Das social Distel-Ding – BC und AC / Vor und Nach Corona und der Corona-Schlussverkauf

ID 102594
 
AnhörenDownload
Teil 36 der Kolumne aus dem social distancing - Nach Corona geht es nicht weiter wie zuvor. Statt der Ankündigung einer Neuwagenprämie würde vielleicht die Ankündigung einer Klimasteuer die Leute zum sofortigen Konsum verleiten. Aber auch wenn gerade niemand drüber redet, sie kommt ja auch 2021.
Audio
06:59 min, 16 MB, mp3
mp3, 320 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 25.05.2020 / 17:35

Dateizugriffe: 2865

Klassifizierung

Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Arbeitswelt, Wirtschaft/Soziales
Serie: Das social Distel-Ding
Entstehung

AutorInnen: Fabian Ekstedt
Radio: LoraMuc, München im www
Produktionsdatum: 25.05.2020
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Ohje, Corona, Corona und kein Ende. Es bleibt die Frage: Was wird da noch kommen? Letzte Woche durften ja schon die Außenbereiche von Restaurants und Biergärten öffnen, ab heute machen auch die Innenbereiche wieder auf. Nachdem mittlerweile allen klar sein sollte, dass Abstand halten Allgemeinschutz ist, könnte das sogar klappen.
Allerdings: Nach all dieser Zeit der Vorsicht, wird Mensch unvorsichtig. Umarmungen fehlen den social Distel-Dingern einfach. Da nur wenige tatsächlich schlimme Covid-19 Fälle im Bekanntenkreis haben, fällt auch die Einschätzung schwer. Die Zahlen sprechen anscheinend eine klare Sprache: Viele ehemals Erkrankte gelten heute als geheilt. Das „Geheilt“ nicht wieder „wie zuvor“ bedeuten muss, ist allerdings etwas was vielen noch nicht bewusst ist.
Leider zeigt sich, dass diejenigen, die heute als von Covid-19 geheilt gelten, Langzeitschäden mit sich tragen werden, sich ihre Lebenserwartung eventuell sogar massiv verkürzt hat. Nach Corona ist eben nicht mehr alles wie es war. Deshalb gefällt diesem social Distel-Ding auch die neue Einteilung der Zeit in bc und ac so gut: Before Corona – After Corona.
Nach Corona kann nicht so werden wie vor Corona. Dafür hat diese Pandemie zu sehr in das Leben aller eingegriffen. Es sind zu viele Menschen gestorben oder versehrt zurückgeblieben, als dass die Pandemie als kleine Pause im bisher so geschäftigen Leben eingeordnet werden kann. Die Folgen, egal ob physisch, psychisch oder ökonomisch werden uns vermutlich Zeit unseres Lebens begleiten und wir werden uns immer an diese Zeit zurückerinnern.
In die Zukunft gedacht erscheint einem erst einmal ac, also After Corona, als eine Zeit der Wirtschaftskrise, der Arbeitslosigkeit, der Schulden und des Nachholens des Verpassten. Vielleicht sogar die Zeit in der die Leute rausdrängen, sich dem Körperkontakt hingeben und das Leben ohne schlechtes Gewissen genießen. Ganz nach dem Motto: „Wir haben überlebt, komm mir jetzt nicht mit der Moral“ – Was bei ausschweifenden Orgien der ausgehungerten Singels keinesfalls verwerflich sein muss, ist bei Großkonzernen höchst verwerflich, da deren Moral sich in verantwortungsbewussten Handeln für das Wohl der eigenen Beschäftigten und der Umwelt zeigt. Und diese unternehmerische Moral soll jetzt über Bord geworfen werden, damit die alten Geschäftszweige wieder aufblühen, als wären sie nicht davor schon aufgrund der Übersättigung des Marktes und der Eigenverantwortung der Konsumenten verblüht.
Natürlich geht es gerade wieder um den Automobilsektor. Beispielsweise um BMW, deren Dividendenauszahlung bei gleichzeitigem Bezug von Kurzarbeitergeld jetzt zwei der reichsten Deutschen, die Quandt-Erben Susanne Klatten und Stefan Quandt, um ca. 800 Mio € reicher gemacht hat. Für die beiden Multimilliardäre ist diese jährliche Auszahlung ein ganz nettes Beibrot, auf gute Pläne umgerechnet sind 800 Mio € genau das, was in der Moritzburger Erklärung für die Rettung des deutschen Waldes gefordert wurde. Es ist allerdings nicht davon auszugehen, dass die reichsten Deutschen sich denken werden, dass die Rettung der Umwelt, des Waldes oder der wirtschaftlichen Zukunft ihrer Mitmenschen die Abgabe ihrer Kapitaleinkünfte in diesem Corona-Jahr rechtfertigt. Das wäre ja dann Enteignung.
Stattdessen steigt der Druck auf die Politik doch endlich Kaufprämien auch für Verbrenner auf den Weg zu bringen, weil die Absätze eingebrochen sind. Wie an dieser Stelle zuvor schon einmal erwähnt: Wenn darüber geredet wird, dass Produkte bald billiger werden, braucht sich niemand wundern, wenn der Absatz davor einbricht.
Aber natürlich wäre die Wirtschaft in der Bundesrepublik von einem Zusammenbruch der Automobilindustrie besonders stark getroffen. Schließlich sind die hohen Verdienste in diesem Bereich der Nährboden für viele andere Unternehmen. Die Arbeitnehmer bei den großen Automobilkonzernen und deren Zulieferer sind ja zumeist diejenigen, die sich heute noch Häuser bauen lassen, teuer Essen gehen und viel Geld unter die Leute bringen. Wären sie von heute auf morgen arbeitslos könnte das eine allgemeine Abwärtsspirale auslösen.
Wenn aber klar ist, dass die Ankündigung einer Neuwagen- oder Abwrackprämie weniger Autos verkauft und die Autos die danach verkauft werden vermutlich zu einem großen Teil aus Nachholeffekten bestehen, was bleibt dann? Schließlich stehen in den Lagern noch zahllose Verbrenner, nehmen Platz weg und warten auf Käufer.
Dieses social Distel-Ding schlägt den gegenteiligen Weg vor:
Lasst uns einen Corona-Schlussverkauf machen. Alles muss raus, weil es danach teurer wird. Wenn wir uns heute auf einen Weg einigen, wie wir die Wirtschaft grüner und nachhaltiger gestalten, dann können wir Fristen setzen:
Zum Beispiel: Ab 2021 gilt auf den Verkauf von Verbrenner eine 30% Klimasteuer, die in den Umbau der Wirtschaft, Investitionen in die Bildung und Forschung und die Rettung der Wälder gesteckt wird.
Jede und jeder der sich jetzt noch eine S-Klasse oder einen 5er kaufen möchte, kann noch zuschlagen. Später wird es teurer. Dann wird kaum jemand mehr den Kauf aufschieben, die Lager werden geleert und die neuen Modelle, egal ob Elektro oder Wasserstoff werden mit Hochdruck entwickelt und auf den Markt geworfen. Das schmeckt vielleicht der Lobby nicht so gut, aber der Volkswirtschaft. Und das geht nicht nur mit Autos, sondern auch mit vielen anderen der umweltschädlichen bc, also Vor-Corona, - Technologien.
Wenn Sie sich jetzt denken, da war doch was: Genau, letztes Jahr wurde die CO² Steuer beschlossen, die ab 2021 gelten soll. Wenn heute also Politiker fordern, dass Ihnen beim Kauf eines Verbrenners mit Steuergeldern unter die Arme gegriffen werden soll, verschweigen sie gleichzeitig, dass das Fahren eines Verbrenners ab 2021 um ca. 7-8 cent CO²-Steuer pro Liter Sprit teurer wird und damit wieder direkt in den Haushalt fließt. Und dass diese Steuer jährlich erhöht werden soll.
Die Steuer, die uns wegen ihrer Lenkungswirkung verkauft wurde, wird dabei bewusst verschwiegen, schließlich sollen ja jetzt die Autos verkauft werden, die davor das Problem waren.
Ist also ac, die Zeit nach Corona, die Zeit in der alle unter den heute getroffenen Maßnahmen zur Rettung der Wirtschaft leiden werden? Die Umwelt, weil wieder mehr Autos herumfahren und produziert werden, die Steuerzahler, weil sie die Schulden wieder abarbeiten müssen und die Neuwagenbesitzer, weil die Preisersparnis die Mehrkosten in keinster Weise deckt?
Oder arbeiten wir einen Plan aus, wie wir in ein neues Zeitalter kommen, in dem wir die Umwelt und die Gesellschaft höher schätzen als den pervers hohen Privatbesitz Einzelner? Aber wer weiß, noch ist ja nicht ac, After Corona

Kommentare
26.05.2020 / 18:02 Monika, bermuda.funk - Freies Radio Rhein-Neckar
in sonar
am 26.5.. Vielen Dank!