Abschiebung auf Probe

ID 10789
 
Es ist Winter, auch im Kosovo. Die Provinz, über deren Status nun Verhandlungen begonnen haben, ist die ärmste Ecke des Staates Serbien-Montenegro. Die Arbeitslosigkeit grassiert, viele Menschen leben am unteren Rande des Existenzminimums. Ist die Lage der Menschen im Kosovo schon schlimm, so gilt dies in erhöhtem Maße für Menschen, die zur Zeit ohne Geld und ohne Habe in den Kosovo abgeschoben werden, und die nicht einmal ein Dach über dem Kopf haben. Doch damit nicht genug:
Erst Ende letzter Woche wurde bekannt, dass die Baden-Württembergische Landesregierung einen Versuch unternommen hat, auch bedrohte Minderheiten illegal in den Kosovo abzuschieben. Insgesamt 33 Angehörige von Minderheiten, Roma und Ashkali, waren unter den rund 150 Personen, die am 15. November in die kosovarische Provinzhauptstadt Prishtina abgeschoben wurden. Für Minderheiten gilt allerdings noch ein weitgehender Abschiebeschutz. Seit den Verfolgungen vom März letzten Jahres, bei denen mehrere Menschen getötet wurden, ganze von Roma, Ashkali oder Serben bewohnte Viertel abgebrannt und geplündert wurden und Tausende Menschen die Flucht vor der albanischen Bevölkerungsmehrheit ergriffen, ist die Rückkehr von Minderheiten an strenge Auflagen geknüpft. Jede einzelne Abschiebung muss der UNMIK, der UN-Verwaltung des Kosovo, gemeldet werden und muss von dieser auch eine Genehmigung erhalten, weil Minderheiten im Kosovo als besonders gefährdet gelten und die UNMIK keine neuen Ausschreitungen riskieren will. Wir sprachen mit Marei Pelzer, Referentin bei Pro Asyl, über den jetzt bekannt gewordenen Vorfall.


Soweit Marei Pelzer, Referentin der Flüchtlingsrechtsorganisation Pro Asyl, über einen illegalen Abschiebeversuch des baden-württembergischen Innenministeriums. Es bleibt abzuwarten, wie das Innenministerium erklären wird, dass es eine UN-Behörde wissentlich hinters Licht führen wollte und dies obendrein auf dem Rücken von Flüchtlingen, darunter einigen Kindern, durchgezogen hat. Auch nicht uninteressant ist die Frage der Kosten, die dem Steuerzahler durch diese Aktion aufgebürdet werden.
Audio
05:33 min, 5203 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 29.11.2005 / 10:07

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Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Stephan Dünnwald
Kontakt: andraschn(at)web.de
Radio: LoraMuc, München im www
Produktionsdatum: 29.11.2005
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