Prozess gegen sexuelle Folter in türkischen Gefängnissen auf Oktober vertagt

ID 1208
 
Am 15.Mai wurde am Istanbuler Schwurgericht ein Prozess gegen 18 Frauen und einen Mann fortgeführt. Den Angeklagten wird vorgeworfen den türkischen Staat und seine Sicherheitskräfte verunglimpft und beleidigt zu haben. Anlass des Prozesses ist eine Tagung im Juni 2000 in Istanbul. Dort sollte das Tabu der sexuellen Gewalt durch staatliche Sicherheitskräfte gebrochen werden.
Audio
09:18 min, 3267 kB, mp3
mp3, 48 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 16.05.2002 / 00:00

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Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Internationales, Frauen/Lesben, Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Radio Dreyeckland
Produktionsdatum: 15.05.2002
keine Linzenz
Skript
ANMODERATION

Am 15.Mai wurde am Istanbuler Schwurgericht ein Prozess gegen 18 Frauen und einen Mann fortgeführt. Den Angeklagten wird vorgeworfen den türkischen Staat und seine Sicherheitskräfte verunglimpft und beleidigt zu haben.
Anlass des Prozesses, der schon im März letzten Jahres eröffnet wurde, ist eine Tagung im Juni 2000 in Istanbul. Organisiert von einer Plattform unterschiedlicher Frauengruppen sollte dort das Tabu der sexuellen Gewalt durch staatliche Sicherheitskräfte gebrochen werden. Frauen berichteten auf diesem Kongress von polizeilichen Durchsuchungen durch männliche Beamte bis hin zu Vergewaltigungen durch Polizisten, Soldaten und "Dorfschützer". Andere Rednerinnen wie die Rechtsanwältin Fatma Karakas sprachen von „systematischen Vergewaltigungen an kurdischen Frauen“. Fatma Karakas ist Mitbegründerin eines Projekts mit dem sperrigen Namen „Rechtliche Hilfe für Frauen, die von staatlichen Sicherheitskräften vergewaltigt oder auf andere Weise sexuell mißhandelt wurden“. Mit der Tagung haben sich zum ersten Mal Frauen in organisierter Form an die Öffentlichkeit gewandt. Genau das scheint der türkischen Regierung ein Dorn im Auge zu sein: sie setzte, obwohl der Kongress genehmigt worden war, den Justizapparat in Gang. Die Organisatorinnen der Tagung, die Rednerinnen und der Vater einer jungen vergewaltigten Frau wurden angeklagt. Einige von den Frauen sogar ein weiteres Mal vom Staatssicherheitsgericht wegen der selben Sache.
Die bisherigen vier Prozesstage endeten mit Vertagung wegen fehlender Beweismittel: Unter anderem sind Tonbänder nicht auffindbar und der Aufenthaltsort einer Angeklagten zum Zeitpunkt des Kongresses muß geklärt werden.
Andrea Schanz sprach mit der Prozessbeobachterin Wanda Lass über den Verlauf des letzen Prozesstages und über die aktuelle Situation für betroffene Frauen in der Türkei.

ABMODERATION

Der nächste Prozesstermin ist der 10. Oktober um 14 Uhr. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite www.mediensyndikat.de