Geld und seine Geschichte (Moneycracy #2)

ID 123407
 
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Geld regiert die Welt - die Redensart reflektiert das kollektive
Bewusstsein, dass alle Macht nicht vom Volk, sondern vom Geld
ausgeht. Aber was ist Geld eigentlich? Was verschafft den Münzen
und Scheinen ihre universelle Macht? Wie ist es überhaupt zur
Entwicklung von Geld gekommen?


Diese und weitere Fragen klärt diese Moneycracy-Folge.
Audio
29:39 min, 33 MB, mp3
mp3, 157 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 22.07.2023 / 12:36

Dateizugriffe: 882

Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Politik/Info
Serie: Moneycracy
Entstehung

AutorInnen: F. Liberatout und Moneycracy Team
Radio: corax, Halle im www
Produktionsdatum: 22.07.2023
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Hallo und willkommen zu Teil 2 der Podcastreihe Moneycracy, die Herrschaft des Geldes. Heute kommen wir direkt zum Herzstück des gesamten Systems – Geld!
Wir alle sind von Kindesbeinen an den Umgang mit Geld gewöhnt. Es ist unersetzlicher Bestandteil unseres täglichen Lebens und bestimmt die Muster der individuellen und kollektiven Abläufe. Geld regiert die Welt – dieser uralte und in vielen Kulturen bekannte Spruch verweist nicht nur auf den Podcasttitel, sondern zeigt das kollektive Bewusstsein, dass nahezu alle Abläufe unserer Kultur und Gesellschaft ohne Geld nicht vorstellbar sind. Überlegt euch doch mal für einige Momente, wie eine Welt ohne Geld aussehen würde – sicher ganz, ganz anders.

Aber was ist Geld eigentlich. Schon bei dieser Frage wird es interessant. Denn obwohl es sich um einen uralten und nahezu überall verwendeten Kulturgegenstand handelt, gibt es bis heute keine wirklich befriedigende umfassenede Definition.
Thomas von Aquin schrieb schon im 13 Jahrhundert: Mag das Geld auch den Charakter des bloß Nützlichen haben, so hat es dennoch eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Glück, weil es auch den Charakter des Allumfassenden besitzt, da ja dem Gelde alles untertan ist.
Meist werden Definitionen von Geld über seine Funktionen versucht:
Wir haben in der Schule gelernt, dass Geld ein Tauschmittel ist, welches den Warenaustausch erleichtert. Zum besseren Verständnis begeben wir uns wiederum auf die kleine Insel Merkatolos, welche den HörerInnen schon aus der ersten Folge bekannt ist. Dort leben die Menschen wirtschaftlich und politisch frei und gehen ihren Interessen nach. In der kleinen abgeschlossenen Gemeinschaft könnten die Menschen rein theoretisch Tauschhandel betreiben: Fische gegen Wolle, Holzprodukte gegen Äpfel und so weiter. Allerdings, wir sehen es ohne große Mühe, ist ein solcher Tauschhandel aufwendig. Nur in seltenen Fälle hat der Tauschpartner genau die Ware, die ich benötige, weshalb umständliche Kettentauschaktionen notwendig sind, um die Bedürfnisse aller zu befriedigen. Die Insulaner lösen das Problem so, wie es auch real in der Geschichte häufig geschah: sie führen ein allgemein akzeptiertes Tauschmittel ein, das gegen sämtliche Waren getauscht werden kann und so den Handel erheblich vereinfacht. Auf einer Insel wohnend, wählen sie als Geldobjekt eine seltene Muschelform, wie es auch zahlreiche historische Kulturen taten.
Damit das funktioniert muss das Muschelgeld einige festgelegte Eigenschaften aufweisen:
1. es muss allgemein akzeptiert sein
2. die InselbewohnerInnen müssen auf den Wert vertrauen und vertrauen können.
3. es muss haltbar sein – eine leicht zerbrechliche Muschel wäre untauglich für einen einigermaßen dauerhaften Werterhalt.
4. sie muss gut zu transportieren und aufzubewahren sein – eine Riesenmuschel mit 5 kg Gewicht und 90 cm Durchmesser wäre als Einheit ungeeignet
5. sie muss selten sein – aber immerhin so häufig, dass die Versorgung der Inselbevökerung mit den notwendigen Geldstücken möglich ist

Es wird deutlich – an eine Währung werden hohe Anforderungen gestellt, die mit sogenanntem Primitivgeld schwer zu erfüllen sind. Der wertende Begriff bezeichnet Geldformen aus Naturmaterialien, die nicht in Münzform vorliegen, wie das Muschelgeld unserer Inselbewohner. Die ersten Metallmünzen wurden in Kleinasien von den Lydiern um 800 vor der Zeitenwende benutzt. Ihre Vorläufer waren Elektronbrocken, also ein Gold-Silbergemisch, das in dieser Region selten aber natürlich vorkommt. Die Metallbrocken wiesen alle erforderlichen Eigenschaften für ein universellen Tauschmittel auf: selten, haltbar, klein, transportierbar, dauerhaft zu lagern und über Generationen vererbbar. Von den zunächst als Bruchstücke genutzten Edelmetallbrocken war es nur ein kleiner Schritt zur geprägten und damit besser genormten Münze. Diese Erfindung eines universellen, gut zu nutzenden Handelsmediums brachten den Lydiern großen Wohlstand, was sich in der Figur des legendären lydischen Königs Krösus widerspiegelt, der bis heute eine Symbolfigur für fantastischen Reichtum ist. Durch ihren Handelserfolg benötigten die Lydier bald immer mehr Münzen und gingen daher vom sehr seltenen Elektron als Ausgangsmaterial zu Gold über. Dieses Edelmetall wies ebenfalls alle notwendigen Eigenschaften auf, war jedoch deutlich besser verfügbar und auch in Nachbarkulturen schon als Tauschmittel in Gebrauch.

Die Erfindung des ersten modernen Geldes brachte nicht nur den Lydier sagenhaften Wohlstand. Wie bei allen bedeutsamen Erfindungen wurde ein wichtiges Problem oder Bedürfnis überzeugend gelöst, sodass sie sich die Idee rasch ausbreitete und von allen Nachbarkulturen. letztlich nahezu der gesamten Welt übernommen wurde.
Eine kurze Zwischenbemerkung kann ich mir an dieser Stelle nicht verkneifen: Aktuell wird eine sinnfreie Diskussion um sogenannte kulturelle Aneignung in den indentitär ausgerichteten Blasen unserer Gesellschaft geführt. Die Übernahme überzeugender Lösungen aus einer anderen Kultur ist eine uralte, wichtige und erfolgreiche Vorgehensweise. Die zivilisatorische Entwicklung der Menschheit hat davon enorm profitiert. Letztlich beruht dieses Kopieren fremder Kulturtechniken auf einer menschlichen Grundfähigkeit, des Lernen am Modells. Das Modellernen stellt eine zentrale Basis von Wissenserwerb und menschlicher Entwicklung überhaupt dar. Die Übernahme einer fremden Technik oder eines Kulturaspekts ist daher eine Anerkennung dieser Leistung oder dieser Lösung. Es braucht die akademische Verwirrtheit in den Elfenbeintürmen sozialwissenschaftlicher Institute, um darin einen moralisch verwerflichen Akt sehen.

Zurück zum Thema: Bereits für europäische Antike kann festgestellt werden, dass sich ein Geldsystem auf Münzbasis breit etabliert hat, auch wenn auf lokaler Ebene parallele Tauschwährungen auf Basis von Naturalien weiterhin verbreitet waren.
Unser heutiges Geldsystem beruht in Struktur und Logik über weite Strecken auf dieser antiken Grundentwicklung. Die faktische und universelle Potenz von Geld veränderte allerdings bereits in der Antike dessen Charakter vom reinen Tauschmittel zum Machtmittel.
Mit Einführung der Münzen musste festgelegt werden, wer diese Münzen herstellen darf. Dieses Recht kam dem jeweiligen Herrscher zu, weshalb über Jahrtausende auf den Münzen auch der jeweilige Regent abgebildet war.
Indem die Herrschenden das Geld nach eigenen Bedürfnissen vermehren konnten, hatten sich ihre Handlungsmöglichkeiten und Machtoptionen deutlich erweitert. Nachdem eine geldbasierte Wirtschaft etabliert war, funktionierte ohne Geld nichts mehr. Wer Kriege führen, Gebäude errichten, Straßen bauen oder auch nur eine große Diener- und Beamtenschaft unterhalten wollte – benötigte Geld. Viele Herrschende verfielen der Versuchung, ihre Mittel durch ausufernde Münzprägung zu vergrößern. Zunächst war diesbezüglich eine Schranke eingebaut, es musste die notwendigen Edelmetalle verfügbar sein. Doch schon bald waren die Münzen nicht mehr aus purem Elektron, Gold oder Silber, sondern bestanden aus Metallmischungen. Dies erlaubten den Herrschenden fortwährenden Betrug, eine Möglichkeit, die sie durch die Jahrhunderte eifrig nutzten. Die Geschichtsschreibung kennt zahlreiche Beispiele von Geldentwertungen durch schlechte, also betrügerische Münzprägung, im Volksmund schlechtes Geld genannt.
Noch entscheidender als die Betrugsmöglichkeiten für die Herrschenden ist die durch Geld geschaffenen Möglichkeit, über große Entfernungen, lange Zeiträume und auf viele Menschen Macht und Kontrolle auszuüben. Zuvor war zur Herrschaftsausübung die Möglichkeit realer und lokal verfügbarer Gewaltanwendung notwendig. Der Herrschende musste, zusammen mit seinen Kriegern in der Lage sein, den Gehorsam seiner Untertanen zu erzwingen. Dies war nur in einem begrenzten Radius möglich. Erst das Geld erschuf das Medium, große Staatsapparate, Unterdrückungs- und Eroberungsarmeen zu unterhalten, Statthalter und Büttel zu bezahlen und so größere Reiche zu verwalten.
Durch werthaltige Goldmünzen war Reichtum und Macht viel besser und sicherer innerhalb der Machtelite vererbbar geworden. Nicht geldbasierter Reichtum, zum Beispiel in Form von Viehherden bei vielen frühen Kulturen, waren anfällig für Krankheiten, Dürren und andere Bedrohungen. Auch Immobilien, in der Gegenwart sehr werthaltige Besitzobjekte, waren in der Antike Feuer und häufigen Verfall ausgesetzt. Geld ermöglichte Reichtum und damit Macht zuverlässig zu konservieren und weiterzugeben. Eine Stadt mochte überfallen, geplündert und als glühender Schutthaufen zurückgelassen worden sein – ein zuvor vergrabener Goldmünzschatz hatte auch Jahrzehnte später noch seinen Wert, auch wenn alle andere Wertgegenstände dieser Stadtgesellschaft vernichtet waren.
Etwas Abstrakter ausgedrückt weist Geld die Eigenschaft auf, Besitzunterschiede besser als andere Reichtümer gegen den Lauf der Zeit zu verteidigen. Wer einmal Geld besitzt, wird diesen Vorteil gegenüber seinen Mitmenschen lange bewahren können.

Über viele Jahrhunderte änderte sich an dem in der Antike eingeführten Geldsystem auf Münzbasis wenig.
In der Renaissance nahmen italienische Händler erstmals in größerem Stil den Fernhandel auf. Dabei erwies es sich als unpraktisch und gefährlich, jeweils größere Münzmengen auf die Reise zu nehmen. Daher entwickelten sich Zertifikate und Zusicherungen in Schriftform, dem Überbringer an einer Auszahlungsstelle eine bestimmte Menge Goldmünzen zu übergeben. Dieses Zusicherung auf Münzen ließen sich auch gegeneinander tauschen. Bei Bedarf konnten dann die Papiere stets gegen eine bestimmte Menge Münze gewechselt werden – der Wechsel oder die Schuldverschreibung waren geboren. Schuldverschreibungen gab es bereits zuvor – über 100 Rinder oder 200 Eier oder 5 Jahre Fronarbeit. Allerdings hatten diese stets einen konkreten Erfüllungsort und auch eine bestimmte Erfüllungsperson. Die Schuldbriefe auf Geld waren innerhalb ihres Aktionsfeldes jedoch überall einsetzbar und konnte zu passender Gelegenheit gegen das universelle Machtmittel der Goldmünze getauscht werden.
Von dort war es nur ein kleiner Schritt zum Papiergeld. Den Anfang machte im 17. Jahrhundert Schweden, wo es zu einer Silberknappheit gekommen war und daher nicht die notwendige Menge an Münzen hergestellt werden konnte. Deshalb wurde einer Stockholmer Bank das Recht zugestanden, Schuldverschreibungen auf Papier über einen bestimmten Münzwert auszugeben. Was ursprünglich nur als Übergangslösung bis zum Ende der Silberknappheit gedacht war, funktionierte so gut, dass es beibehalten wurde. Das Papiergeld mit seiner einfacheren Herstellung und Transportmöglichkeit war geboren. Bald übernahmen andere europäische Länder das Konzept. Es sei noch auf die Tatsache hingewiesen, dass es in China bereits 700 Jahre zuvor Papiergeld gab. Jedoch nahm dieser Umstand keinen Einfluss auf die Entwicklung des westlichen Monetarismus, der unsere heutige Welt bestimmt.
Mit dem Papiergeld entstand das Problem, dass das physische Geld keinen eigenen Wert mehr aufwies. Damit es als Wert akzeptiert werden konnte, brauchte es das Versprechen, das Papier gegen die werthaltigen Münzen jederzeit eintauschen zu können. Das System funktionierte aber nur, wenn die Mehrzahl der Akteure darauf verzichtete, und dem Wert vertrauten. Wie oft, wenn es auf das Vertrauen ankommt, wurde dies häufig und massiv getäuscht. Die ersten Erfahrungen mit Papiergeld endeten fast durchweg in Inflation und Entwertung.
Aber die Vorteile des Papiergelds aus Sicht des Staates und Mächtigen waren so überzeugend, dass es trotz aller Pleiten und Betrügereien weiter ein- und schließlich durchgesetzt wurde. Die Herrschenden mochten sich die fantastische Möglichkeit nicht mehr nehmen lassen, jederzeit beliebige Geldmengen für ihre Zwecke drucken zu können. Da sie das nur nutzen konnten, wenn dem papierenen Geld vertraut wurde, wurden praktisch in allen Ländern Sicherungen eingebaut, die dem Besitzer von Papiergeld die Möglichkeit bot, dies im Zweifel in Gold oder Silber umzutauschen.
Am überzeugendsten integrierte die damals mächtigste Handelsnation der Welt, England, das Papiergeld in ein reguliertes Bankensystem. Die Banken konnten die Banknoten (Papiergeld) unter bestimmten Bedingungen ausgeben. Der Staat hatte seinen Geldbedarf bei der Bank of England, der Urmutter aller Zentralbanken zu decken. Dabei wurde über Regeln dafür gesorgt, dass der Staat sich nicht unkontrolliert und über die Maßen bei der Zentralbank verschulden konnte. Dieses Grundprinzip, dass die Menge der Banknoten in einer Gesellschaft über das steuernde Organ einer zentralen Bank reguliert wird, hat sich in der Folgezeit als Zentralbanksystem mit gewissen Differenzen weltweit etabliert.
Dennoch kam es immer wieder zu massiven Wertverlusten des Papiergeldes. In England und anderen Nationen wirkte man dem durch den Goldstandard entgegen. Hierbei durfte die Summe der ausgegebenen Banknoten nicht über dem Wert der Goldreserven der Banken liegen. Durch eine solche Regel wurde der Wert des Papiergeldes recht effektiv garantiert. Aber nur das Britische Empire in seiner Hochphase war in der Lage, diesen Anspruch auch real umzusetzen. In allen übrigen Ländern überschritt die Geldmenge bald die Goldreserven, das Versprechen war hohl und falsch. Selbst in England, das zu seiner Finanzierung die halbe Welt kolonial ausbeutete, wuchs die Geldmenge schließlich über die Goldreserven hinaus. Das nächste, abgeschwächte Versprechen lautete daher, das Papiergeld jederzeit in Gold umzutauschen, wenn dies der Besitzer wünschte. Da dies erfahrungsgemäß nie alle, nicht einmal Viele gleichzeitig tun würden, war nun eine deutlich geringere Goldreserve notwendig.
Die Papiergeldblase wuchs und wuchs. Sie platzte mit den massiven Verschuldungen des 1. Weltkriegs. Genaueres dazu könnt ihr etwas im Podcast Inflation in dieser Reihe hören. Nur die beiden stärksten Siegernationen, England und die USA, kamen ohne massive Entwertung aus der Sache heraus.

Die Weltwirtschaft stabilisiert sich in der Folge nur kurzzeitig – die Gesellschaften konnten weltweit keine nachhaltige Erholung erreichen und taumelnden in die Weltwirtschaftskrise mit ihren totalitären Folgen. Selbst die USA waren gezwungen, den Goldstandard teilweise aufzugeben. Präsident Roosevelt hob die Umtauschgarantie in Gold faktisch auf, in dem er den Privatbesitz von Gold verbot. Der folgende Zweite Weltkrieg vernichtete Geld und materielle Güter in ungeheurem Ausmaß. Die Hauptsiegermacht USA ordnete im Anschluss die Finanzwelt nach eigenen Bedürfnissen. Der Dollar wurde zur Weltleitwährung und alle anderen freien Währungen wurden in ihrem Wert in Relation zu dieser Referenz festgesetzt. Gleichzeitig sicherte die USA zu, jederzeit 35 Dollar gegen 1 Unze Gold einzutauschen. Dieses sogenannte System von Bretton-Woods ist uns einen eigenen Podcast wert. An dieser Stelle sei lediglich angemerkt, dass ab diesem Zeitpunkt die Sicherung des Wertes der meisten westlichen Währungen formal und vor allem psychologisch auf den amerikanischen Goldreserven beruhten. Diese Absicherungen waren real nie gegeben. Die Geldmengen wuchsen in den Staaten viel zu rasch. Jeder Finanzexperte auf der Welt wusste, dass das Gold im berühmten Fort Knox angesichts der Milliarden Banknoten nur ein Papiertiger war. Der französische Präsident DeGaulle, der auf vielen Ebenen für die Überwindung der von ihm empfundenen amerikanischen Dominanz kämpfte, machte als taktischen Angriff die Probe aufs Exempel. Er wünschte 1967 eine große Menge Dollar, welche der französische Staat im Besitz hatte, in Gold umtauschten. Dazu waren die Amerikaner mit Mühe in der Lage, weitere Anforderungen hätten sie jedoch kaum bewältigen können. Dies beabsichtigte DeGaulle demonstrieren. Die Aktion läutete das Ende des Systems von Bretton Woods ein.
Danach gab es nicht einmal mehr einen symbolischen Anker für die Geldmenge, die sich immer weiter aufblähte und in ausufernder Inflation mündete. Auch an dieser Stelle noch mal der Hinweis auf unseren Inflationspodcast.
Von modernen Geldtheorien werden Grenzen der Währungsausweitung, wie sie durch einen Goldstandard oder andere Deckungen geschaffen werden, als hinderlich angesehen. Der Staat, also die Herrschenden und ihre Geldelite sollen soviel Geld drucken können, wie es ihnen zur Erreichung ihrer Ziele sinnvoll erscheint. Die Herrschenden haben paradiesische Zustände erreicht, es stehen ihnen nie endenden Mittel zur Verfügung. Vertreter der Modern Money Theory liefern den theoretischen Überbau, der dieses monetäre Perpetuum mobile gegen jede wirtschaftliche Vernunft legitimieren soll. Er wird eine Podcastfolge zur Modern Money Theory geben – versprochen.
Geld, gerade wenn es lediglich auf zugeschriebenem Wert beruht, funktioniert nur, wenn es ein knappes Gut ist. Der österreichische Opernsänger Nestroy witzelte im 19. Jahrhundert bereits über das uralte, grundlegende Prinzip: Die Phönizier haben das Geld erfunden – aber warum so wenig?

Wir erinnern uns: der erste Impuls für Papiergeld bestand in einer Münzknappheit, weil der Rohstoff Silber nicht verfügbar war. Es war in dieser Situation klug, die zu geringe Menge an Zahlungsmitteln zu beseitigen. Später wuchs die sinnvoll notwendige Geldmenge über die als Deckung und Sicherheit hinterlegten Goldreserven hinaus. Auch hier war es sinnvoll, der monetären Entwicklung keine historisch begründeten Fesseln anzulegen, in dem man sie an ein nicht notwendiges Schmuckmetall bindet.
ABER: Wenn ein Anker sinnvollerweise wegfällt, muss ein anderer dafür einspringen. Dies wurde nach Ende von Bretton-Woods 1971 versäumt, mit fatalen Folgen. Die Zentralbanken sollten die Geldmenge managen – ein Ansatz, der ganz offensichtlich nicht funktionierte. Die Geldmengen in der EU haben sich allein in den letzten 20 Jahren mehr als Verzehnfacht. Man könnte sich freuen, wenn dies bedeuten würde, das wir alle auch 10-mal so reich geworden sind. Wir müssen nicht auf unsere Banking-App schauen, um zu wissen, dass dies nicht der Fall ist.
Die Entkopplung des Geldes von irgendeiner physischen Basis nimmt immer krassere Formen an. Schon wird über ein Ende des Bargeldes nachgedacht, was die Macht- und Überwachungsfantasien der Herrschenden anheizt. Gleichzeitig bestimmen virtuelle Milliarden das Geschehen an den Finanzmärkten und schaffen ebenso virtuelles Wirtschaftswachstum,
Die eigentliche Grundfunktion, den Austausch realer Waren im Alltag zu vereinfachen, erfüllt Geld heute nur noch im Nebenjob. Die Bargeldmenge in der EU beträgt nur noch rund 7 Prozent. 93 Prozent des Geldes existiert physisch nicht, es sind virtuellen Zahlen mit vielen Nullen, die den Herrschenden als Machtinstrument dienen. Gleichzeitig bilden diese nur in Computern existenten Billionen den Spielplatz für die Finanzelite, um aus Reichtum noch mehr Reichtum zu erzeugen, ohne dafür arbeiten zu müssen.
Für heute enden wie mit der etwas beunruhigenden Erkenntnis, dass Geld in der modernen Welt ein nahezu mystisches Konstrukt ist, das ohne physische Grundlage und ohne inneren Wert funktioniert. In offiziellen Darstellungen wird stets betont, dass der Staat über seine normative Kraft den Wert und die Einsatzfähigkeit des Geldes garantiert. Diese Garantie ist löchrig: in Deutschland wurde 1923, 1948 sowie für Ostdeutsche 1990 jeweils eine Komplettentwertung des Geldes vorgenommen. Statistisch könnte es also bald wieder soweit sein.

Aber es muss nicht dazu kommen. Der Wert des Geldes und unserer Ersparnisse hängt entscheidend von der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung ab. Doch diese ist nicht leicht zu messen und zu beurteilen. In einem unserer nächsten Podcasts beschäftigen wir uns daher mit dem Bruttosozialprodukt und andere wichtigen Kennzahlen, welche den Wohlstand einer Nation und ihrer BürgerInnen bestimmen sollen und dies, das sei schon hier verraten, meist nicht tun.
Zunächst aber werden im direkt folgenden Podcast uns jene Möglichkeiten anschauen, die es den Reichen erlauben, aus Geld noch mehr Geld zu machen ohne dafür arbeiten zu müssen.
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Bis bald – euer Moneycracy-Team



Kommentare
25.07.2023 / 18:26 Monika, bermuda.funk - Freies Radio Rhein-Neckar
in sonar
am 25.07.. Vielen Dank !