Währungsunion(en) (Moneycracy #7)

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Der siebte Moneycracy Podcast beschäftigt sich den Währungsunionen und insbesondere dem Euro. Im letzten Podacast haben wir uns mit den unterschiedlichen Währungen beschäftigt. Dabei wurde deutlich, dass der historisch gewachsene Umstand, dass jedes Land eine eigene Währung besitzt, Handel und Austausch, aber auch das individuelle Wohlergehen der BürgerInnen stark behindert.
Dennoch ist die eigene Währung ein zentraler Bestandteil nationaler Idendität und auch ein Lieblingsfetisch vieler rechter Ideologien.
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29:57 min, 38 MB, mp3
mp3, 175 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 15.10.2023 / 09:08

Dateizugriffe: 822

Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Politik/Info
Serie: Moneycracy
Entstehung

AutorInnen: F. Liberatout
Radio: corax, Halle im www
Produktionsdatum: 15.10.2023
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Der siebte Moneycracy Podcast beschäftigt sich den Währungsunionen und insbesondere dem Euro. Im letzten Podacast haben wir uns mit den unterschiedlichen Währungen beschäftigt. Dabei wurde deutlich, dass der historisch gewachsene Umstand, dass jedes Land eine eigene Währung besitzt, Handel und Austausch, aber auch das individuelle Wohlergehen der BürgerInnen stark behindert.
Dennoch ist die eigene Währung ein zentraler Bestandteil nationaler Idendität und auch ein Lieblingsfetisch vieler rechter Ideologien.

Herzlich willkommen zu den siebten Moneycracy Podcast der sich den Währungsunionen und insbesondere dem Euro widmet. Im letzten Podacast haben wir uns mit den unterschiedlichen Währungen beschäftigt. Dabei wurde deutlich, dass der Umstand, das jedes Land eine eigene Währung besitzt, Handel und Austausch stark behindert. Dies führt in unserer heutige, globalisierten Wirtschaft zu erheblichen Problemen.
Zur Veranschaulichung sei nochmals ein Beispiel angeführt: nehmen wir an, ihr betreibt ein kleines Start-Up, das elektrifizierte Lastenräder baut. Die Rahmen, Akkus und weitere Zubehörteile dafür importiert ihr, wie in der Branche üblich, aus Taiwan, Indien, China, Japan, Tschechien und den USA. Ihr müsst eure Lieferanten daher in Taiwan-Dollar, Rupien, Renmimbi, Yen, Kronen und US-Dollar bezahlen. Für jeden Umtausch von Euro in die jeweilige Fremdwährung werden Gebühren fällig. Allein das verteuert euer Produkt nicht unerheblich. Viel dramatischer ist jedoch, dass die Wechselkurse der Währungen zum Euro beständig schwanken. Die Schwankungsbreite pro Jahr beträgt 10 bis 15 Prozent nach oben und unten. Im Extremfall kann daher der Einkaufspreis euere Produkte um 30 Prozent differieren und das sogar mehrmals pro Geschäftsjahr. Ihr könnt allerdings nicht ständig eure Preise ändern, sondern müsst eine Kalkulation für einen mittleren, vielleicht leicht pessimistischen Wechselkurs vornehmen. Kalkuliert ihr zu pessimistisch, dann ist euer Preis zu hoch und die Kunden kaufen bei der Konkurrenz. Kalkuliert ihr zu optimistisch, macht ihr womöglich bei jedem verkauften Rad Verlust. Das Problem verschärft sich, wenn ihr euer fertiges Produkt exportiert – wiederum wird der Kaufpreis und damit eure Wettbewerbsfähigkeit im Zielland vom Wechselkurs entscheidend mitbestimmt. Weil insbesondere starke Währungsschwankungen nicht gut zu kalkulieren sind, werden sie von den meisten Firmen abgesichert. Dies bedeutet, ihr kauft ein Finanzprodukt, dass dann Gewinn macht, wenn der Euro zur entsprechenden Gegenwährung deutlich fällt, also euere importierte Bauteile für euch teurer wird. Den Mehrpreis fangt ihr mit dem Gewinn aus dem Absicherungssgeschäft ab. Wenn ihr, wie im Beispiel, mehrere Währungen absichern müsst, dann sind das einige Finanzprodukte, die ihr kaufen müsst und die selbstverständlich auch wieder Gebühren kosten. Umgekehrt kann es sein, dass euer Produkt besipielsweise gerade in Schweden voll der Renner ist und ihr 40 Prozent eurer Produktion dorthin exportiert. Der Preis in Schweden hängst jedoch auch vom Wechselkurs ab: wird der Euro zur Krone stärker, steigen im Zielland die Preise. Weil ihr das aber nicht wollt, um weiter erfolgreich verkaufen zu können, braucht ihr nun ein umgekehrt funktionierendes Finanzprodukt, das euch Geld bringt, wenn der Eurokurs steigt. Mit diesem Gewinn senkt ihr die Preise der nach Schweden exportierten Räder so, dass sie auch bei fallender Krone im Zielland konstant bleiben.
Das war jetzt vielleicht ein etwas komplexer und weitreichender Einstieg in betriebswirtschaftliche Abläufe, aber auch wenn vielleicht nicht alles gleich einleuchtet, wird doch deutlich: schwankende Wechselkurse sind ein riesiges Problem für die Unternehmen und müssen wegen der Wettbewerbsfähigkeit beständig ausgeglichen werden, was viel Geld kostet. Dennoch haben gerade große und weltweit agierende Firmen noch keine bessere Methode gefunden, mit dem Währungsrisiko umzugehen. Daher besteht ein erheblicher Anteil der tausenden von Börsenprodukte und des täglichen Handels in Form dieser sonst völlig sinnfreien Absicherungsgeschäfte. Banken und Börsenbroker verdienen damit ihre Kavierbrötchen und letztlich werden die Endprodukte um diese Gebühren und Provisionen teurer, ohne dass sich irgendetwas daran verbessert.
Eine andere Möglichkeit, Währungsrisiken zu reduzieren, besteht darin, möglichst einheimische Produkte zu verwenden. US-amerikanische Fahrradhersteller verwenden viele in den USA hergestellte Teile, weil diese, obwohl zunächst teurer als Fernostprodukte, nicht abgesichert werden müssen, was den Preisnachteil verringert und im günstigsten Fall aufhebt. Weiterhin ist die USA immer noch der größte Binnenmarkt der Welt, viele US-Firmen können sich darauf beschränken, im Wesentlichen für ihr Heimatland zu produzieren und unterliegen daher auch für ihr fertiges Produkt keinen Währungsschwankungen. Was für ein Riesenland wie die USA in wichtigen Produktionsbereichen möglich ist, wird für eine kleine Nation wie zum Beispiel die Tschechische Republik schwerlich funktionieren: dort kann nur selten auf heimische Produkte zurückgegriffen werden und nur inländisch zu verkaufen, dürfte für die meisten Produkte ebenfalls keine Option sein. Tschechische Firmen trifft also die Währungsproblematik mit voller Wucht – um so erstaunlicher, dass das Land bisher nicht am Euro teilnimmt.
Die Vielzahl an Währungen schafft große Probleme im Welthandel. Die Warenströme werden dadurch behindert und Privatpersonen, Unternehmen und ganze Gesellschaften müssen viel Aufwand betreiben, um die Wechselkurse in bestimmten Grenzen stabil zu halten oder die Schwankungen auszugleichen.
Daher ist es nicht überraschend, dass der Gedanke an Wähungsunionen schon über 150 Jahre alt ist. Die ersten modernen Währungsunionen datieren aus dem 19. Jahrhundert, als der Welthandel gerade zu seinem Höhenflug abhob, während die Währungsunion zwischen Athen und Sparta in der Antike zeigt, dass das Problem und der Lösungsansatz uralt sind.
Die sogenannte latinische Münzunion umfasste Frankreich, Belgien, Italien, Schweiz und Griechenland und hatte von 1865 bis 1927 Bestand. Ähnliches wurde mit der skandinavischen Währungsunion 1872 bis 1924 geschaffen. Es gab weitere, meist bilaterale Unionen im europäischen Raum zwischen 1870 und 1925.
Eine wesentliche Grundlage dieser frühen Währungsunionen war der Umstand, dass sie in der Regel Münzunionen waren, sich also sich primär auf Münzgeld bezogen. Hier wurden bestimmte Gold und Silbergehalte für die einzelnen Stückelungen vereinbart, sodass für die einzelnen Münzen, auch wenn sie unterschiedliche Bezeichnungen und Motive hatten, ein einheitlicher Basiswert über den Metallgehalt sichergestellt war. Die Münzunion war also über den damaligen Goldstandard (vergleiche hierzu unseren informativen Podcast über Geld) abgesichert und ermöglichte mit der eigenen Währung in den beteiligten Partnerländern ohne Umtausch oder Gebühren einzukaufen. Die Vorteile waren so überzeugend, dass sich weitere 15 europäische und außereuropäische Staaten dieser Union inoffiziell anschlossen und ihre Münzen nach dem vorgegebenen System prägten.
Ganz ohne Schwierigkeiten lief diese frühe multinationale Währungszusammenarbeit allerdings nicht ab. So waren für die kleineren Nominalwerte Silbergehalte vorgeschrieben, für die höheren Gold. Da der Silberpreis ab 1880 gegenüber Gold stark abnahm, stimmten die Verhältnisse nicht mehr. Als Konsequenz wurden die Silbermünzen teils aus dem Verkehr gezogen, teils auf passende Nominale umgeschmolzen.
Ein gravierenderes Problem war, dass manche Teilnehmerstaaten vermehrt Papiergeld gedruckt wurden, was die Inflation anheizte und die Stabilität des Systems gefährdete. Begrenzt wurde der Schaden dadurch, dass die Referenzform des Geldes zu diesem Zeitpunkt noch die Goldmünze war. Es bestand für Privatpersonen nur eine begrenzte Annahmepflicht für Scheidemünzen, also Münzen ohne entsprechenden Edelmetallwert oder auch Papiergeld. Folglich nahmen Privatpersonen größere Beträge nur in Goldmünzen an, was die Möglichkeiten der Staaten zu ungehemmten Geldmengenausweitung durch Papiergeldausgabe begrenzte.
Der Erste Weltkrieg brachte bei den beteiligten Nationen die Abkehr vom Goldstandard und damit brach auch diese Währungsunionen zusammen, auch wenn sie erst Mitte der Zwanziger Jahre endgültig aufgelöst wurden.
Nach 1945 garantierte das System von Bretton-Woods feste Wechselkurse in den Ländern der Freien Welt, vergleiche hierzu bei Bedarf den letzten Podcast zu genau diesem Thema. Nach dem Ende von Bretton Woods 1971 stellte sich die Frage nach Währungsunionen aus den eingangs genannten Gründen erneut ziemlich dringlich.
Entsprechend wurden unmittelbar mit Ende von Bretton-Woods Pläne für eine Europäische Währungsunion geschmiedet, die über verschiedenen Zwischenstufen und Konvergenzphasen - also Anpassungszeiträume - schließlich zur gemeinsamen Währung, dem Euro, führte. Dieser wurde 1999 als Buchgeld und ab dem 01. Januar 2002 als Realgeld eingeführt. Zunächst nahmen 12 europäische Länder inklusive Deutschland daran teil.
Entgegen vieler Befürchtungen und bis heute anhaltender Kritik an Struktur und Aufbau der Währungsunion erwies sie sich als großes Erfolgsmodell. Jenseits aller ideologischen Dispute kann die Attraktivität der gemeinsamen Währung daran abgelesen werden, dass inzwischen 20 Länder zum gemeinsamen Währungsraum gehören, zwei weitere einen festen Wechselkurs zum Euro etablieren und weitere den Euro als offizielles Zahlungsmittel nutzen.
In den zahlreichen Finanzkrisen der letzten zwei Jahrzehnte hat der Euro sich genauso gut geschlagen wie die Weltleitwährung Dollar. Man muss lange suchen, um eine stabilere Währung zu finden.
Wie bereits erwähnt, ist das Aufrechterhalten einer Währungsunion unter so vielen souveränen Staaten mit jeweils eigener Wirtschaftspolitik nicht einfach. Es mussten vielfache Mechanismen geschaffen werden, um die Währung zu sichern und Stabilität zu gewährleisten. Dazu war es notwendig, dass die Nationalstaaten Kompetenzen an die EU und vor allem an Europäische Zentralbank abtraten. Dies wurde vielfach kritisiert, weil dies die Möglichkeiten der Geldpolitik der einzelnen Mitgliedsstaaten beschränkte. Dem Euro wurde allenthalben ein rasches Scheitern vorhergesagt und vielfach auch gewünscht. Die Abgabe der nationalen Währungshoheit an supranationale Strukturen war für verschiedene gesellschaftliche Milieus schwer verdaulich. Die eigene Währung wurde und wird als zentrales Symbol der jeweils einmaligen Nationalstaatlichkeit gesehen. Eine USA ohne Dollar, England ohne Pfund oder die BRD ohne Mark – für viele Menschen kaum vorstellbar. Für die Deutschen bedeutete die Einführung des Euro den Verlust des Symbols des bundesrepublikanischen Wirtschaftswunders und des unerwarteten Nachkriegsaufstiegs und es fanden sich Viele, die damit fremdelnden. Der unwiederbringliche Verlust eigenstaatlicher Wirtschaftspolitik wurde vielfach an die Wand gemalt und bis vors Bundesverfassungsgericht geklagt.
Es ist faktisch richtig, dass die Mitgliedsstaaten sich an bestimmte geldpolitische Zielmarken und Mechanismen halten müssen und damit in ihrer Souveränität beschränkt werden. Aber diese Einschränkungen bewirken größtenteils nur, dass kontraproduktive Verhaltensweisen von Regierungen, die ohnehin zur mittel- bis längerfristigen Instabilität führen würden, unterbunden werden. Wenn die Verschuldung von Staaten vertraglich begrenzt wird, kann angesichts der enormen Gefahren der ohnehin weit ausufernden Schuldenberge daran nichts wirklich Kontraproduktives entdeckt werden.
Eine fortwährend in den letzten zwei Jahrzehnten geäußerte Kritik an der Währungsunion war, dass wirtschaftlich schwächere Staaten nicht abwerten können, also ihre Währung nicht gezielt schwächer machen können. Dies ist eine wenig nachvollziehbare Kritik, denn die Möglichkeiten und Effekte gezielter staatlich initiierter Abwertungsschritte haben sich als sehr begrenzt wirksam und letztlich schädlich erwiesen. Die eigenen Exportchancen zu erhöhen, in dem die eigene Währung geschwächt und damit die selbst hergestellten Produkte auf dem Weltmarkt billiger und damit potentiell erfolgreicher werden, wurde oft versucht. Geglückt ist es selten, denn oft zogen die Wettbewerber, also andere Länder nach. Solche Abwertungswettrennen gab es in der Geschichte zuhauf, sie haben sich allesamt als Fehlschlag erwiesen. Berühmt-berüchtigt sind dabei die Währungskriege der Länder zur Zeit der großen Depression, die entscheidend dazu beigetragen haben, das diese Wirtschaftskrise sich so negativ auswirkte. Sie führte zu einem Race-to-the-bottom, also einem Wettrennen nach unten und ist für keines der beteiligten Länder gut ausgegangen. Ein bekanntes Beispiel sind Neuseeland und Dänemark während der Weltwirtschaftskrise. In beiden agrarisch geprägten Staaten hing das Volkseinkommen stark vom Wollexport ab. Damit dieser gesteigert wurden, werteten die beiden Länder immer wieder in Konkurrenz zueinander ihre Währung ab, was dazu führte, dass ihre Wolle auf dem Weltmark billiger wurde und damit besser verkauft werden konnte. Der Wettlauf nach unten schwächte beide Währungen und die jeweilige Wirtschaft jedoch massiv. Alle Importe verteuerten sich drastisch und da beide Länder deutlich mehr importierten als exportierten, verarmten die Gesellschaften zusehends, bis schließlich, deutlich zu spät, der Irrweg erkannt wurde. Zahlreiche internationale Vereinbarungen versuchen seither solche schädlichen Abwertungsrennen zu vermeiden. Es war die grundsätzliche Zielsetzung von Bretton-Woods, in der Nachkriegswirtschaftsordnung solche unsinnigen Abwärtsspiralen vermeiden, denn Währungskriege schadeten allen Beteiligten. Warum es also ein Nachteil sein soll, dass Euroländer diese wenig nachhaltigen Methoden zu kurzfristigen Exportstimulierung nicht anwenden können, ist schwer verständlich.
Eine andere Kritik am Euro zielt darauf ab, dass die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit innerhalb des Euro-20 Blocks zu ungleich sei und daher eine einheitliche Währung zur Benachteiligung der strukturschwächeren Regionen führe. Dies ist eine Scheinargumentation. Alle großen Volkswirtschaften weisen große regionale Unterschiede in Produktivität und Wirtschaftskraft auf. Das Silikon Valley oder der New Yorker Stadtteil Manhattan erwirtschaften ein Vielfaches der Gesamtleistung vieler US-Bundesstaaten. Auch die nur drei Quadratkilometer umfassende City of London erwirtschaftet mehr als ganz Schottland. Solche krassen Strukturunterschiede sind also durchaus nichts Ungewöhnliches und beeinträchtigen das Funktionieren einer einheitlichen Währung keinesfalls. Natürlich sollten schwache Regionen gefördert werden, eine eigene Währung, die wegen der Wirtschaftsschwäche beständig abgewertet werden soll, ist dafür kein probates Mittel.
Weiterhin begrenzt die Währungsunion geldpolitischen Entscheidungen der Nationalregierungen, insbesondere im Hinblick auf die Schuldenneuaufnahme. Dies ärgert manche Staatsführung bis heute. Wer die früheren Folgen von Moneycracy gehört hat, weiß, dass es ein zu hoher Schuldenstand ein globales und schon lange bestehendes Problem darstellt. Wenn dieses ungünstige und verantwortungslose Verhalten der Herrschenden etwas gebremst wird, kann dies nur von Vorteil sein.
Tatsächlich drängt sich der Verdacht auf, die vielstimmige Kritik gerade auch aus der Finanzwelt habe ihren Grund darin, dass der Euro letztlich so gut funktioniert. Er verbilligt Warenproduktion und Konsum und macht viele bislang notwendige Finanzdienstleistungen überflüssig, worin in den Augen der Finanzwelt wohl sein größter Fehler liegt. Der Umstand, dass er mit dem Euro gelungen ist, die absolute Dollardominanz zu brechen und eine zweite Weltreservewährung zu etablieren, stellt einen weiteren wichtigen Erfolg dar, der sogar global positive Auswirkungen hat.
Von national gesinnter Seite wird gegen den Euro oft eingewandt, dass er dazu führe, dass die guten, sparsamen Deutschen die Schulden der verschwenderischen Südländer bezahlen müssten. Zunächst ist dazu festzustellen, dass in den Verträgen verschiedene Mechanismen festgehalten wurden, die genau das verhindern sollen. Gleichzeitig ist es so, dass alle Mitgliedsstaaten, auch Deutschland, enorm von der Gemeinschaftswährung profitieren. Es ist nur naheliegend, dass nicht nur die Vorteile eingestrichen werden können, es muss auch mit Problemen umgegangen werden.
Nach Ansicht der Autoren dieses Podcasts ist die Währungsunion ein Erfolgsmodell, dessen Nutzen die durchaus auch vorhandenen Kosten bei weitem übersteigt. Dass wir mit dieser Einschätzung nicht alleine stehen, zeigt sich auch darin, das einige weitere Staaten schon in der Schlange stehen, um aufgenommen zu werden.

Dennoch soll hier auch auf Problembereiche der Gemeinschaftswährung hingewiesen werden.
Wie dargestellt, war bei der Konstruktion der Regeln die Stabilität des Euros ein zentrales Anliegen. Hierzu wurden Schuldenobergrenzen festgelegt, die inzwischen von nahezu allen Ländern phasenweise und teils mehrfach überschritten wurden, ohne dass es zu Strafsanktionen gekommen wäre. Deutschland gehörte übrigens zu den ersten Schuldenobergrenze Durchbrechern! Regeln zu vereinbaren und sich dann nicht daran halten, war noch nie ein zukunftsträchtiges Vorgehen.
Eine weitere wichtige Regel bestand darin, dass die Zentralbanken keine Staatskredite aufkaufen durften, also die Zentralbank nicht die Schuldendruckmaschine der Regierung sein durfte. Hier wurde nach dem Vorbild der früheren deutschen Bundesbank auf eine starke Unabhängigkeit der Zentralbank von der Politik und ihren Geldbedürfnissen Wert gelegt. Leider wurde diese wichtige Regelung während der Finanzkrise 2008 mit einem Taschenspielertrick außer Kraft gesetzt und hat seither zu der enormen Ausweitung der Geldmengen beigetragen oder diese erst ermöglicht. Durch diesen Regelbruch gefährdet die Gemeinschaftswährung ihren enormen Erfolg selbst.
Letztlich sei noch auf einen eher demokratietechnischen Konstruktionsfehler hingewiesen. Im Modell der westlichen parlamentarischen Staatsausformungen ist es das besondere Recht des vom Volk gewählten Parlaments über den Haushalt und damit die Kernelemente der Wirtschaftspolitik zu entscheiden. Wie in zahlreichen anderen Bereichen weist die EU hier ein Demokratiedefizit auf. Entscheidungen bezogen auf den Euro fällen die Finanzminister und nicht das EU-Parlament. Dies sollte, wie andere derartige Defizite beseitigt werden und ein direkt vom Souverän, den BürgerInnen, gewähltes EU Parlament sollte die Kontrolle übernehmen und die Exekutivorgane bestimmen.
Der Euro ist die bedeutendste Gemeinschaftswährung seit rund 100 Jahren. Außereuropäisch ist interessant, dass es mehrere afrikanische Währungsunionen gibt. Meist sind es ehemalige französische Kolonien, die sich zusammengeschlossen haben. Weitere Unionen sind wegen des Erfolgs der bestehenden geplant. Als großes Zukunftsprojekt steht der Afro am Horizont, der alle Staaten der Afrikanische Union währungsmäßig vereinen soll. Auch in der Karibik besteht eine Währungsunion acht karibischer Kleinstaaten.
Zusammenfassend sind die über 130 nationalen Währungen in der heutigen globalen Austauschgesellschaft ein großes Handelshemmnis. Die Argumente für Währungsunionen sind gerade für die kleineren Nationalstaaten sehr offensichtlich, denn sie können die Nachteile einer eigenen Währung kaum durch entsprechende Vorteile ausgleichen.
Viele kleinere Staaten haben daher sich in einer Art Zwischenschritt einem großen Bezugspartner im Sinne eines festen Umtauschverhältnisses angeschlossen. Sie verfügen zwar ihre eigene Währung, diese ist in ihrem Außenwert aber fest an eine der großen Leitwährungen, meist Dollar oder Euro gekoppelt. Dies hat für die sich bindenden Länder den Vorteil von Währungsstabilität, denn die großen Leitwährungen schwanken tendenziell weniger, oder wenn als Folge globaler Finanzereignisse, gegen die sich die kleineren Länder ohnehin nicht stemmen könnten. Über 60 Länder der Welt haben ihre Währung beispielsweise an den Dollar gebunden. Die Vorteile dieser Stabilität gibt es nicht umsonst, es müssen erhebliche Eingriffe tagtäglich vorgenommen werden, um diese Bindung real an den Devisenmärkten zu erhalten. Die Staaten unternehmen diese Anstrengungen, da dies immer noch weniger Aufwand bedeutet, als wilde Währungsturbulenzen auszuhalten.
Eleganter sind jedoch die echten Währungsunionen, durch welche die Probleme mit Währungsungleichgewichten wesentlich besser zu lösen sind. Daher sind weitere Zusammenschlüsse in allen Teilen der Welt für die Zukunft geplant.
Ob dies einmal in einer globalen Weltwährung enden wird und ob solch eine Vision wünschenwert ist, lassen wir an dieser Stelle erst mal offen.

Episode und Musik von Frederick Liberatout.
Anregung und Kritik an moneycracy@riseup.net

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