamen, war die internationale Linke sehr mit Masturbieren beschäftigt, und als dann das Referendum kam, hatte sie fast einen Orgasmus. Doch am Tag nach dem Referendum schob sie Tsipras und Yanis Varoufakis die Schuld dafür in die Schuhe, dass es mit dem Orgasmus nicht geklappt hatte. Ich halte das für ein typisches Beispiel dafür, sich der eigenen Impotenz nicht zu stellen."

Sie alle fragen sich in diesem Gespräch, ob das linke Projekt in Europa schon tot ist, oder ob es nicht doch eine Alternative gibt. Sie versuchen zu verstehen, was eigentlich gerade passiert, wenn der Euro gerettet wird. Der Ökonom Varoufakis beleuchten dann zum Beispiel die Ursprünge der Währungsunion, und erklärt dann noch einmal, wie der Euro entstanden ist: nämlich als konservatives Projekt, von dem vor allem Deutschland profitiert, auf Kosten der Südländer, wie Italien, Spanien, Portugal und eben auch Griechenland.

Insgesamt ist das Büchlein mit rund 110 Seiten recht schmal. Es dient eher Gedankenanstoß und Inspiration zum Weiterdenken. Für alle, die sich mit Europapolitik, der sogenannten Euro-Rettung und der Austeritätspolitik in Europa beschäftigen, lohnt sich die Lektüre allemal.

Kommentare
17.05.2016 / 17:28 Kurt, bermuda.funk - Freies Radio Rhein-Neckar
Gesendet im DiSonar
Thanx !