Das social Distel-Ding – Erste Lockerungen

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Teil 66 der Kolumne aus dem social distancing - Diesmal mit dem eigentlichen Grund der Friseuröffnung
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03:05 min, 2900 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 01.03.2021 / 19:23

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Klassifizierung

Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Wirtschaft/Soziales
Serie: Das social Distel-Ding
Entstehung

AutorInnen: Fabian Ekstedt
Radio: LoraMuc, München im www
Produktionsdatum: 01.03.2021
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Heute ist es soweit! Endlich! Juhu! Der erste Schritt raus aus dem Loch!
Endlich Friseure! Endlich körpernahe Dienstleistungen! Endlich Baumärkte! Endlich ein Markus Söder, der nicht nur warnt, sondern auch gleichzeitig öffnet. Endlich!
Gut. Diese Übertreibung am Anfang musste sein. Denn auch für dieses nüchtern zurückhaltend auf Maßnahmen blickende social Distel-Ding birgt diese kleine Lockerung eine große Abwechslung im Alltag. Bau- und Gartenmärkte! Blumen, Erde, Werkzeug – Endlich was zu tun, endlich wieder Projekte die für Ablenkung sorgen, die den Ausblick auf dem Balkon verändern, und die die in den letzten zweieinhalb Monaten Lockdown abgewohnte Wohnung wieder herrichten können. Nach all der erzwungenen Passivität können wir jetzt dann wieder gestaltend tätig sein. Wobei natürlich die Gefahr besteht, dass sich bei dieser Veränderung jetzt genauso viele social Distel-Dinger am Heimwerken versuchen, wie in den letzten Monaten am Joggen. Denn während die öffentlich Herumhechelnden wahrscheinlich langfristig die Orthopädien beschäftigen werden, drohen bei den Hobby-Heimwerkerinnen und -Heimwerkern Gliedmaßen abhanden zu kommen und damit die Krankenhäuser erneut geflutet zu werden.
Dann aber zumindest mit guten Frisuren. Letztlich hat die Politik erkannt, dass es elementar ist, dass die Bevölkerung sich ihrer Lockdown-Strähnen entledigen kann. Somit kann die Lockdown-Zeit wieder relativ wahrgenommen und nicht mehr mit einem Lineal Zentimeter für Zentimeter am Kopfhaar nachgemessen werden.
Und das ist wohl die wahrscheinlichste Erklärung, warum Söder, Laschet und Co. die Friseur*innen neuerdings als so systemrelevant erachten. Für sie gilt: Gebt den Leuten im Superwahljahr bloß keinen Anhaltspunkt an dem sie fest machen können, dass nicht alles super war. Lasst uns lieber für Sie reden und in wortgewaltigen aber inhaltsleeren Reden den Volkswillen skizzieren.
Denn das ist es, was immer wieder versucht wird. Ständig dieses Gerede von „den Menschen die das nicht verstehen“, davon, dass „die Menschen eine Perspektive brauchen“ und all diese Versuche sich als Menschenversteher darzustellen. Wer es nicht besser wüsste, könnte meinen der Bundestag und die Landes-Parlamente sind in Raumschiffen oder auf dem Olymp untergebracht, so sehr wie sich diese wohlmeinenden Aliens oder Götter und Göttinnen um das Schicksal der Menschen streiten.
Vielleicht ist jetzt tatsächlich die Zeit sich wieder mit den alten griechischen Mythen zu beschäftigen. Jetzt da der Mensch sich wieder als Spielball höherer Mächte fühlt, hin und her gebeutelt zwischen Krankheit, Unwetter und zerrütteten Plänen. Nur sollte dann irgendjemand mal Markus „Heiland der Union“ Söder anrufen und ihm mitteilen, dass auch er nur ein Mensch ist. Er und seine Kolleg*innen sind wie wir, einfache Sterbliche, die seit Odysseus Irrfahrt nicht wirklich einen Weg gefunden haben, wie das Leben auf diesem Planeten nachhaltig lebenswert bleibt. Aber immerhin haben ab heute einige bessere Frisuren als damals.

Kommentare
03.03.2021 / 17:30 ab 17 Uhr in sonar, bermuda.funk - Freies Radio Rhein-Neckar
gesendet
Danke