Wie ich das sehe: New Orleans - Gedanken eines Außenseiters

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Über Katrina, den Hurrikan im August 2005, ist sehr viel berichtet worden - tagelang beherrschte die Situation in New Orleans die Medien. In dieser Sendung wird nicht über Katrina berichtet; aber über Probleme mit Wasser (und Feuer), die New Orleans seit seiner Gründung geplagt haben. New Orleans, ursprünglich die Hauptstadt von Louisiana, war eine französische Kolonie und zeitweise sogar die Hauptstadt der französischen Kolonien in Amerika. Lousiana, ursprünglich viel größer als heute, wurde zwischen Frankreich und Spanien hin und her geschoben und nahm so Einflüsse aus verschiedenen Kulturen auf. 1805 kauften die USA den Staat Lousiana und damit auch New Orleans.
Aus dieser Vergangenheit heraus ist zu erklären, daß die Stadt New Orleans immer so etwas wie eine Außenseiterrolle in den USA hatte. Und es ist auch zu erklären, daß dort aus der Musik, die die Schwarzen machten, und anderen Einflüssen - zum Beispiel aus der Karibik - ein neuer Musikstil entstand, der als "Dixieland" die Welt eroberte und als Ursprung des Jazz gilt.
Die Sendung gibt Einblicke in dien Entstehung von New Orleans, in die Lebensweise der Schwarzen um 1910 und bringt Auszüge aus der Beschreibung einer Busreise von Washington nach New Orleans im Jahre 1990, kurz nach dem Einmarsch des Irak in Kuweit; es ist auch ein Stimmungsbild der USA in dieser Zeit und gibt gleichzeitig das Gefühl wider, nach der Ankunft in New Orleans in einer anderen Welt zu sein.
Die Sendung wird durch überwiegend alte Aufnahmen von Dixieland aufgelockert.
Audio
01:00:00 h, 27 MB, mp3
mp3, 64 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 11.04.2006 / 00:00

Dateizugriffe:

Klassifizierung

Beitragsart: Feature
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Kultur, Politik/Info
Serie: Gegenwind
Entstehung

AutorInnen: Klaus Hecker (gegenwind@radio-quer.de)
Radio: RadioQuer, Wiesbaden im www
Produktionsdatum: 11.04.2006
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Die Stadt New Orleans wurde im August 2005 von einem der schwersten Hurrikane getroffen und versank danach in den Fluten. Tagelang war dieses Ereignis in den Schlagzeilen, im Fernsehen konnten wir alle dieses Tragödie verfolgen. Da außerdem aus verschiedenen Gründen die Hilfsmaßnahmen nur sehr zögerlich begannen, wurde auch über die Einstellung der Regierung und der Bevölkerung der USA zu New Orleans diskutiert. Ein Blick in die Vorgeschichte - das heißt die Entstehung der Stadt und ihrer Musik - ist daher angebracht.
In dieser Sendung wird zunächst über die gefährdete Lage von New Orleans berichtet, die auch schon von Anbeginn - seit Gründung der Stadt - Probleme mit dem Wasser des Mississippi und des Meeres hatte. Zuerst als Außenposten der Pelztierjäger des heutigen Kanada - damals Französisch-Amerika - gegründet, wurde die Kolonie Lousiana mit der Stadt New Orleans zwischen Frankreich und Spanien hin und hergeschoben, bis es endlich an die Vereinigten Staaten verkauft wurde. Auch heute noch sind Spuren dieser Vergangenheit zu sehen, so heißt eine der heutigen Touristenattraktionen der "French Market" und die Straßenschilder sind in englischer und spanischer Sprache beschriftet.
Die verschiedenen Einflüsse machten sich in vielfacher Weise bemerkbar, so gab es wie in allen Südstaaten der USA zwar die Sklavenhaltung, aber schon früh wurde die Trennung zwischen schwarz und weiß weniger strikt eingehalten als in den anderen Südstaaten. So konnte sich auch bis 1917 das Stadtviertel "Storyville" entwickeln, das im wesentlichen von der Prostitution lebte, die sonst überall verboten war; und daher zu einem beliebten Ausflugort für viele Südstaatler wurde.
Unter diesen Umständen konnte sich auch die Musik auf eine freie Weise entwickeln. Was am Anfang die Tänze und Gesänge der Schwarzen waren, nahm dann Einflüsse aus anderen Richtungen - zum Beispiele aus der karibischen Musik - auf und entwickelte sich zu einem eigenen Musikstil, zunächst von weißen Musikern als Musik aus dem Dixieland in den Norden der USA gebracht und auch so genannt. Und in den folgenden Jahren ging die Entwicklung zu Jazz, die auch heute noch nicht abgeschlossen ist.
Eine Beschreibung einer Reise nach New Orleans im Jahre 1990 - also kurz vor Beginn des Krieges gegen den Irak, der zuvor Kuwait überfallen hatte - zeigt auch, wie unterschiedlich in dieser Zeit die Situation in Europa und den USA wahrgenommen wurde. Und wie unterschiedlich vom Reisenden die USA und die Stadt New Orleans wahrgenommen werden, denn er schreibt nach seiner Ankunft in New Orleans: "ich stehe in einer Welt, die nicht mehr USA ist".
Wie könnte es anders sein, im Gegensatz zu den bisherigen Gegenwind-Sendungen, wird als Musik hier ausschließlich Dixieland verwendet, meist in alten Originalaufnahmen.