Zur Kritik des digitalen Kapitalismus

ID 114700
 
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Bearbeiteter Mitschnitt des Vortrags "Zur Kritik des digitalen Kapitalismus" von Torsten Liesegang, gehalten am 1. November 2019 im AJZ Chemnitz.
Audio
01:07:45 h, 155 MB, mp3
mp3, 320 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 25.03.2022 / 12:50

Dateizugriffe: 1331

Klassifizierung

Beitragsart: Anderes
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Arbeitswelt, Kultur, Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Michael Siegel
Radio: Radio T, Chemnitz im www
Produktionsdatum: 22.03.2022
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
++ Ankündigungstext der Veranstaltung ++

Zur Kritik des digitalen Kapitalismus

Vortrag und Diskussion mit Torsten Liesegang

Gottfried Wilhelm Leibniz schreibt 1697 an seinen Herzog, dass im „Ursprung der Zahlen [...] durch deren Ausdrückung blos und allein mit Eins und mit Nulle oder Nichts alle Zahlen entstehen“, was die Allmacht Gottes beweise, „Alles aus Nichts“, also die Eins aus der Null zu machen. „Theologische Mucken“ hat also nicht nur wie bei Marx die Ware und ihr Wert, sondern bereits der von Leibniz entdeckte Binärcode. Im Vortrag soll es um deren Verhältnis gehen: Code zu Ware, Digitalisierung zu Kapitalismus. Während „Transhumanisten“ in Selbstabschaffungsfantasien von einer digitalen Beseelung der Materie träumen, die sich in Zukunft ohne den Menschen reproduziert, sehen andere Computer und Internet als Rettungsanker des Liberalismus: als unsichtbare Hand, die eine funktionierende und gerechte Güterverteilung organisiert und sie zitieren dabei das Moore'sche Gesetz des exponentiellen Wachstums der Rechenleistung wie eine Antwort auf den tendenziellen Fall der Profitrate. Weitere sehen dagegen Daten an die Stelle des Geldes treten und hoffen nach dem Motto „Das Kapital bin ich“ auf eine Hyperökonomisierung auch noch des letzten Informationspartikels. Sogenannte „Akzelerationisten“ erwarten dagegen einen Fortschritt der Digitaltechnik, der menschliche Arbeit überflüssig machen soll: Jedem sein eigener 3D-Drucker. Die Commons-Bewegung träumt von der Abschaffung des Staates im Prozess des „Teilens“ und der „Gabe“ nach dem Vorbild von Opensource-Strukturen. Im Vortrag sollen die unterschiedlichen Positionen zum Verhältnis von digitaler Technik und dem Kapital untersucht werden. Dabei wird deutlich werden, dass die Digitalisierung keine Überwindung des Kapitalismus mit sich bringt, sondern als Antwort auf die Überproduktionskrisen der 70er Jahre die notwendige Voraussetzung für Neuarrangement und Expansion des Kapitals liefert.

Torsten Liesegang (Freiburg) hat 2002 den Band Liter@tur. Computer – Literatur – Internet herausgegeben.