Das social Distel-Ding – Ramadan und die angebliche Ungerechtigkeit

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Teil 22 der social distancing Kolumne. Das social Distel-Ding wünscht heute einen friedlichen Ramadan und analysiert die Situation des Flickenteppichs und der "Öffnungsdiskussionsorgien".
Audio
04:16 min, 10 MB, mp3
mp3, 320 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 23.04.2020 / 17:45

Dateizugriffe: 2822

Klassifizierung

Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Religion, Wirtschaft/Soziales
Serie: Das social Distel-Ding
Entstehung

AutorInnen: Fabian Ekstedt
Radio: LoraMuc, München im www
Produktionsdatum: 23.04.2020
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Feiertage in Zeiten des social distancing sind besonders schwer. Das haben die Christen während Ostern erlebt, als gemeinsame Ostergottesdienste und Feiern mit der Familie untersagt waren. Jetzt beginnt auch der Ramadan, der Fastenmonat der Muslime. Grundsätzlich spielen das Zusammensein und die Familie auch in dieser Zeit, in der Muslime täglich 16 Stunden fasten, eine große Rolle.
Doch auch hier gilt wie für alle derzeit: Veranstaltungen, auf denen Menschen sich zu Nahe kommen könnten, sind abgesagt. Treffen des größeren Familienumfelds sind nicht gestattet.
Also bleiben in nächster Zeit auch die Moscheen leer und das allabendliche Fastenbrechen, Iftar genannt, muss im kleineren Kreis begangen werden.
Für den Fall, dass bis zum Fest des Fastenbrechens in einem Monat Lockerungen der Corona-Schutz-Maßnahmen angekündigt werden, bringen sich die Islamfeinde gerade schon in Stellung. Um wieder Unruhe in der ihrer Meinung nach zu bunten, zu freien und zu egalitären bundesdeutschen Gesellschaft zu stiften, wollen sie die Ungerechtigkeit hervorheben, dass das Osterfest wegen der Pandemie-Bekämpfung nicht in Kirchen gefeiert werden durfte, aber das Fastenbrechen dagegen eventuell erlaubt werden wird. Hier soll eine Islamisierung erkannt werden, obwohl sich diese Ungleichbehandlung vollständig mit den Entwicklungen der Covid-19-Zahlen und unserer hoffentlich besser werdenden Vereinbarkeit von Grundrechten und Pandemie-Eindämmung begründen lässt.
Ungerechte Behandlung in Zeiten der Corona-Krise liegt an sich nur dann vor, wenn zur gleichen Zeit und am gleichen Ort unterschiedliche Maßnahmen in vergleichbaren Sachverhalten angewandt werden.
So sehr sich gerade alle über den Flickenteppich der unterschiedlichen Maßnahmen in den Ländern der Bundesrepublik zur Bekämpfung der Pandemie aufregen, andere Sachverhalte erfordern andere Maßnahmen. Es kann gut und gerne sein, dass in einiger Zeit Mecklenburg-Vorpommern die Maßnahmen massiv lockern wird und Bayern sie noch einmal verstärken muss. Schließlich liegen in Meck-Pomm, mit durchschnittlich 41 Fällen pro 100.000 Einwohnern und gestern drei neu registrierten Fällen, andere Sachverhalte vor, als in Bayern, wo auf 100.000 Einwohner 301 Fälle von Covid-19 registriert sind und gestern noch einmal 581 neue Fälle registriert wurden.
Dass, vor dem Hintergrund dieser Zahlen, in Bayern andere Maßnahmen angebracht scheinen, ist verständlich.
Trotzdem muss davon ausgegangen werden, dass die Kanzlerin sich weiter gegen die von ihr so benannten „Öffnungsdisskussionsorgien“ sträuben wird. Schließlich ist das Ziel ausgegeben, wieder einen Zustand zu erreichen, ab dem einzelne Infektionsketten direkt verfolgt werden können. Ziel ist also in Zukunft wieder so reagieren zu können, wie im Webasto-Fall: Der Patient oder die Patientin Null ist ermittelbar, die direkten Kontakte dieser Person sind nachvollziehbar, alle von ihnen werden in Quarantäne geschickt und das Alltagsleben der Nichtinfizierten kann normal weiterlaufen. Ab diesem Zeitpunkt geht das Leben wieder los und es droht eben nicht die zweite und die dritte Welle der Neuinfektionen.
Natürlich warten alle auch darauf, dass endlich der Impfstoff kommt und damit der Spuk ein Ende hat. Aber diese Lösung scheint aktuell noch wirklich weit in der Zukunft zu liegen. Nicht zuletzt gilt hier, dass auch dringend benötigte Impfstoffe trotz allem ausreichend und verlässlich getestet werden. Zwar sind die großen Medikamenten-Skandale schon länger her, aber gerade wenn es darum geht einen Großteil der Menschheit zu impfen, ist es unabdingbar genau zu wissen was die Langzeitfolgen sind. Hier kann und darf nicht der Druck der Wirtschaft und die Ungeduld der social Distel-Dinger dazu führen, dass medizinischer Sachverstand und Vorsicht ausgeblendet werden.
Also bleiben wir vernünftig, halten weiter Abstand und ziehen unsere Masken auf.
Den muslimischen social Distel-Dingern wünscht dieses social Distel-Ding einen friedlicher Ramadan. Und den Islamfeinden und Spaltern in dieser Gesellschaft sei gesagt: Wir sind unteilbar. Gerade jetzt in der Krise.

Kommentare
27.04.2020 / 10:07 Isabel und Pia, Radio Dreyeckland, Freiburg
gespielt im Morgenradio am 27.4.
Danke!