Währungen und Wechselkurse (Moneycracy #6)

ID 124610
2. Teil
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Teil 6 der Podcastreihe Moneycracy, beschäftig sich mit Wechselkursen und dem historischen System von Bretton-Woods.
Die meisten Länder haben ihre eigene Währung. Eine bedeutende Ausnahme stellt die europäische Währungsunion dar, in der mittlerweile 20 europäischen Nationen inklusive Deutschland zusammengeschlossen sind. Ähnliche Währungsunionen gibt es in Afrika, wo verschiedene ehemals französische Kolonien eine gemeinsame Währung, den Zentalafrikanischen Franc CFA nutzen.
Wie kommt es zu diesen unterschiedlichen Währungen und was sind die Folgen?
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29:59 min, 37 MB, mp3
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Upload vom 15.10.2023 / 09:46

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Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Politik/Info
Serie: Moneycracy
Entstehung

AutorInnen: F. Liberatout
Radio: corax, Halle im www
Produktionsdatum: 15.10.2023
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Hallo und willkommen zu Teil 6 der Podcastreihe Moneycracy, die Herrschaft des Geldes. Heute beschäftigen wir uns mit Wechselkursen und dem historischen System von Bretton-Woods.
Die meisten Länder haben ihre eigene Währung. Eine bedeutende Ausnahme stellt die europäische Währungsunion dar, in der mittlerweile 20 europäischen Nationen inklusive Deutschland zusammengeschlossen sind. Ähnliche Währungsunionen gibt es in Afrika, wo verschiedene ehemals französische Kolonien eine gemeinsame Währung, den Zentalafrikanischen Franc CFA nutzen.

Zu den Besonderheiten der Währungsunionen kommen wir später. Im aktuellen Normalfall verfügen die Staaten über je eine eigene Währung, wozu es auch wirtschaftspolitisch gute Gründe gibt. Nur wenn ein Staat über eine eigene Währung verfügt und die volle Währungshoheit ausübt, kann er wirtschaftspolitische Maßnahmen wie Geldmengenerhöhung, Inflationsbekämpfung, Konkunkturpakete und weiteres effektiv veranlassen. Entsprechend gibt es rund 160 Währungen auf der Welt.
Wenn ihr euch eine Jeans kauft, fällt euch beim Blick auf das Preisschild auf, dass sie in unterschiedlichen Währungen unterschiedliche Preise hat. Die 99 Euro Jeans, kostet 100 Dollar aber nur 88 britische Pfund, 2100 Tschechische Kronen und 745 dänische Kronen. Wir könnten das Spiel fortsetzen, nennen aber hier nur noch zum Staunen die Preise in japanischen Yen, nämlich 14.000 und 2000 türkische Lira.
Wir sehen, die Nominalwerte, also die Zahlen vor den jeweiligen Währungseinheiten, sind höchst unterschiedlich. Dabei sind wichtige Währungen, wie Dollar, Euro, Pfund und auch Schweizer Franken in den letzten Jahren sich sehr nahe gekommen und bewegen sich alle auf einem ähnlichen Niveau. Das war in der Vergangenheit oft sehr anders.
Natürlich ist die Jeans in Tschechien oder der Türkei nicht 20 Mal so teuer als bei uns, die Währungseinheiten sind nur weniger wert. Wer 100 Euro in türkische Lira umtauscht, erhält aktuell eben rund 2000 Lira dafür und kann dafür die Jeans kaufen.
Allerdings: der Preis eines Gutes, in unserem Falle einer Jeans, ist in den einzelnen Ländern nicht nur von dem jeweiligen Devisenkurs abhängig. So sind viele Güter in den USA auch nach dem Umrechnen des aktuellen Währungskurses billiger als in den meisten anderen Ländern der Welt. Fast alle Waren sind in der Schweiz oder Schweden teurer als in Deutschland und zwar ebenfalls unabhängig von davon, ob sie in Euro oder Landeswährung bezahlt werden.
Zudem kommt noch der Umstand, dass der Wechselkurs von Währungen nicht konstant ist – 100 Euro entsprachen 2022 je nach Zeitpunkt zwischen 101 und 111 Dollar – das ist ein Unterschied von 10 Prozent. Auch andere Währungsverhältnisse schwanken in etwa dieser Größenordnung. Mitunter kommt es allerdings zu noch stärkeren Schwankungen: die Türkische Lira war im abgelaufenen Jahr solch ein Beispiel: zwischen 15 und 20 Lira bekam man für einen Euro – das ist eine Schwankung von 25 Prozent.
Es wird deutlich, die Wechselkurse sind ein entscheidender wirtschaftlicher Faktor. Denn was bedeutet das denn? Zwei Beispiele: Ein Türkischer Händler verkauft 1 kg Bio-Mandeln nach Deutschland. Diese kosten 300 Lira. Im Januar muss der deutsche Importeur bei einem Kurs von 1:15, 20 Euro bezahlen. Im Dezember, bei einem Kurs von 1:20 nur noch 15 Euro. Für den deutschen Importeur und damit auch für die deutschen KonsumentInnen sind die Mandeln 25 Prozent billiger geworden, obwohl der türkische Produzent denselben Betrag für seine Ware erhalten hat.
Umgekehrt: Ein türkischer Importeur kauft deutsche Staubsauger für 200 Euro pro Stück. Anfang des Jahres muss er 3000 Lira dafür bezahlen, am Ende 4000 Lira. Die Ware ist um 25 Prozent teurer geworden.
Bei solch großen Auswirkungen sind im Interesse der Planungsicherheit, der Handelsspannen und Geschäftssicherheit aller Beteiligten starke Währungsschwankungen nicht erwünscht. Historisch betrachtet wurde daher über einen langen Zeitraum versucht, Währungsschwankungen möglichst zu vermeiden. Die Wechselkurse wurden ab dem späten 18. Jahrhundert relevant, als die Staaten begannen, in größeren Stil miteinander Handel zu treiben. Wie wir aus dem Podcast Geld noch wissen, oder bei Bedarf nachhören können, waren damals die Geldwerte an die Edelmetalle Gold und Silber gekoppelt. Es gab also eine äußere Referenz und egal wie die Währung dann auch hieß und wie bunt das Papierchen bemalt war, letztlich ließ sich alles in Edelmetalle umrechnen. Damit waren die Währungen untereinander in ihren Wechselkurs einigermaßen fixiert. Dabei bildete britische Goldstandard den globalen Währungstandard, der insgesamt dafür sorgte, dass keine starken Schwankungen der einzelnen Währungen untereinander auftraten. Das britische Pfund profitierte von dem Umstand, dass es die meist benutzte Währung der damals sich gerade entwickelten internationalen Wirtschaft war. Wer britische Pfund besaß konnte fast jede Transaktion damit bezahlen und musste nichts umtauschen und sparte somit die Umtauschgebühren. Es war daher besonders attraktiv, diese Währung zu erhalten, weshalb die Händler ihre Waren bevorzugt gegen britische Pfund verkauften. Eine Währung, die einen solchen Vorzug genießt, nennt man Leitwährung, wir kommen später bei der aktuellen Weltleitwährung, dem Dollar, darauf zurück. ,
Wie wir ebenfalls schon in früheren Podcasts erörtert haben, brach der Goldstandard der meisten Währungen spätestens mit dem Ersten Weltkrieg zusammen und damit hatten die meisten Währungen keinen klaren Wertanker mehr. Bis zu diesem Zeitpunkt konnte das britische Pfund Sterling wie die Deutsche Goldmark zumindest theoretisch jederzeit in das Edelmetall umgetauscht werden. Wie viel Gold man bei diesem Eintausch für die jeweilige Währungseinheit erhielt, bestimmte damit den Wert der Währungen zueinander.
Nachdem der feste Goldbezug weggefallen war, musste als relativer Wert die Kaufkraft der einzelnen Währungen herhalten. Es musste also bestimmt werden, wie viele Einheiten der jeweiligen Währung gebraucht wurden, um einen bestimmten Warenkorb wichtiger Güter zu kaufen. Der relative Wert einer Währung bildete sich also in ihrer Kaufkraft und Kaufmöglichkeit ab und war starken Schwankungen ausgesetzt, die mit der wirtschaftlichen Situation der einzelnen Länder zusammenhing. Von 1900 bis 1916 waren beispielsweise recht konstant 82 Reichsmark für 100 Französichen Franc zu zahlen.
1920, nach Ende der Golddeckung und verlorenem Weltkrieg waren es 440 Reichmark, 1921 780 Reichsmark und 1922 13800 Reichsmark.
Es ist klar, dass derartige Schwankungen den Handel und das Wirtschaftsleben stark hemmen. Wenn die deutsche Währung so schwach wie vor 100 Jahren ist, wird es unmöglich französische Waren zu kaufen, was natürlich auch nicht im Interesse der französischen Wirtschaft liegt. Entsprechend versuchen alle Nationen ein einigermaßen ausgeglichenes Wechselkursverhältnis zueinander beizubehalten.
Entsprechend gab und gibt es in den meisten Staaten Devisenbeschränkungen, Ein- und Ausfuhrkontrollen für Devisen oder auch einen rein staatlich organisierten Devisenhandel. Die älteren HörerInnen werden sich noch daran erinnern, dass bei Grenzübertritten in Urlaubsländern häufig nach mitgeführten Devisen gefragt oder gesucht wurde.

Manche Währungen, vor allem die in autoritären Staaten, waren und sind überhaupt nicht frei handelbar. Die DDR Mark, auch Ostmark genannt, beispielsweise durfte nicht ausgeführt werden, es gab keinen Handel und daher auch keinen ausgehandelten Devisenkurs. Da mit der Ostmark nichts außerhalb der DDR gekauft werden konnte und der Staat selbst seine Produkte liebend gerne gegen Devisen exportierte, gab es fast keine Nachfrage nach dieser Währung – der Handelswert der DDR Mark lag rein marktwirtschaftlich nur wenig über Null. Das Regime zwang jedoch Besucher, die für ihren Aufenthalt notwendigen Geldmittel zum Kurs 1 DM zu 1 Ostmark umzutauschen. Da es für Westbesucher in der DDR wenig Grund und Möglichkeiten zum Einkauf gab, war dieser freiwillige Umtausch gering. Die DDR brauchte dringend Devisen, aber es war niemand bereit, das eigene Geld gegen die wertlose Ostmark zu tauschen. Daher führte das damalige Regime den Zwangsumtausch ein: BesucherInnen mussten 25 Ostmark pro Tag zum festgelegten Fantasiekurs kaufen. Der Zwangsdevisenumtausch war praktisch das Eintrittsgeld in den selbsternannten Arbeiter- und Bauernstaat.
Dieses Extrembeispiel zeigt deutlich die Zielsetzung der Devisenwirtschaft. Da einem Staat die eigene Währung im Prinzip stets unbegrenzt zur Verfügung steht, geht es vor allem darum, ausländische Devisen für notwendige Importe zu erhalten. Daher zielen die meisten Maßnahmen darauf ab, dass die AkteurInnen gezwungen sind, einheimische (unbegrenzt verfügbare) Währung gegen Fremdwährung zu tauschen. Die Möglichkeiten, fremden Devisen wieder nach außen abfliessen zu lassen, werden erschwert.
Allerdings sind auch Fremdwährungen unterschiedlich attraktiv: der DDR war es durch Exporte konstant möglich, Tugrik, die Währung der damals sozialistischen Mongolei zu erhalten. Das Problem: der Tugrik war noch wertloser als die Ostmark, denn es konnte außer ein paar Dosen Yakmilch nichts damit gekauft werden.
An dem Wirtschaftsverhältnis DDR zur Mongolei kann der Mechanismus der Wechselkurse betrachtet werden. Es gab durchaus einige Industrieprodukte der DDR, die obwohl nicht weltmarktfähig, gut in die Mongolei exportiert werden konnten. Aber es gab so gut wie nichts, was die DDR sinnvoll aus der Mongolei hätte importieren können. Auch ein nennenswerter Tourismus der DDR BürgerInnen in den weit entfernten Staat war absolut utopisch. Folglich konnte die DDR mit den durch ihren Export erwirtschafteten Tugrik nichts anfangen. Sie hätte schlicht nirgendwo auf der Welt irgendetwas damit kaufen können und der Bedarf an Yakmilch in Dosen hielt sich doch in sehr engen Grenzen.
Eigentlich wäre somit der Handel der beiden Länder zum Erliegen gekommen, aber innerhalb des damaligen sozialistischen Blockes gab es zur Lösung des Problems festgelegte Wechselkurse. Der Tugrik war 1:1 an den sowjetische Rubel gekoppelt. Die DDR konnte also ihre Tugrik in Rubel tauschen und damit Rohstoffe in der Sowjetunion kaufen. Der Rubel war die Währung des dominierenden Staates des sozialistischen Wirtschaftsblocks, er wurde in allen Ostblockstaaten gerne genommen, denn alle importierten Waren aus der Sowjetunion.
Dieses 1:1 Verhältnis einer nahezu wertlosen Währung zu einer Leitwährung widerspricht Marktgesetzen und kann nur unter bestimmten Bedingungen aufrechterhalten werden. Ein Beispiel der Problemlage: die Mongolei könnte viele 100 Milionen Tugrik drucken, diese 1:1 in Rubel tauschen, mit den Rubel in der Sowjetunion Gold kaufen und dieses Gold auf dem Weltmarkt gegen Dollar eintauschen und so auf Kosten der Sowjetunion ein Leben in Luxus führen.
Anders ausgedrückt: eine fixe Koppelung zweier ungleich starker Währungen stellt eine Subvention der schwächeren Seite dar, eine Anstrengung die damals von der Sowjetunion aus politischem Kalkül unternommen wurde. Gleichzeitig funktioniert das nur, wenn die schwächere Seite, hier die Mongolei, in ihrer Geldpolitik an Weisungen der stärkeren Seite gebunden ist – auch das war in diesem historischen Beispiel gegeben.

Wie sah das Ganze auf der freien Seite des eisernen Vorhangs aus?
1944 war den Westallierten klar, dass der Sieg über Nazideutschland nur noch eine Frage der Zeit war und sie trafen sich im wunderschön abgelegenen US-Kurort Bretton-Woods, um Pläne für eine Nachkriegswirtschaftsordnung zu entwerfen. Die vielen Wirren und wirtschaftlichen Verwerfungen nach dem 1. Weltkrieg hatten gelehrt, dass es klug war, sich Gedanke zu einem Währungssystem zu machen. Es ging hinsichtlich der Wechselkurse darum, ein Chaos und ein Zusammenbrechen von Währungen wie nach 1918 zu vermeiden. Dazu wurde der Dollar als Ankerwährung etabliert und die übrigen westlichen Währungen in einem festen Verhältnis zum Dollar mit geringen Schwankungsbreiten festgelegt. Die Stabilität des Systems sollte über die Stärke des Dollars als der Währung der damals weitaus stärksten Wirtschaftsmacht der Welt garantiert werden. Zudem wurde der Dollar wiederum über Goldreserven abgesichert. Die USA versprachen den Zentralbanken - nicht mehr den BürgerInnen – Dollar jederzeit zum Kurs von 35 Dollar je Unze einzutauschen. 1945 lagerten die Hälfte aller weltweiten Goldreserven in Fort Knox, da war das glaubhaft.
Da zudem alle Waren der Welt problemlos in Dollar gekauft werden konnten und wichtige Rohstoffe, hier besonders wichtig im Verlauf das Erdöl, nur in Dollar gehandelt wurden, hatten alle Länder einen Anreiz für hohe Dollarreserven. Der Dollar wurde daher zur Weltreservewährung und die Mehrzahl der Milliarden an Dollar lagert nicht in den USA, sondern in den Zentralbanktresoren dieser Welt. Die Dollarreserven der einzelnen Staaten bedeuteten dadurch eine Absicherung der eigenen Währung ähnlich wie eine frühere Golddeckung – zumindest so lange der Dollar als stabil und wertbeständig gelten konnte und selbst über Gold abgesichert war.
Der Vorteile des Systems von Bretton-Woods waren überzeugend. Trotz grundsätzlich fester Wechselkurse waren Anpassungen bei starken Ungleichgewichten möglich – es handelte sich um eine Hybridform aus starren und freien Elementen. Die Golddeckung war ebenfalls hybrid und nur für die Zentralbanken der Mitgliedsstaaten vorgesehen, was die allgemeine Geldpolitik von dem Hemmnis der Goldreserven entband – zu den Problemen einer Golddeckung könnt ihr gerne noch einmal unseren Podcast zu Geld anhören.
Das System von Bretton-Woods erwies sich über die ersten beiden Nachkriegsjahrzehnte als Erfolgskonzept. Größere Währungsturbulenzen konnten wie geplant vermieden werden. Die USA profitierten von dem Umstand, dass sie Waren in aller Welt günstig einkaufen konnten und gleichzeitig ihren zunehmenden Verschuldungsstand in die Notenbanken der westlichen Welt exportieren konnten. Die westeuropäischen Staaten und Japan profitierten, weil sie durch die festgelegten Währungsparitäten preiswerte Waren auf dem Weltmarkt anbieten konnten und damit sehr erfolgreiche Exporteure wurden und zu unerwartetem Wohlstand kamen. Die Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit sind wesentlich auf diese festgelegten Währungsparitäten zurückzuführen.
Ab Mitte der 1960ziger Jahre zogen jedoch dunkle Wolken auf. Die ausufernde Verschuldung und Bilanzdefizite der USA vor allem in Folge des Vietnamkrieges ließen begründete Zweifel an der Belastbarkeit des Dollars und der amerikanischen Goldreserven aufkommen. Immer mehr Interventionen der einzelnen Notenbanken waren notwendig, um die abgemachten Paritäten einzuhalten. An dieser Stelle eine kleiner Erklärungsexkurs: was sind eigentlich diese Notenbankinterventionen, die auch in den Nachrichten immer wieder auftauchen.
Beispiel: Im späten Bretton-Woods war das Verhältnis DM zu Dollar 4:1 festgelegt. Da aber Westdeutschland sehr viele Waren für den Weltmarkt herstellte, war der Bedarf an D-Mark hoch, viele wollten gerne DM haben, ihr Wert stieg und lag dann bei etwa 3.90 :1 Dollar. Dann war die Deutsche Bundesbank verpflichtet, solange Dollar zu kaufen, also die Dollarnachfrage und damit den Dollarwert zu erhöhen und gleichzeitig damit den DM-Wert zu senken, bis wieder 4:1 hergestellt war. Das tat die Bundesbank auch brav, aber ungern, da ihre Dollarreserven immer weiter wuchsen. Das DM-Dollar Verhältnis in der Weltwirtschaft entsprach eben nicht mehr 4:1 und konnte daher auch nicht gegen diese Realität aufrechterhalten werden.
A b 1969 war allen Insidern klar, dass das System von Bretton Woods nicht zu halten war.
Im Frühjahr 1971 hatte der deutsche Wirtschaftsminister Schiller das ewige Stützen des Dollars satt und ließ das Verhältnis DM zu Dollar sich frei nach Angebot und Nachfrage regeln, man sagt dazu in diesem Fall frei flottieren. Es bildete sich nach wenigen Tagen ein Kurs von 3.30 DM zu 1 Dollar heraus, die DM hatte fast 20 Prozent aufgewertet, das bedeutet sie war 20 Prozent gegenüber dem Dollar stärker geworden.
Auf der anderen Seite des Atlantiks wollte der amerikanische Präsident Nixon sich ebenfalls nicht mehr von den Regelungen nach Bretton Woods einschränken lassen und kündigte das Goldversprechen im August 1971 auf – die Nachkriegswährungsordnung hatte aufgehört zu existieren.
Die Folgen für die Weltwirtschaft waren dramatisch, die Siebzigerjahre gingen als das Krisenjahrzehnt der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts in die Geschichtsbücher ein. Dies lag nicht nur am Ende von Bretton-Woods, aber auch.
Es folgten die Jahrzehnte des Neoliberalismus, in dessen Vorstellungen sich die Wechselkurse frei flottierend bilden sollten. Das hatte Vorteile, aber auch entscheidenden Nachteile.
Heutzutage hat sich überwiegend wieder eine Hybridform herausgebildet, nur ist diese versteckter als unter Bretton-Woods. Offiziell flottieren die Wechselkurse der wichtigsten westlichen Währungen frei. Dennoch unternehmen die Notenbanken beständig Interventionen, um eine Glättung zu erreichen und starke, kontraproduktive Ausschläge zu vermeiden.
So erfolgreich wie Bretton-Woods ist das aktuelle System nicht – zwischen 1950 und 1971 schwankten die Wechselkurse weltweit nur um rund 3 Prozent pro Jahr – seither sind es, wie bereits oben erwähnt, um die 10 Prozent.
Zur Währungsunion der EU und dem Euro kommen wir aus Zeitgründen diesmal nicht mehr – das machen wir im nächsten Podcast.

Episode und Musik von Frederick Liberatout.
Anregung und Kritik an moneycracy@riseup.net

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