"Aus neutraler Sicht" von Albert Jörimann - Yvonne Bettkober

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An dieser Stelle mokiere ich mich hin und wieder über Michaella Rugwizangoga, die uns heute als Chief Tourism Officer des Rwanda Development Board von Linkedin zuwinkt, nachdem sie den Technology Partnerships Lead des Tony Blair Institute for Global Change offenbar vor einem Jahr abgegeben hat,während sie nach wie vor Mitglied ist beim Global Future Council on Mobility beim Weltwirtschaftsforum und dort mit den anderen Mitgliedern zusammen die Gedankenführerschaft bei zentralen globalen Herausforderungen und den Auswirkungen bzw. beim Umgang mit auf­kom­men­den Technologien übernimmt...
Audio
11:43 min, 27 MB, mp3
mp3, 320 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 26.04.2023 / 09:00

Dateizugriffe: 73

Klassifizierung

Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Internationales, Politik/Info
Serie: Aus Neutraler Sicht
Entstehung

AutorInnen: Albert Jörimann
Kontakt: redaktion(at)radio-frei.de
Radio: Radio F.R.E.I., Erfurt im www
Produktionsdatum: 26.04.2023
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
An dieser Stelle mokiere ich mich hin und wieder über Michaella Rugwizangoga, die uns heute als Chief Tourism Officer des Rwanda Development Board von Linkedin zuwinkt, nachdem sie den Technology Partnerships Lead des Tony Blair Institute for Global Change offenbar vor einem Jahr abgegeben hat,während sie nach wie vor Mitglied ist beim Global Future Council on Mobility beim Weltwirtschaftsforum und dort mit den anderen Mitgliedern zusammen die Gedankenführerschaft bei zentralen globalen Herausforderungen und den Auswirkungen bzw. beim Umgang mit auf­kom­men­den Technologien übernimmt, unter anderem durch die Identifikation und die Beobachtung von Trends und Entwicklungen, durch die Kontextualisierung von globalen Verlagerungen innerhalb der wichtigen regionalen und/oder nationalen Netzwerke, durch die Vertiefung des Verständnisses der Triebkräfte und Ermöglicher der vierten industriellen Revolution und ihrer Auswirkungen auf die globalen Systeme sowie durch die Hervorhebung der Implikationen dieser Dynamiken für Entscheidungsträger.

Puh! Was für ein Risotto an wohlklingenden Begriffen, allesamt unter dem Verdacht kompletter Hohlheit. Wer sich als Gesicht für derartige Kaiserkleider zur Verfügung stellt, hat vermutlich keine allzu breite Erfolgsbasis im echten Wirtschafts­leben, wie ich dies anlässlich von Frau Rugwi­zan­go­gas erstem Aufscheinen in meinem Beob­ach­tungs­horizont, nämlich als CEO VW Mobility Solu­tions Rwanda bereits vermutet hatte, wo es ja nicht um Aufbau und Betrieb eines Automobilwerks, sondern eher um die Endmontage von angelieferten Automobilteilen ging. Die Vermutung drängte und drängt sich weiterhin auf, dass sich VW damals ebenso wie im Anschluss die famose Tony Blair Stiftung mit einer jungen Vor­zeige­ingenieurin schmücken wollten, welche die internationalen Bestrebungen um die Gleichstellung der Frau auch in ihren Unternehmen und Gremien illustrieren sollte. Dies gilt wohl auch für die Global Female Leaders 2023, auf deren Webseite Michaella nach wie vor als CEO VW Mobility Solutions Rwanda figuriert, allerdings nicht als Speaker für den Anlass in Berlin Ende April; dort finden sich unter den 55 Referentinnen übrigens auch die drei Herren Werner Hedrich von der Globalance Invest GmbH, Patrick Reinmöller vom Schweizer IMD und Thimo Stoll von KPMG Deutschland, nicht zu sprechen von Hasina Safi von der Islamischen Republik Afghanistan oder Asrar Damdam von Uvera aus Saudiarabien, welche übrigens im Gegensatz zu ihrer Kollegin aus Afghanistan kein Kopftuch trägt. Frau Safi ist immerhin nicht im Hikab abgebildet. Das hat wohl damit zu tun, dass es sich um die ehemalige Frauen-, Informations- und Kulturministerin des Vor-Taliban-Afghanistan handelt, das im jetzigen Zustand gar kein solches Frauenministerium mehr kennt. Frau Safi lebt dementsprechend in London.

Wie gesagt: Frau Rugwizangoga figuriert bei den Global Female Leaders 2023 nach wie vor als VW-CEO Ruanda auf der Webseite, offenbar ist sie dort einfach vergessen gegangen, was mit Sicherheit eines der Risiken bei der Ausübung eines Berufs oder einer Funktion rein für PR-Zwecke ist. Dass es auch anders geht, lese ich in einem Bericht über Yvonne Bettkober, welche demnächst bei VW die Leitung der Organisations­ent­wick­lung und Transformation über alle Marken und Ge­schäfts­bereiche hinweg übernimmt. In den letzten 3 Jahren hat sie das Cloud-Geschäft von Amazon in der Schweiz aufgebaut; zuvor war sie 13 Jahre lang bei Microsoft, zuletzt in der Geschäfts­leitung Schweiz. Geboren ist sie im Tschad, aufgewachsen in Kamerun, studiert hat sie in an der TU Berlin, und zwar Elektrotechnik. Den Einstieg ins Studentinnenleben vollzog sie an der Technischen Universität Chemnitz, wo sie auch die Mentalität ostdeutscher Rassistinnen studieren konnte. Nachdem der Staat Kamerun sich dazu entschlossen hatte, ihre Stipendien lieber einem Funktionär aufs Konto zu überweisen als ihr nach Chemnitz, finanzierte sie ihr Studium und jenen Teil ihrer Familie, der mittlerweile in Deutschland lebte, mit Brotjobs im Stil von Toilettenputzen und so und zog eben relativ schnell nach Norden. Eine schöne Biografie und eine schöne Karriere, lusti­ger­weise nun ebenfalls bei VW wie Michaella Rugwizangoga, einfach diesmal sozusagen in echt. Im Gegensatz zu Michaella verfasst Yvonne allerdings auch keine Gedichte. Und: Ich glaube nicht, dass Frau Bettkober neben ihrem Job bei VW noch die Zeit findet, Organisationen wie die Tony Blair Stiftung in welcher Funktion auch immer zu de­ko­rie­ren.