NoCovid Strategie in Australien für gescheitert erklärt

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NoCovid in Australien für gescheitert erklärt

Die Australische Regierung hat angesichts der steigenden Fallzahlen, die 7 Tage-Inzidenz liegt in Australien aktuell recht exakt auf deutschen Niveau bei rund 67, ihre bisherige NoCovid Strategie für gescheitert erklärt.

Der Beitrag analysiert aus libertärer Sicht den autoritär-repressiven Ansatz von NoCovid und versucht zu erörtern, warum er in Australien (und anderswo) nicht funktionieren kann.
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Upload vom 10.10.2021 / 14:07

Dateizugriffe: 1328

Klassifizierung

Beitragsart: Anderes
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Internationales, Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Mel
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 10.10.2021
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
NoCovid in Australien für gescheitert erklärt

Die Australische Regierung hat angesichts der steigenden Fallzahlen, die 7 Tage-Inzidenz liegt in Australien aktuell recht exakt auf deutschen Niveau bei rund 67, ihre bisherige NoCovid Strategie für gescheitert erklärt.
Zero Covid oder No Covid sind Strategien zur Bekämpfung der Covid-Pandemie, bei denen durch massive staatliche Einschränkungen und autoritär-repressive Maßnahmen versucht wird, die Ausbreitung des Virus möglichst komplett zu unterbinden. Hierzu gehören stark einschränkende Lockdowns mit weitgehenden Ausgangsverboten für die Bevölkerung, Schließung der Grenzen, Einschränkung des Handels und Warenverkehrs und manches mehr.
Solche autoritäre Konzepte wurden auch hier in Europa diskutiert und erstaunlicherweise auch von sich links verstehenden Menschen und Gruppen propagiert. Letztlich erwiesen sie sich in der dichtbevölkerten Europäischen Union mit Dutzenden nationaler Grenzen aus pragmatischen Gesichtspunkten nicht als durchführbar. Ein derartiges Szenario wurde daher nicht ernsthaft zu etablieren versucht. In Australien und auch Neuseeland gestaltete sich die Situation anders. Die Insellage am Rande der Welt machte eine Abschottung zumindest praktisch möglich, wenn eine Gesellschaft oder besser gesagt ihre Herrschenden, bereit sind, die damit einhergehenden massiven Einschränkungen kollektiver und individueller Freiheit hinzunehmen. Um die unterschiedlichen Ausgangsvoraussetzungen und Dimension allein auf das Moment der Grenzschließung zu verdeutlichen: in Deutschland passieren jeden Tag deutlich mehr Menschen und Waren die Grenze als in Australien im ganzen Jahr.
Die Folgen für die Bevölkerung sind bei diesem repressiven Seuchenkonzept massiv. In Australien wurden bei kleinsten Ausbrüchen weiträumige, totale Lockdowns verhängt. Spiegel Online verkündete vor wenigen Tagen in typischem Bildzeitungsstil: Melbourne bricht Lockdwown-Rekord!
Über 246 Tage war die australische Millionenmetropole, genauer gesagt die dort lebenden Menschen, einem harten Lockdown und massiven Freiheitsbeschränkungen unterworfen. Ganz widerspruchslos haben sich die BewohnerInnen übrigens nicht häuslich einknasten lassen, es gab zahlreiche und massive Proteste mit hunderten von Festnahme, worüber die hiesigen Medien so gut wie nicht berichteten.
Nun scheinen die Herrschenden in Australien und Neuseeland das Konzept ändern zu wollen. Es ist offensichtlich geworden, dass auch durch massivste Einschränkungen eine Ausrottung des Virus in einem Land bei einer weltweiten Pandemie nicht möglich ist. Das hätte ein paar gar nicht mal so schlaue Epidemiologen den Machthabern in Canberra und Auckland auch vorher schon sagen können, aber gut, manche Erfahrungen wollen offenbar erst mal gemacht werden.
Es geht auch nicht darum, nun besserwisserisch es ohnehin schon gewusst zu haben, sondern um eine Analyse von Struktur, Humanität und Effektivtät von Maßnahmen. Restriktive Ansätze wie Ausgangsverbote, Kontaktsperren, Schulschließungen, Arbeitsverbote oder Grenzschließungen haben stets nur einen passiv-verhindernden und aufschiebenden Effekt, die Ausbreitung eines Krankheitserregers wird für einen gewissen Zeitraum behindert, im Optimalfall gestoppt. Logischerweise müssen solche Maßnahmen auch wieder enden, wenn wir unser Restleben nicht im häuslichen Arrest zubringen wollen. Danach wird sich, bei sonst unveränderten Bedingungen, der Krankheitserreger wieder ausbreiten, was Australien und Neuseeland nun auch gelernt haben.
Dies bedeutet, restriktive Maßnahmen habe nur dann Sinn, und eventuell auch eine gewisse Legitimität, wenn sie mit anderen Aktionen verbunden werden, welche die Gesamtlage positiv beeinflussen. Eine der besten aktuellen Möglichkeiten bei Covid 19 die Gesamtsituation positiv zu beeinflussen besteht in Impfungen, soweit diese effektiv und verträglich sind. In Australien hatte man so auf die NoCovid Strategie gesetzt, dass das Impftempo langsam war, was mit eine Ursache der jetzigen Probleme darstellt. Krankheiten lassen sich längerfristig nur mit progressiven Methoden erfolgreich bekämpfen. Hierzu gehören Impfungen, medikamentöse Entwicklungen, Hygienemaßnahmen, Stärkungen des Immunsystems und bessere allgemeine Behandlungskonzepte.
Autoritär-repressive Maßnahmen, die massiv in die individuelle wie kollektive Freiheit eingreifen, sind aus libertärer Sicht nicht nur politisch wie menschlich abzulehnen, sie erweisen sich auch nicht als längerfristig effektiv. Verbote und Einknastungen haben sich noch nie als zukunftsträchtige und humane Lösungen eines Problems erwiesen. Es ist bedauerlich und bedenklich, dass nicht nur Australiens rechts-konservative Regierung, sondern auch viele sich links verortende Menschen hierzulande solchen autoritären und repressiven Maßnahmen in der Pandemie den Vorrang geben.

Kommentare
14.10.2021 / 16:04 Attac-Magazin, radio flora, Hannover
Danke!
gesendet am 12.10.