Spreewald - ein Ausflugstipp

ID 94835
 
Die Berliner Runde im freien Radio Berlin & Brandenburg hat eine neue Kategorie für den anstehenden Sommer: Raus aus Berlin! Folge 1: Spreewald.

Audio
03:32 min, 4984 kB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 04.04.2022 / 10:42

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Klassifizierung

Beitragsart: Reportage
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Umwelt, Sport
Serie: Berliner Runde
Entstehung

AutorInnen: Frequenzkonsum (Laura)
Kontakt: frequenzkonsum(at)systemli.org
Radio: FRBB, Berlin und Brandenburg im www
Produktionsdatum: 15.04.2019
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
…so klingt der Frühling im Süden Brandenburgs. Der Spreewald empfängt die vielen Ausflügler*innen an diesem Märzwochenende mit dem ersten warmen Sonnenschein. Die noch kahle Auen- und Moorlandschaft wirkt hell ohne ihr sonst so dichtes Blätterdach. Dennoch glaubt man leicht an die sorbische Sage, der Teufel habe den Spreewald erschaffen. Nach einer alten Überlieferung entstand das weit verzweigte Netz aus Fließen im Spreewald durch den Teufel höchstpersönlich. Als dieser seine Höllenochsen vor den Pflug spannte und mit Peitschenknallen antrieb, sträubten sich die Tiere und rannten dem Teufel davon. Sie jagten quer über die Felder und hinterließen tiefe Furchen, die sich mit Wasser füllten. Zurück blieb die geheimnisvolle Fließlandschaft des Spreewalds.

Die verzweigten Fließe und Kanäle befruchten die Fantasie. Hier herrsche der Wassermann über sein Reich, heißt es. Auch die Sage vom Glücksdrachen (sorbisch/wendisch Plon) ist im Spreewald bis heute weit verbreitet. Der kleine Plon lebt, wenn man Glück hat, auf dem Dachboden des Hauses und muss von seinen Bewohner*innen jeden Tag gefüttert werden. Wenn der Plon satt und zufrieden ist, bringt er ihnen Reichtum und Glück.

Tatsächlich verdienen Viele im Spreewald ihr Geld mit Tourismus. An die 1 Million Besucher*innen lassen sich jährlich auf den traditionellen Kähnen durch die Kanäle staken. Hinzu kommen zahlreiche Tourist*innen auf Paddelbooten und Fahrrädern. Möglichst naturverträglicher Tourismus ist überlebenswichtig für den Spreewald als Kulturlandschaft und als Biosphärenreservat. Die Freude über scheue Tiere wie Eisvögel und Biber ist schließlich auch bei Tourist*innen groß!

Gefährdet ist die besondere Biotopvielfalt nicht nur durch den Massentourismus. Ökologisch ist das größte Problem das Lausitzer Braunkohlerevier, das im Süden an den Spreewalds angrenzt. Durch das Auswaschen von Eisenhydroxid in den Tagebauen werden täglich mehrere Tonnen brauner Eisenockerschlamm in die Spree eingebracht. Die Flussfauna und Flora wird dadurch mit der Zeit langsam vergiftet.

Wer für einen Ausflug in den Spreewald fährt, bekommt davon wenig mit. Man schlemmt sich durch Fischbrötchen und Plinsen: so heißen die traditionellen Pfannkuchen, die es wahlweise herzhaft oder süß gibt. Und als Snack zwischendurch gibt es Spreewaldgurken to go auf die Hand – meine Entdeckung waren Gurken eingelegt mit Meerrettich oder Knoblauch. Ganz korrekt heißen die eigentlich „Spreewälder Gurken“ – der Name ist seit 1999 von der EU geschützt. Die Verarbeitung muss im Wirtschaftsraum Spreewald erfolgen und die verwendeten Gurken müssen zu 70 % auch dort erzeugt worden sein.

Mit grünen Eimern voller Spreewälder Gurken kommen wir am Abend am Ostkreuz an. Es ist mir ein bisschen peinlich wie immer, wenn ich typisch tourimäßige Sachen mache – aber der besondere Geschmack der Gurken direkt aus dem Spreewald hat es mir angetan. Und wenn es nur zum Gurkenkaufen ist: Die knappe Stunde Fahrzeit mit dem Regio nach Lübbenau lohnt sich in jedem Fall.