'Ende Gelände': "Erfolgreiches Aktions-Wochenende - Klimagerechtigkeits-Bewegung wächst und ist international stark wie nie!"

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Die Umweltschutz-Organisation 'Ende Gelände' hat heute das Aktions-Wochenende für Klimagerechtigkeit für beendet erklärt. Mehr als 2.000 AktivistInnen beteiligten sich an Blockaden im ChemCoast Park bei Brunsbüttel. In der Nachbarschaft von Produktionsanlagen der Öl- und Chemieindustrie ist dort ein Terminal für Fracking-Gas geplant. Bei Wind und Wetter blockierten die AktivistInnen an wichtigen Stellen die Bahngleise zum ChemCoast Park.
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mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 09.08.2021 / 23:05

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Klassifizierung

Beitragsart: Nachricht
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Umwelt, Arbeitswelt, Internationales, Wirtschaft/Soziales
Serie: Burning Beds
Entstehung

AutorInnen: Klaus Schramm
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 09.08.2021
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
'Ende Gelände': "Erfolgreiches Aktions-Wochenende - Klimagerechtigkeits-Bewegung wächst und ist international stark wie nie!"

Die Umweltschutz-Organisation 'Ende Gelände' hat heute das Aktions-Wochenende für Klimagerechtigkeit für beendet erklärt. Mehr als 2.000 AktivistInnen beteiligten sich an Blockaden im ChemCoast Park bei Brunsbüttel. In der Nachbarschaft von Produktionsanlagen der Öl- und Chemieindustrie ist dort ein Terminal für Fracking-Gas geplant. Bei Wind und Wetter blockierten die AktivistInnen an wichtigen Stellen die Bahngleise zum ChemCoast Park.

Der Bau des sogenannten LNG-Terminals (LNG = Liquefied Natural Gas) wird sowohl von der Bundesregierung als auch von der "schwarz-grün-gelben" schleswig-holsteinischen Landesregierung gedeckt. Dieses LNG-Terminal soll im ChemCoast Park in unmittelbarer Nähe des hochradioaktiven Atommülls auf dem Gelände des stillgelegten AKW Brunsbüttel gebaut werden. Bei einer Explosion in der Gas-Anlage könnten Druckwellen auch für das illegale Atommüll-"Zwischen"-Lager katastrophale Auswirkungen haben - wie ein unabhängiges Gutachten im Auftrag der DUH beweist. Der pseudo-grüne Robert Habeck, der von 2012 bis 2018 als stellvertretender Ministerpräsident und Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und Natur amtierte, hatte nicht nur den Bau des LNG-Terminals abgenickt, sondern auch per Ausnahmeanordnung die weitere Einlagerung von hochradioaktivem Atommüll im illegalen Atommüll-"Zwischen"-Lager erlaubt.

Fracking-Gas ist wegen der katastrophalen Umwelt-Auswirkungen bei der Förderung berüchtigt, wobei nicht nur Grundwasser verseucht wird. Bei der Gewinnung und beim Transport des Erdgases wird zudem das extrem klimaschädliche Treibhausgas Methan freigesetzt.

Die Blockaden von 'Ende Gelände' wurden vom Samstag, 31. Juli, über die Nacht hinweg bis zum Sonntag aufrecht erhalten. Am Samstag hatten AktivistInnen mit Kanus den Schiffsverkehr auf dem Nord-Ostsee-Kanal für mehr als zwei Stunden komplett zum Erliegen gebracht. Auf einer der wichtigsten Wasserstraßen der Welt stauten sich die Schiffe. Ende Gelände fordert den sofortigen Ausstieg aus Gas, Öl und Kohle.

Sitz-Blockaden fanden auch auf Bahngleisen am Werkgelände der Erdöl- und Chemiefabrik Sasol statt. Der Konzern Sasol mit Sitz in Johannesburg ist das zweitgrößte Industrie-Unternehmen Südafrikas und laut Um­welt­schüt­ze­rIn­nen verantwortlich für den weltweit größten Treibhausgas-Ausstoß an einem einzigen Ort. Eine einzige Anlage emittiert laut der Nachrichten-Plattform Bloomberg Green 56,6 Millionen Tonnen Treibhausgas pro Jahr – mehr als hundert Länder zusammen.

Bei der Blockade des Nord-Ostsee-Kanals wurden 15 AktivistInnen von der Polizei in Gewahrsam genommen, darunter Esteban Servat, Klimaaktivist aus Argentinien. Servat, der aus der Fracking-Gas-Region Vaca Muerta kommt, musste Argentinien wegen staatlicher Repression und Todesdrohungen verlassen.

"Die Gas- und Fracking-Industrie ist heute eine Fortsetzung kolonialer Formen der Ausbeutung: Die offenen Adern des globalen Südens bluten durch die Wasserwege Europas. Deshalb hatten wir beschlossen, den wichtigsten Kanal für Frachtverkehr in Europa zu blockieren," berichtet Servat nach seiner Entlassung. "Ich musste aus Argentinien fliehen, weil ich mich gegen die Gas-Industrie gewehrt habe. Jetzt droht mir in Deutschland ein Verfahren. Aber wir lassen uns nicht einschüchtern. Es ist Zeit für zivilen Ungehorsam."

Das Aktions-Wochenende von 'Ende Gelände' war Teil des globalen Aktions-Tages des Bündnisses "Shale must fall" gegen Gas, Fracking und Kolonialismus. Neben den Blockade-Aktionen in Brunsbüttel hatte 'Ende Gelände' in Hamburg eine international besetze Podiumsdiskussion veranstaltet und mit der "Antikolonialen Attacke" eine Demonstration organisiert. Zeitgleich fanden in Südamerika, Nordamerika und Europa in 13 Ländern 23 Aktionen gegen Fracking statt.

Joli Schröter und Elia Nejem, PressesprecherInnen von Ende Gelände, ziehen eine positive Bilanz:

Joli Schröter: "Unser Aktions-Wochenende war sehr erfolgreich. Wir haben mit unseren Blockaden der Lüge vom sauberen Gas kurze Beine gemacht. Den Bau des Fracking-Gas-Terminals in Brunsbüttel werden wir nicht zulassen."

Elia Nejem: "Der fossile Kapitalismus ist die Fortsetzung des Kolonialismus. Er sprengt die Grenzen des Planeten. Wir stellen das Leben über Wirtschaftswachstum und Profite. Deshalb kämpfen wir für Klimagerechtigkeit und eine sozial-ökologische Revolution. Wir haben an diesem Wochenende gezeigt: Eine andere Welt ist möglich! Die Klimagerechtigkeitsbewegung wächst und ist international stark wie nie! Wir werden den Klimakolonialismus stoppen."

Als eine Demonstration von 'Ende Gelände' am Samstag gegen 13 Uhr das Areal des Kunstdünger-Produzenten Yara in Brunsbüttel erreichte, flogen Steine über den Zaun in Richtung der DemonstrantInnen. Diese konnten glücklicher Weise rechtzeitig zurückweichen, so daß niemand verletzt wurde. Ein Mitarbeiter einer "Security"-Firma war von seinem Wachturm heruntergeklettert, in Richtung Zaun gerannt und hatte die Steine geworfen. Vermutlich wird er dafür nicht zur Rechenschaft gezogen. Polizei die von der anderen Seite her mit Hunden herbeieilte, war allein auf die DemonstrantInnen fixiert. Diese setzten sich vor das Werktor.