Zahlen: es kommt drauf an, was man draus macht!

ID 12087
 
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Statistischer Kommentar zu den Landtags-Wahlen.
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04:06 min, 1918 kB, mp3
mp3, 64 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 27.03.2006 / 00:00

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Klassifizierung

Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Serie: zip-fm - Einzelbeitrag
Entstehung

AutorInnen: wolli
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Produktionsdatum: 27.03.2006
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Am Sonntag Abend wurden wir mal wieder mit Zahlen nur so überschüttet. Und es ist irgendwie doch alles so geblieben wie bisher. Es gab nur eine entscheidende Änderung: Der Statistiker der Tageschau um acht ließ doch glatt etwas verlauten, was sonst nur im freien Radio zu hören ist, und gemeint ist nicht nur der Versprecher:
<O-Ton>
Sie hatten wohl die letzten statistischen Ergüsse aus den freien Radios zu den Wahlen mitbekommen. Nicht, daß damit unsere Ergüsse überflüssig werden. Nein, hier bekommt ihr, wie gewohnt, mehr und tiefergehendes. Wir haben uns die Mühen gemacht im Morast der Zahlen zu wühlen.
Für Herrn Böhmer in Sachen-Anhalt ist es dann doch nicht ganz so schlimm geworden. Ihn haben dann doch 15,7% der Wahlberechtigten auch gewählt. Nimmt mensch nun noch die hinzu, die gar nicht wählen dürfen (und das sind nicht nur die Kinder, sondern auch die, die keinen deutschen Paß haben, obdachlos sind, im Knast sitzen, oder dummer weise gerade umziehen), dann sind es nur noch 13%, oder gut ein 1/8 der registrierten Menschen in Sachen-Anhalt, die einen zum Ministerpräsidenten mit Mehrheit machen können. Die Illegalisierten Menschen müssen leider auch bei uns außen vor bleiben, denn darüber gibt es keine Zahlen.
Aber wie sehen denn die Mehrheiten in den anderen Bundesländern aus?
In Baden-Württemberg ist die CDU nur knapp an der absoluten Mehrheit im Parlament vorbeigeschrammt. Nötig waren in Baden-Württemberg dafür nur knapp 18% der Bevölkerung. Aber noch schöner sieht es in Rheinland-Pfalz aus. Dort braucht die SPD noch nicht mal jeden fünften Bewohner, nämlich nur 19,7% um im Parlament eine Absolute Mehrheit von 52,5% zu erreichen.
Der selbstständig denkende Mensch fragt sich: 19,7% sind doch nicht 52,5%? Wie geht das?
Nichts einfacher als das. Erst mal dürfen in Rheinland-Pfalz nur gut ¾ der Menschen wählen gehen, exakt 75,7%. Das sind dann 100% der Wahlberechtigten. Von diesen Priviligierten sind dann (warum auch immer) nur 58% zur Wahl gegangen. Von all denen, die hingegangen sind, haben auch noch 2% ungültig gewählt. Wobei eine Stimmenthaltung auch als ungültig gilt. Wieviele wirklich zu blöd sind den Zettel auszufüllen, ist schwer zu sagen.
Aber zurück zur Zahlenmystik. Jetzt bleiben nur noch die Stimmen übrig, derer die zur Wahl durften, hingegangen sind und brav eine Partei angekreuzt haben. Aber es fallen noch mehr hinten runter, denn es gibt noch die 5%-Hürde. Und an der sind 13,6% der ordentlich abgegeben Stimmern gescheitert, also fallen die auch noch weg, zählt halt nicht. Und so wird aus 19,7% der Bevölkerung die absolute Mehrheit im Parlament. Zwar nicht mehr „der Staat bin ich“, wie im Absolutismus; in der Demokratie heißt das: „wir Fünftel machen den Staat“.
Ach ja: jetzt bahnt sich ja auch in Sachen-Anhalt ein große Koalition an. Die wird auch exakt 2/3 der Sitze im Parlament haben, hat also schon das höchste Quorum um z.B die Verfassung zu ändern. Nötig waren dafür gerade mal 21% der Bevölkerung. Mit gut einem Fünftel der Bevölerung im Rücken läßt sich ja vielleicht auch in Zukunft noch mehr als 4/5 der Bevölkerung überflüssig machen. Mal sehn was da noch auf uns zu kommt.