Wie ich das sehe: Die Macht der Bilder - Gedanken eines Außenseiters

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Umrahmt von Gassenhauern wie zum Beispiel "Wer hat bloß den Käse zum Bahnhof gerollt" bringt die Sendung verschiedene Aspekte von der Macht der Bilder. Bereits in grauer Vorzeit entstanden die Felszeichnungen, mit denen Menschen ihre Umwelt beschrieben haben; im Alten Griechenland wurden die Götter durch Monumental-Statuen verehrt. Zur Zeit der Reformation wurden Bilderverbote ausgesprochen - basierend auf einer Vorschrift des Alten Testanents.
Mit den Tageszeitungen kam dann die Reklame auf, zunächst als reine Produktankündigung, dann immer mehr, um die Begehrlichkeit der Menschen anzustacheln. Mit der Fotografie wurde das Bildermachen Allgemeingut und führt auch zu einer Einengung auf fotografierte Ereignisse. Im Fernsehen schließlich führt die Kette von Bildern, die das Video ausmacht, zu passivem Konsum und damit auch zu Passivität der Menschen, wie der amerikanische Werbefachmann Jerry Mander in seinen 4 Argumenten gegen das Fernsehen feststellt.
Ein Gedicht über Reklameflut im Briefkasten und einiges Wissenwertes über Gassenhauer schließen die Sendung ab.
Audio
01:00:00 h, 27 MB, mp3
mp3, 64 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 12.05.2006 / 00:00

Dateizugriffe:

Klassifizierung

Beitragsart: Feature
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Musik, Kultur, Politik/Info
Serie: Gegenwind
Entstehung

AutorInnen: Klaus Hecker (gegenwind@radio-quer.de)
Radio: RadioQuer, Wiesbaden im www
Produktionsdatum: 10.05.2006
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Bilder haben schon immer eine wichtige Rolle für die Menschen gespielt. Schon vor mehr als 20.000 Jahren entstanden in den Wohnhöhlen Zeichnungen, in den Feld geritzt oder auch auf die Wände gemalt. Der Hörer wird zunächst in eine solche Höhle geführt, die an sich heute schon deswegen nicht zugänglich ist, weil der Höhleneingang heute 37 m unter dem Spiegel des Mittelmeers liegt.
Der nächste Besuch gilt einem Zeus-Tempel in Griechenland. Im Jahre 437 schuf der Bildhauer Phidias die 12 m hohe Statue des Gottes Zeus, die aber verloren ging; möglicherweise wurde sie zerstört, als etwa 900 Jahre später auf kaiserlichen Befehl der Zeus-Tempel geschlossen wurde.
Im ausgehenden Mittelalter wurde - besonders von den Reformatoren - ein Bilderverbot ausgesprochen, daß vom 2. Gebot der Zehn Gebote des Alten Testaments abgeleitet wurde.
Michelangelo hat in der Sixtinischen Kapelle das Deckengemälde "Das Jüngste Gericht" geschaffen; die männlichen Figuren waren vollkommen nackt, aber auch heute noch ist ein Großteil der Figuren mit "Badehosen" übermalt.
Als 1650 die erste Tageszeitung auf den Markt kam, enthielt sie sehr schnell Reklame, die ersten Reklamezeitungen folgten bald. Mit der Zeit veränderte sich die Reklame von der reinen Ankündigung und Beschreibung von Waren zu einer psychologisch ausgefeilten Bilderflut, die beim Betrachter den Wunsch erzeugen soll, die Ware zu besitzen, ganz gleich ob er sie braucht oder nicht. Und immer neue, angeblich bessere Produkte überschwemmen den Markt.
Fotografie wurde mit billigen Kameras für jeden erschwinglich, heute werden Milliarden Bilder jährlich geknipst, die die Erinnerung der Menschen auf die fotografierten Ereignisse einengen. Dies gilt erst recht für den Videofilm; der Author berichtet, daß seine Erinnerungen ganz stark von alten Filmaufnahmen eingeengt worden sind.
Noch mehr Bilder bietet das Fernsehen. Schon 1978 warnte der amerikanische Werbefachmann Jerry Mander in seinem Buch "Schafft das Fernsehen ab" vor den Folgen. Seine 4 Argumente gegen das Fernsehen werden in gestraffter Form wiedergegeben: geistige Verarmung, Abhängigkeit von finanzkräftigen Geldgebern, die rein passive Beschäftigung des Gehirns beim Fernsehen und die technische Begrenzheit des Fernsehens.
Nach dem Gedicht "Der traurige Briefkasten", das die viele Reklame im Briefkasten kommentiert, folgt zum Schluß eine kurze Erläuterung zu der gespielten Musik. Gassenhauer waren besonders eingängige Melodien aus Operetten, Kabarett, Tonfilm und manchmal auch Volkslied, die früher wirklich auf den Straßen zu hören waren, wie zum Beispiel "Die Männer sind alle Verbrecher".