Juli-Regen nicht ausreichend | Deutsche Wälder weiter im Dürrestress

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Einerseits war der Juli dieses Jahres extrem warm: Mit 18,7 Grad Celsius lag die Durchschnitts-Temperatur dieses Monats um 1,8 Grad über dem Juli-Wert der Referenz-Periode 1961 bis 1990, berichtete der Deutschen Wetterdienst (DWD). Andererseits übertraf der Regen im Juli mit rund 100 Litern pro Quadratmeter diese international verwendete Referenz-Periode um 30 Prozent. Dennoch war dies für die deutschen Wälder nicht ausreichend.
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Upload vom 16.08.2023 / 23:42

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Klassifizierung

Beitragsart: Nachricht
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Umwelt, Wirtschaft/Soziales
Serie: Burning Beds
Entstehung

AutorInnen: Klaus Schramm
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 14.08.2023
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Juli-Regen nicht ausreichend | Deutsche Wälder weiter im Dürrestress

Berlin (LiZ). Einerseits war der Juli dieses Jahres extrem warm: Mit 18,7 Grad Celsius lag die Durchschnitts-Temperatur dieses Monats um 1,8 Grad über dem Juli-Wert der Referenz-Periode 1961 bis 1990, berichtete der Deutschen Wetterdienst (DWD). Andererseits übertraf der Regen im Juli mit rund 100 Litern pro Quadratmeter diese international verwendete Referenz-Periode um 30 Prozent. Dennoch war dies für die deutschen Wälder nicht ausreichend.

Viele Waldgebiete in Thüringen und Bayern sind massiv geschädigt oder bereits abgestorben. Besonders schlimm ist das flächenhafte Baumsterben im Thüringer Schiefergebirge und im Frankenwald. Nahezu 20.000 Hektar sind bereits kahl – apokalyptische Waldbilder, so weit das Auge reicht. In der Geschichte der "modernen" Forstwirtschaft hat es so etwas in diesem Ausmaß noch nicht gegeben. Wenn die Klimakrise weiter in dieser Geschwindigkeit voranschreitet, werden viele andere Waldregionen ebenfalls absterben.

Der Regen und die Abkühlung der vergangenen Wochen haben in den meisten Regionen Deutschlands nicht ausgereicht, um die Trockenheit in den tieferen Bodenschichten auszugleichen. Die deutschen Wälder leiden seit Jahren zunehmend unter den Folgen der Klimakrise. Immer häufiger setzen Trockenheit, Hitze, Stürme den Wäldern zu und befördern immer wieder die Massenvermehrung von Insekten wie dem Borkenkäfer. Ganze Waldbestände brechen zusammen.

Nur noch rund 20 Prozent der deutschen Wald-Bäume sind gesund. Besonders betroffen sind die naturfernen Nadelforste, doch auch in den Laubwäldern sterben immer mehr Bäume ab - selbst die für Deutschland so typische Rotbuche. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert, die Wälder endlich behutsamer zu behandeln und eine ökologische Waldwende einzuleiten.

Nicola Uhde, BUND-Expertin für Waldpolitik, sagte: "Vielerorts verschärft eine intensive Forstwirtschaft die Situation der Wälder in der Klimakrise, etwa durch den Anbau großflächiger, naturferner Nadelforste aus Fichten und Kiefern, die Befahrung der Waldböden mit schwerem Gerät und übermäßige Baumfällungen für die Holzernte. Auch die künstliche Entwässerung von Wäldern trägt zum Trockenstress bei. Das gleiche gilt für Schadstoffe aus Industrie, Landwirtschaft und Verkehr: Sie hemmen das Wachstum der Feinwurzeln und schwächen die Bäume dadurch zusätzlich."

Der BUND fordert, Wälder besser zu schützen und alles dafür zu tun, die noch bestehenden Wälder zu erhalten. Dringend muß alles Nötige getan werden, um die Erderhitzung unter 1,5 Grad zu begrenzen. Das heißt zudem, die Schadstoff-Emissionen müssen heruntergefahren und die künstliche Entwässerung der Wäldern gestoppt werden. Zugleich ist laut BUND auch eine endgültige Abkehr von intensiver Forstwirtschaft und das Einleiten einer ökologischen Waldwende zwingend erforderlich.

Zu einer ökologischen Waldwende gehört laut Nicola Uhde eine behutsame Waldwirtschaft, ein zügiger Waldumbau hin zu naturnahen Laubmischwäldern und die Ausweisung von Naturwäldern ohne forstliche Nutzung auf 15 Prozent der deutschen Waldfläche. Gegenwärtig sind es gerade mal 3 Prozent. Uhde fordert von der Bundesregierung, bei den anstehenden und im Koalitionsvertrag verankerten Novellen von Bundeswaldgesetz, Waldstrategie 2035 und Nationaler Biodiversitätsstrategie die Weichen für den Erhalt und die Zukunft unserer Wälder stellen.

Erforderlich sind laut BUND dabei gesetzlich verankerte ökologische Mindeststandards für alle Waldbesitzarten bei der Bewirtschaftung. Dazu zählen beispielsweise ein effektives Kahlschlag-Verbot, Vorgaben zum Schutz des Waldbodens und zur Baumartenwahl sowie das Belassen von sogenannten Biotopbäumen und Totholz. Für öffentliche Wälder sollen aufgrund ihrer Gemeinwohl-Funktion besonders anspruchsvolle Standards gelten. Private und kommunale Waldbesitzende sollen gefördert werden, wenn sie sehr naturnah wirtschaften oder Naturwälder ausweisen.

Uhde: "Starkregen, Überschwemmungen und Erdrutsche zeigen uns, wie wichtig die Wälder sind. Denn intakte Wälder schützen uns nicht nur vor Hochwasser und Erosion. Sie spielen auch eine entscheidende Rolle bei der Neubildung von Grundwasser. Sie versorgen uns so mit Trinkwasser sowie mit sauberer und mit kühler Luft. Gesunde naturnahe Wälder holen CO2 aus der Atmosphäre und schützen so das Klima."

Kommentare
18.08.2023 / 18:13 Monika, bermuda.funk - Freies Radio Rhein-Neckar
in sonar
am 18.8.. Vielen Dank !