Stellen Teslas Giga-Factories eine Gefahr für das Wasser dar?

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Wie beeinflussen Teslas Giga-Factories das lokale Klima und die regionale Wasserversorgung? Eine Bestandsaufnahme in Deutschland und Mexiko.
Miriam Flores und Knut Hildebrand berichten für Radio onda.
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Klassifizierung

Beitragsart: Reportage
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Wirtschaft/Soziales
Entstehung

AutorInnen: Miriam Flores & Knut Hildebrandt
Radio: npla, Berlin im www
Produktionsdatum: 22.09.2023
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Skript
ANMOD: Die Klimakrise hat zum Teil katastrophale Auswirkungen auf den Wasserhaushalt. Weltweit wechseln sich sintflutartige Regenfälle mit langen Trockenperioden ab, was nicht nur die Landwirtschaft vor große Herausforderungen stellt, sondern oft auch die Trinkwasserversorgung gefährdet. Verschärft werden die Probleme durch den hohen Wasserverbrauch großer Industriebetriebe. Am Beispiel von Teslas Giga-Factories zeigen, wir wie sich das vor Ort auswirkt.
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Atmo Pressekonferenz AMLO
“Platicamos ayer con el señor, el director de Tesla. Si van a dedicar la inversión a México y se va a establecer la planta en Monterrey con una serie de compromisos para enfrentar el problema de la escasez de agua. Elon Musk fue muy receptivo, comprendiendo nuestras preocupaciones y aceptando nuestras propuestas. Esto va a significar una inversión considerable y muchos muchos empleos hay un primer compromiso que es el de el uso en todo el proceso de fabricación de automóviles eléctricos la utilización de agua reciclada.”

MOD: Im Februar 2023 kündigte Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador an, dass Tesla eine Giga-Factory im Norden des Landes, nahe der Industriemetropole Monterey, errichten wird. López Obrador versprach viele neue Arbeitsplätze und ging auch auf das Problem des Wassermangels in der Region ein. Elon Musk hatte sich verpflichtet im gesamten Produktionsprozess nur wiederaufbereitetes Wasser einzusetzen, versicherte der Präsident.

Um zu verstehen, wie ernst solche Versprechen genommen werden, kann ein Blick nach Deutschland helfen. In Grünheide bei Berlin wurde ein knappes Jahr vor López Obradors Ankündigung eine solche Giga-Factory in Betrieb genommen. Auch bei dieser Investition Elon Musks wurden neue Jobs für die Region und ein schonender Umgang mit dem Wasser versprochen. Die Realität sieht jedoch anders aus.

O-Ton: Manu Hoyer
“Das Hauptproblem hier ist das Wasser. Tesla verbraucht so viel Wasser wie eine 40.000 Einwohner-Stadt. ...”

MOD: Manuela Hoyer ist Gründungsmitglied und Vorstandsvorsitzenden der Bürgerinitiative Grünheide. Seit 2019 organisiert diese regelmäßig Waldspaziergänge, um auf die Probleme aufmerksam zu machen, welche mit Bau und Betrieb der Giga-Factory einhergehen. Denn das Land Brandenburg, in dem Grünheide liegt, zählt zu den trockensten Regionen Deutschlands. Der Betrieb der Fabrik wird die angespannte Versorgungslage weiter verschärfen und hat schon jetzt konkrete Auswirkungen.

O-Ton: Manu Hoyer
“... die Bewohner hier, die jetzt hier neu hinzuziehen, werden vom Wasserverband das Wasser reglementiert, nämlich nur noch 105 Liter pro Kopf und für die Altkunden soll es 2025 soweit sein.”

MOD: Auch der Bundesstaat Nuevo Leon, in dem Mexikos Giga-Factory entstehen soll, ist von extremer Trockenheit geprägt. Das ganze Jahr über fallen kaum Niederschläge. In großen Teilen des Bundesstaates herrscht Wüstenklima. Wasser ist hier ein kostbares Gut und muss oft über weite Strecken zu den Abnehmer*innen transportiert werden.
Im Jahr 2022 brach in Monterrey, der Hauptstadt Nuevo Leons, der Wassernotstand aus. Seit Jahren sinkt der Wasserspiegel der Stauseen, welche die Stadt mit Trinkwasser versorgen. Im Juni letzten Jahres trockneten sie fast vollständig aus.

O-Ton: Marco
“En Monterrey nunca ha faltado el agua de esa forma … y era tan buen el sistema de agua que el agua se podía tomar de la llave y sabía rica. ”
VO: In Monterrey gab es vorher nie Probleme mit dem Wasser. Es war sogar so gut, dass man es direkt aus dem Hahn trinken konnte. Und es schmeckte gut.

MOD: … berichtet Marco Antonio Fierro. Fierro stammt aus dem armen Süden Mexikos, dem an Wald und Wasser reichen Bundesstaat Chiapas. Der Journalist zog vor mehr als 15 Jahren nach Monterrey. Die Industriemetropole versprach bessere Jobmöglichkeiten, als die alte Heimat.

Den Grund für die Probleme bei der Wasserversorgung sieht Fierro nicht nur bei TESLA, sondern auch in der Ansiedlung anderer Industriebetriebe in der Region.

O-Ton: Marco
“Yo pienso que esto que pasó si puede volver a pasar porque hay un crecimiento enorme de vivienda ... a raíz del crecimiento de la industria.”
VO: Ich glaube was passiert ist, wird wieder passieren. Wegen der vielen neuen Wohnungen aufgrund des Wachstums der Industrie.

MOD: Und er befürchtet, dass die Auswirkungen schlimmer werden.

O-Ton: Marco
“Se habla mucho de Tesla porque es una inversión muy millonaria. Muy grande. Pero no es lo único. Hay muchísimas otras industrias que ponen en riesgo. Tanto la contaminación, el uso del agua.”
VO: Es wird zwar viel über Tesla geredet, weil es eine Millioneninvestition ist. Aber es gibt viel mehr Betriebe, die ein Risiko darstellen, sowohl was den Wasserverbrauch als auch die Verschmutzung angeht.

Szenenwechsel

Atmo Kurzer Ausschnitt aus 2023-07-08_03-Begrüßung_Waldspaziergang-Steffen-Schorcht & Vogelgezwitscher ➔ geht nach „110 Hektar“ unter die nachfolgende Moderation
“Wir werden jetzt durch den Wald gehen. Und zwar ist das dieser Wald, den Tesla als Erweiterungsfläche erwerben will. Das sind etwa 110 Hektar und ihr seht, hier ist auch der Waldumbau schon weit fortgeschritten. Also wir haben hier schon ganze Reihe von Laubbäumen, zum Teil natürlich angesiedelt, aber auch hier hat der Landesforst Anpflanzungen gemacht.“

MOD: Zurück in Deutschland. Anfang Juli '23 haben Manuela Hoyer und ihre Mitstreiter*innen wieder zu einem Waldspaziergang eingeladen. Der Grund: Tesla hat angekündingt die seit gut einem Jahr produzierende Giga-Factory zu erweitern. Dazu sollen weitere gut einhundert Hektar Wald abgeholzt werden, ein Wald der seit Jahren nach ökologischen Gesichtspunkten umgebaut wird, um ihn resistent gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels zu machen. Darüber informiert die Bürgerinitiative Presse und Partneroganisationen.

Dass die großflächigen Rodungen bereits jetzt Auswirkungen auf das Klima haben, beklagt Manuela Hoyer:

O-Ton: Manu Hoyer
“Umweltauswirkungen hat es jetzt schon extrem, das Mikroklima hat sich verändert es ist viel heißer, es ist staubiger, die Bäume können kein CO2 mehr speichern weil sie gefällt sind.”

MOD: Werner Klink, pensionierter Geologe und der Wasserexperte der Bürgerinitiative, weiss warum das so ist.

O-Ton: Werner_Klink
“Wenn ich einen Wald weg rode habe ich zum Teil in Sommermonaten Temperaturerhöhung in der Umgebung von mehreren Grad ... und damit ist die Klima-Steuerung durch den Wald unterbunden”

MOD: Die Rodungen werden aber nicht nur die Trockenheit weiter verschärfen, sondern auch zur Belastung des Grundwasser beitragen, ergänzt Klink.

O-Ton: Werner_Klink
“Der schützende Wald, der das Wasser filtert ... ist weg. ... Das Wasser was jetzt niederregnet kommt im Prinzip ungereinigt ins Grundwasser.”

MOD: Auch in Monterrey wird die Verunreinigung des Wassers zunehmend zum Problem, berichtet Marco Fierro.

O-Ton: Marco
“Sí cambió mucho la calidad del agua. ... Porque ahora que tomo agua de la llave, sabe muy pesada. A veces bastante colorada.”
VO: Die Wasserqualität hat sich stark verändert. Das Wasser aus dem Hahn schmeckt komisch und ist zum Teil verfärbt.

MOD: Angesichts der Gefahren, die große Industriebetriebe wie Teslas Giga-Factories für das Trinkwasser bedeuten, müsste die Politik alles unternehmen es zu schützen. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Sowohl in Deutschland als auch in Mexiko versucht sie es den Investoren so leicht wie möglich zu machen. Und das zu Lasten einer sicheren Wasserversorgung.

Doch in beiden Ländern organisieren sich die Menschen, um ihr Wasser zu verteidigen. Als 2005 das südmexikanische Oaxaca unter einer schweren Dürre-Katastrophe litt, schlossen sich 17 Gemeinden zusammen, um für eine selbstverwaltete Wasserversorgung zu kämpfen. Und sie hatten Erfolg. Ernesto Martínez Santiago, Vorsitzender des Zusammenschlusses, drückt die Hoffnung aus, dass ihr Erfolg auch für andere Ansporn zum Kampf für ihr Wasser sein wird.

O-Ton: Ernesto Martínez Santiago
“Espero que nuestra experiencia pueda servir de aliento a las comunidades, a las personas, a los pueblos para saber que hay una manera de hacer las cosas mejor: priorizando la vida, priorizando las relaciones comunitarias y sobre todo responsabilizándonos, tomar responsabilidad directa sobre nuestro territorio, sobre nuestros recursos.”
VO: Ich hoffe, dass unsere Erfahrungen allen hilft zu erkennen, dass es Wege gibt die Dinge zu verbessern: indem wir uns auf das Leben konzentrieren, auf die Selbstorganisation und vor allem indem wir selbst die Verantwortung für unseren Grund und Boden und seine Schätze übernehmen.

Kommentare
25.09.2023 / 15:27 Andreas, Radio T
wird heute (25.09.) im Detektor gesendet
Vielen Dank!
 
01.11.2023 / 17:05 Katrin Hiss, Radio RaBe, Bern
spielen wir..
.. gekürzt im RaBe-Info, merci!