Vogel der Woche (277): Die Bompel

ID 95649
 
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Diesmal eine revolutinäre Weiterzüchtung der Ampel. Um deren Erschaffung sich Stadtplanungskleingeister gegenseitig zerfetzen...
Audio
04:10 min, 5870 kB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 02.06.2019 / 00:34

Dateizugriffe: 2538

Klassifizierung

Beitragsart: Hörspiel
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Kultur, Umwelt, Wirtschaft/Soziales, Andere
Serie: Vogel der Woche
Entstehung

AutorInnen: hikE
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Produktionsdatum: 02.06.2019
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Bompel (Turdus terrestris Yellow, 2019)
Die Bompel, oder in ihrer offiziellen Langform: Bodenampel, ist eine Ampel. Sie ist flugfaul und sehr trittfest, das wurde durch gezielte jahrzehntelange Zucht und Auslese erreicht. Und natürlich durch Kreuzung, das gehört sich bei Ampeln einfach. Es gibt sie nur mit rotem oder grünem Gefieder. Im Gegensatz zu ihrer Ursprungsform bewohnen Bompeln stabile und dauerhafte Bodennester, die sie sich in Pflasterstein, Beton oder Asphalt gegraben haben – auf welche Weise, ist noch Gegenstand heftigster Forschung. JAUNE (2018) nimmt an, das dies auf chemischem Weg passiert, möglicherweise durch Glühwürmchen mit korrodierenden Eigenschaften unterstützt oder sogar verursacht; CUTT & YELLOW (2018) favorisieren eine Art Laserstrahlung, also Muldenbildung durch aggressives Leuchten, sich die Bompeln also quasi eine Kuhle herbeistrahlen, vielleicht auch ein bisschen thermische Prozesse. Der GNAPVA (Gartenfachverband der Nestchenbauer und Anbietergemeinschaft für Pittoresk-Verwestes für den modernen Außenbereich) behauptet hingegen, Bompelnester im Angebot zu haben und diese nach Vorgaben der jeweiligen Stadtregierung an verabredeter Stelle unter Werkzeuggebrauch in den Hartboden einzulassen, wonach ein Stadtregierungsbompelbeauftragter mit einer frisch erbrüteten Bompelhenne in einem gehenkelten Eimerchen den Bauplatz betrete und diese umständlich in das Nestchen einsetze, wowiederumnach ein unabhängiger Vermessungskontrollingenieur als Sachverständiger jenes Ensemble aus vom GNAPVA gelieferten und Stadtregierungsbompelbeautragten bebompelten Nestchen und Bompel mit einem zölligen Stocke und einer Wasserwaage überprüfend bemesse und hernach die Rechnungsanweisung – atmen nicht vergessen! – ja also das Ganze jedenfalls eine erbrachte Leistung des GNAPVA sei und deswegen jetzt und hier auf Bezahlung gedrungen werden müsse, weil der Bompelvogel das auf gar keinen Fall selber baue. Soh. Damit wäre das auch geklärt, und jetzt Geld her.
Wenden wir uns nach dieser Beschreibung heftiger Forschung wieder dem Tiere zu, während im Hintergrund die Streitäxte, Glühwürmchen und Laserschwerter, und ja, auch die eine oder andere Bompel, gezückt werden…
Was tut die Bompel, oder anders herum gefragt: Was unterscheidet die Bompel von der Ampel?
Also eigentlich tut die Bompel das gleiche wie die Ampel, halt nur trittfest und flugfaul am Boden. Sie leuchtet abwechselnd rot oder grün. Und Grün heißt geh‘n, Rot heißt steh‘n. So woll‘n wir‘s seh‘n, das wär scheen. Also kein Unterschied, außer halt dem Standort des Vogels, seiner Flugfaulheit und Trittfestigkeit.
Die viel spannendere Frage ist, wozu es einen solchen Vogel braucht, dass man sich sogar die Mühe macht ihn eigens zu züchten und auszulesen – und zu kreuzen selbstverständlich, denn Kreuzung ist für Ampeln einfach ein Have-to-do – also was dazu geführt hat, diesen Leuchtgeier an strategisch günstigen Positionen in den Gehweg einzumauern.
Diese Frage kann mit einem Wort beantwortet werden: Handys.
Früher waren es nur die sogenannten Grufties, die permanent ihre Schuhspitzen im Blickfeld hatten, heute texten sich gigantische Schwärme von Smartphonekiebitzen durch den öffentlichen Verkehrsraum und deswegen steckt man Glühhennen in den Asphalt, um die Notschlachtungskosten für plattgejuckelte Smartphonekiebitze etwas übersichtlicher zu halten.
Guten Tach!

Literatur (nicht mitgelesen):
Egon Cutt & Gilbert Yellow (2018): Using Light-Power for Forming a Nesting Mould into Concrete by the Bompel (Turdus terrestris). Journal of Oology 53 (2): 56-70
Joan-Jean Jaune (2018): Is Lampyris chemoluca (Coleoptera, Lampüridae) a Source of usable Corrosives for the Bompel (Turdus terrestris)? Journal of Irreproducible Results 3427: 326-328
Text hikE 30.5.2019