Querdenken floppt in Konstanz

ID 104674
Deutlich weniger Teilnehmende an der rechtsoffenen Versammlung a (Hauptteil)
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Am 3.10. und 4.10.2020 fanden in Konstanz Proteste gegen die Corona-Maßnahmen statt, zu denen das rechtsoffene Bündnis „Querdenken“ bundesweit mobilisiert hatte.
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Klassifizierung

Beitragsart: Nachricht
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: JR
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 05.10.2020
Folgender Teil steht als Podcast nicht zur Verfügung
 
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Skript
Am 3.10. und 4.10.2020 fanden in Konstanz Proteste gegen die Corona-Maßnahmen statt, zu denen das rechtsoffene Bündnis „Querdenken“ bundesweit mobilisiert hatte.

Am 3.10. scheiterte der großspurig angekündigte Weltrekordversuch eine Menschenkette um den Bodensee aufzustellen. Statt der nach Angaben der Veranstaltenden dafür erforderlichen 220 000 Menschen beteiligten sich an dem ganzen Protesttag lediglich etwa 10 000 Menschen. Ca. 1500 versammelten sich im Anschluss an die Menschenkette auf dem Hafenplatz zu einer Kundgebung.

So belagerte zwischen Stadtgarten und Sea-Life eine bunte und krude Mischung aus Impfgegner*innen, Esoteriker*innen und Antisemit*innen die Hafenstraße, verteilten verschwörungsideologische Bücher und anderes Propagandamaterial und schwungen Reden. Auch Rechte und Rechtsradikale waren gut vertreten. Deren Medienpräsenz war u.a. durch die rechten Youtuber Mat und Stefan Bauer - Rosenheimer AfD-Stadtratskandidat und auch für den AfD-nahen "Deutschlandkurier" tätig-, sowie u.a. durch das Compact-Magazin, die Epoch Times und Klagemauer TV gegeben. Vereinzelt tummelten sich auch Rechtsextreme mutmaßlich aus der Kameradschaftszene und der Identitären Bewegung auf dem Gelände, mit eindeutigen Symboliken.

Ein breiter Gegenprotest begleitete die Querdenken-Veranstaltung. Bürgerliche Kräfte, aus z.B. Grüne, SPD sowie deren Jugendorganisationen, Gewerkschaften und auch radikale Linke protestierten mit Kundgebungen und Demonstrationen gegen die „coronaskeptische“ Veranstaltung. An der Vorabkundgebung des "Welcome-to-Paradise"-Bündnisses beteiligten sich etwa 150 Menschen. Der Ort der Kundgebung wurde im Vorhinein vom Ordnungsamt auf den Bodanplatz verlegt. Ursprünglich sollte sie am Hauptbahnhof stattfinden.

Am zweiten Protesttag, Sonntag, den 4.10., fanden lediglich nur etwa 3 000 Menschen den Weg zu der Großkundgebung von Querdenken.

Eine Gegendemonstration des „Welcome-to-Paradise“-Bündnisses zog mit bis zu 400 Menschen vom Bodanplatz durch die Altstadt zum Hauptbahnhof. Die Stimmung lässt sich als entschlossen und laut beschreiben. Am Rande der Demo kam es zu einer Provokation von mehreren Personen, von den eine mehrfach den Hitlergruß zeigte und „Sieg heil“ skandierte. Die Personalien des Provokateurs wurde durch die Polizei aufgenommen und durch Medienvertreter*innen Strafanzeige gestellt.

Eine später stattfindende linke Spontandemonstration in "Klein-Venedig" wurde im weiteren Verlauf von der massiv auftretenden Polizei geräumt und abgedrängt. Die Einsatzkräfte setzten dabei Pfefferspray und Pferde ein, was bei der Enge der Hafenstraße äußerst unverhältnismäßig erschien. Eine Person wurde vorläufig festgenommen. Die Spontandemonstration endete später auf der Marktstätte mit einer Abschlussrede.

Die Querdenken-Versammlung musste zwischenzeitlich unterbrochen werden, da Unbekannte 2 Rauchtöpfe in den Backstage-Bereich geworfen hatten. Verletzt wurde niemand.

In einer Rede öffnete Querdenken-Initiator Michael Ballweg für Reichsbürger und andere Rechtsextreme erneut Tür und Tor, in dem er sich "vom Distanzieren distanziere". Ballweg hatte während eines Monitor-Interviews den rechtsextremen "Volkslehrer" Nikolai Nehrling von den Versammlungen ausgeladen. Dies geschah als Reaktion auf die Ereignisse in Berlin, als sich hunderte Rechte den Protesten anschlossen und u.a. die Reichstagstreppe besetzten. Ballweg wurde vorgeworfen er grenze sich nicht genügend davon ab. Nun fand also eine Revidierung jeglicher Distanzierungen statt. Ob das mit den schwindenden Teilnehmendenzahlen in Verbindung steht, darüber darf spekuliert werden.