Europa Ex-Territorial

ID 10576
 
Interview mit Helmut Dietrich von der FFM zur Europäischen Flüchtlings- und Migrationspolitik bzgl. der Maghrebstaaten.
Audio
18:54 min, 17 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Mono (32000 kHz)
Upload vom 08.11.2005 / 13:52

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Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Stephan Dünnwald
Kontakt: andraschn(at)web.de
Radio: LoraMuc, München im www
Produktionsdatum: 08.11.2005
keine Linzenz
Skript
Es ist noch nicht so lange her, da sahen wir im Fernsehen Bilder von Afrikanern, die Zäune stürmten oder zu stürmen versuchten, marokkanisch und spanische Polizisten und Militärs, die eben dies, auch unter Schusswaffengebrauch, zu verhindern suchten. Diese Bilder, ähnlich wie die Affäre um die Cap Anamur im letzten Sommer, die schiffbrüchige Migranten an Bord hatte und der die Italiener die Einfahrt in den Hafen verweigerten, weisen auf ein doppeltes Problem hin: in Afrika wollen oder müssen viele Menschen den herrschenden Lebensbedingungen entfliehen, in Europa will man diese Menschen nicht haben. Europa präsentiert sich als Festung und Wohlstandsinsel, auch, das bleibt oft unerwähnt, als Staatengemeinschaft, die wegen der dort gültigen Rechtsstandards und Werte in der Dritten Welt einen hohen Ruf genießt. Doch die Bilder aus Marokko zeigten, man will nicht teilen in Europa. Lieber gestaltet man das Mittelmeer, seit der Antike ein Raum der Beziehungen zwischen Ländern, zu einem Festungsgraben. Wir sprachen mit Helmut Dietrich von der Forschungsgesellschaft Flucht und Migration über die Abwehr von Flüchtlingen an die Außengrenzen Europas und deren Folgen.

Dietrich 1

Europa expandiert, nicht nur durch ständige Erweiterung, sondern auch durch den Export seiner politischen Grundmuster und Zielsetzungen. Bezüglich von Flüchtlingen heißt dies, dass die Flüchtlingsabwehr in den Bereich der Transitstaaten verschoben wird, die nun ihrerseits sehen müssen, dass sie die Flüchtlinge an ihren Grenzen abweisen. Nicht nur bei Marokko und Libyen, auch in den neuen Beitrittsstaaten der EU zeigt sich, dass aus Eigeninteressen eher die restriktiven Maßnahmen übernommen werden, denn mit den Werten der Europäischen Union, das ist auch in den Anrainerstaaten zu merken, ist es nicht mehr weit her. Welche Konsequenzen die Flüchtlingsabwehr als Exportschlager der EU für die Flüchtlinge und Migranten hat, fragten wir Helmut Dietrich.

Dietrich 2

Soweit Helmut Dietrich von der Forschungsgesellschaft Flucht und Migration, die sich seit einigen Jahren mit der Einwanderung nach Europa befasst. Vor kurzem wurde dort ein neues Buch veröffentlicht, das neben einem langen Aufsatz von Helmut Dietrich eine Reihe weiterer Texte und Materialien enthält. Zu beziehen ist das Buch: Ausgelagert: .exterritoriale Lager und EU-Aufmarsch an den Mittelmeergrenzen beim Niedersächsischen Flüchtlingsrat oder beim Verlag Assoziation A, oder im Buchhandel. Herausgeber sind Flüchtlingsrat Niedersachsen, das Komitee für Grundrechte und Demokratie sowie die Forschungsgesellschaft Flucht und Migration. Das Buch kostet 10 Euro.