Kompletter Sprechtext:

Heute: Der Abflußrohrsänger (Acrocephalus nebulopalustris)

Kleines, graubraunes Tier mit hallendem Gesang, einerseits durch Biotop, andererseits durch Aufsuchen besonders stark hallender Singplätze (Rohre, Teekessel, Badewannen) bedingt. Der Balzruf wird bevorzugt aus Abflußrohren intoniert ("Dirudidulöblubbblubb").
Der Schnabelaufsatz dient dem Abflußrohrsänger als Schrauber, mit dem er die Abflußgitter vom Rohr schraubt zwecks Einnistung in dasselbe.
Das Weibchen klebt die Eier an der Innenwand des Rohres fest, damit sie nicht weggespült werden. Tatsächlich ist auch, allen Gerüchten zum Trotz, beobachtet worden, daß der Vogel die Abflüsse nicht nur auf-, sondern auch wieder zuschraubt. Und das jedesmal, wenn er das Rohr verläßt!
Bevorzugte Nahrung sind Silberfischchen, Asseln, Spinnen und Schaben. Letztere können ähnliche Maße wie der Vogel besitzen, aber das hindert ihn nicht daran, sie trotzdem zu bejagen. Die Jagdart ist eine Art Ansitzjagd, bei der sich der Abflußrohrsänger mit seinen gummiartigen Sohlen auf allem glatten Material bestens zu halten vermag. Probleme bereiten ihm dabei nur Seife und andere schmierige Sachen. Ebensowenig wie Seife mag er regelmäßige chemische Beckenreinigungen, die seine Beutetiere vernichten.
Die eigentliche Bedrohung dieser Art ergibt sich jedoch aus der immer weiter um sich greifenden Mode, Akku-Schrauber mit Kreuzschlitzschraubenaufsatz und entsprechenden Schrauben beim Zuschrauben der Rohre zu verwenden. Derart seiner Brutmöglichkeit beraubt, gerät der Abflußrohrsänger immer weiter an den Rand der Existenz.
Die domestizierte Form, Acrocephalus nebulopalustris forma domestos, wird zum Rohresäubern, Ungezieferfang und, bei entsprechender Dressur, zum Lösen und Anziehen von Normalschrauben verwendet.

Packeys Vogelbuch 23041990;
in Frühschicht gesendet am 30.03.2005;
Sprecher: HikE

zu dem Ganzen gibts ein passendes Bild unter homa.arcor.de/watcherx/ und dort "Vogel der Woche"