Millionenkicker, Medien, Corona und die Herrschenden

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Da ich keinen Gewinn daraus ziehen kann, einigen Millionären beim Umherkicken einer luftgefüllten Blase aus Tierhäuten zuzusehen, wusste ich bis vor kurzem nichts von der Existenz eines Mitmenschen namens Joshua Kimmich. Dann wurde mir die Tatsache, dass besagter Herr Kimmich noch nicht geimpft ist, in allen, und ich meine wirklich allen, Medienportalen teilweise mit mehreren Beiträgen pro Tag um die Ohren gehauen.

Eine Analyse der medialen Erziehung der unmündigen Bevölkerung aus libertärer Sicht
von Mel
Audio
05:28 min, 5197 kB, mp3
mp3, 129 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 01.11.2021 / 15:36

Dateizugriffe: 1165

Klassifizierung

Beitragsart: Anderes
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Internationales, Sport, Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Mel
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 01.11.2021
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Da ich keinen Gewinn daraus ziehen kann, einigen Millionären beim Umherkicken einer luftgefüllten Blase aus Tierhäuten zuzusehen, wusste ich bis vor kurzem nichts von der Existenz eines Mitmenschen namens Joshua Kimmich. Dann wurde mir die Tatsache, dass besagter Herr Kimmich noch nicht geimpft ist, in allen, und ich meine wirklich allen, Medienportalen teilweise mit mehreren Beiträgen pro Tag um die Ohren gehauen. Die aufgeregten AutorInnen samt prominenter InterviewpartnerInnen sorgten sich allerdings nicht um die Gesundheit des Herrn Kimmich, sondern befürchteten unsisono, der tumbe deutsche Michel und die tumbe deutsche Micheline lassen sich nicht mehr Impfen, wenn es der balltretende Star nicht tut. Danke schön – wir wissen schon lange, dass ihr uns alle für absolut beschränkt haltet – dennoch erneut der Versuch einer Rückmeldung: wenn Herr Kimmich auf den momentan besten Schutz vor einer Coronainfektion verzichten möchte, so ist das bedauerlich für ihn, hat aber absolut nichts mit der Entscheidung freier und informierter BürgerInnen zu tun. Das mediale Trommelfeuer, um die beschränkte Bevölkerung vor dem schlechten Einfluss uneinsichtiger Stars zu bewahren, kann wieder eingestellt werden.
Hinsichtlich des Herrn Kimmich ist, bis ich dazu kam den Beitrag zu machen, die mediale Hysterie schon wieder abgeflacht. Für wie unmündig, uninformiert und denkunfähig uns die Medienschaffenden halten, zeigt auch ein anderer Coronabezogener Beitrag, diesmal aus der Tagesschau, also dem aus unserer aller Beiträgen bezahlten Qualitätsmedium: Ich zitiere einen Einleitungsheader zur Situation in Portugal vom 28.10.2021 von Korrespondent O.Neurod:

Portugal steht vor Neuwahlen
Obwohl Portugal im Kampf gegen das Coronavirus weltweit Spitzenwerte bei der Impfquote aufweist, steuert das Land auf eine Neuwahl zu. Denn: Die sozialistische Regierung ist mit ihrem Haushaltsplan für 2022 im Parlament gescheitert.

Was wollen uns diese kryptischen Zeilen mitteilen? Dass ein Land, das eine gute Impfquote aufweist, keinen verabschiedeten Haushalt mehr braucht? In nahezu allen parlamentarischen Staatsformen führt das Nichtpassieren eines Haushalts zur Regierungskrise und wenn das Problem nicht gelöst werden kann, zu Neuwahlen – das hat und hatte noch nie etwas mit einer Impfquote zu tun. Sollen im Umkehrschluss wir guten BürgerInnen nach Ansicht der Tagesschau bedenken, dass womöglich unsere geliebte Regierung in Gefahr ist, wenn wir uns nicht ausreichend impfen lassen? Das könnte euch so passen – daher nochmals aus libertärer Sicht: Nein wir lassen uns nicht deshalb impfen, weil ihr Tag und Nacht dafür trommelt, sondern weil wir uns und unsere Mitmenschen schützen wollen.
Hinzu kommt: was hat denn die Regierung in Portugal dafür getan, dass die Impfquote hoch ist? Ist Ministerpräsident Costa Tag und Nacht mit der Spritze in der Hand durch die Straßen geirrt, um den Impfstoff in jeden sich bietenden Arm zu jagen? Journalist Neurod bleibt eine Erklärung schuldig.
Das ist nicht ungewöhnlich und würde mich normalerweise zu keiner eigenen medialen und journalistischen Aktivität anstacheln. Allerdings ist Portugal aus libertärer Sicht ein hervorragendes Beispiel für gescheiterte autoritäre Coronapolitik und daher ärgern solche ungerechtfertigten Lobeshymnen auf die coronabezogenen Leistungen einer unfähigen Regierung.
In Portugal sehen wir ein beispielhaft schlechtes Coronamanagement:
1. Die Herrschenden verordneten der Bevölkerung das wohl strengste Coronaregime Europas mit langanhaltenden massiven und repressiven Einschränkungen der individuellen und kollektiven Freiheit
2. Daraus resultierend kam es zu einem der weitreichendsten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Downfalls innerhalb der EU. Die Einbußen für die unteren 70 Prozent der Bevölkerung sind schwerwiegend und leider wohl auch langanhaltend.
3. Dennoch wies Portugal sehr hohe Fallzahlen auf, es kam auch zu vielen schweren Verläufen und Todesopfern.
4. Portugal war eines der wenigen Länder der EU, in dem das Gesundheitssystem phasenweise konkret überlastet war. Zeitweise fehlte zentrales medizinisches Material.
Also Herr Neurod, wenn schon, könnten Sie schreiben: da die Regierung in Portugal beim Coronamanagement nachhaltig versagt hat, nutzte die Bevölkerung die Chance der Impfung, um sich selbst zu schützen – von den Herrschenden war und ist nichts Hilfreiches zu erwarten.