Vogel der Woche (272): Die Mailschwalbe

ID 95083
 
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Infrastruktur in ländlichen Gebieten mal anders...
Audio
02:16 min, 3204 kB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 30.04.2019 / 14:46

Dateizugriffe: 1858

Klassifizierung

Beitragsart: Hörspiel
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Kultur, Umwelt, Arbeitswelt, Wirtschaft/Soziales, Andere
Serie: Vogel der Woche
Entstehung

AutorInnen: hike
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Produktionsdatum: 22.04.2019
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Heute: Die Mailschwalbe. Delichon postica.

Wo die Mehlschwalbe, Künderin des Noch-Kein-Sommers, noch als lebendes Tier der Bevölkerung bekannt ist, kann es gelegentlich mal zu Verwechslungen mit unserem heutigen Vogel der Woche kommen. Allerdings nur zu oberflächlichen, denn die Mailschwalbe und die Mehlschwalbe unterscheiden sich erheblich in ihren Gewohnheiten.

Beide haben im Flugbild einen charakteristisch weißen Bürzel, bei der Mehlschwalbe ist dieser jedoch festgewachsen und besteht aus den hinteren Rückenfedern dieses Vogels, bei der Mailschwalbe ist der weiße Bürzel durch eine schriftliche Nachricht bedingt, welche sich der Piepmatz zwecks Transport auf den Buckel geschnallt hat und nun zu einem Empfänger trägt.

Die Mailschwalbe brütet in elektronischen Postkästen, nimmt dort kurze Nachrichten entgegen und fliegt damit ähnlich wie eine Brieftaube zu einem anderen elektronischen Postkasten. Sie tut das nicht ganz uneigennützig, denn am Zielort betreibt sie entweder Brutparasitismus, indem sie ein Ei in den fremden Kasten legt, oder sie nutzt die Zeit zu einem blitzschnellen Seitensprung, so dass es letztlich vollkommen egal ist, welches Ei in welchem Kasten von wem ausgebrütet wird, weil es von so ziemlich jedem Partner in jedem Kasten stammen könnte. Sämtliche Gender der Mailschwalbe fliegen herum und tragen Nachrichten und Gameten zu anderen Kästen, daher gibt es auch keinerlei Gezeter unter den Mailschwalben wegen der fremden Eier, die ja auch immer zur Hälfte die eigenen sein könnten.

Im Vergleich zur Brieftaube ist die Mailschwalbe natürlich ein winziger Vogel, sie kann also keine Pakete transportieren. Trotzdem breitet sie sich im ländlichen Raum der Bundesrepublik Deutschland gerade sehr schnell aus. Im Gegensatz zu den EU-Nachbarstaaten besitzt Deutschland ein sehr lückenhaftes, fast vorsintflutliches Mobilfunknetz.

Hierdurch wird den Mailschwalben in den ländlichen Regionen mit mangelhafter Infrastruktu r ein stabiler Lebensraum geschaffen, in dem die Vögelchen den Transport elektronischer Nachrichten fast alleine bewältigen. Jeder menschliche Besitzer eines elektronischen Postkastens füttert seine Mailschwalben sehr gut mit leckeren Kleininsekten, damit das so bleibt.

Kommentare
01.05.2019 / 18:25 Magazin, coloRadio, Dresden
Coloradio Dresden
Danke