Mobiles Theater im Westjordanland

ID 126528
 
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Das Al Kasaba Theater in Ramallah, Palästina, unterstützt seit 24 Jahren die Zivilgesellschaft durch kulturelle Initiativen. Sie bringen Theater mit mobilen Bühnen in Flüchtlingslager und abgelegene Gebiete, um die Menschen vor Ort zu erreichen. Besonders im Fokus stehen traumatisierte Kinder und Jugendliche. Sie helfen ihnen, ihre Ängste und Sorgen auszudrücken und psychische Belastungen zu bewältigen.

Unser Politik- und Kulturredakteur Dennis Schwabenland sprach mit Samer Makhlouf, dem Leiter des Al Kasaba Theaters, über ihre Arbeit.
Audio
04:48 min, 11 MB, mp3
mp3, 320 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 31.01.2024 / 11:37

Dateizugriffe: 886

Klassifizierung

Beitragsart: Reportage
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Kultur
Entstehung

AutorInnen: Dennis Schwabenland
Radio: RaBe, Bern im www
Produktionsdatum: 31.01.2024
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Es ist April 2000. Das Al Kasaba Theater, welches 1974 in Ost-Jerusalem gegründet wurde, zieht nach Ramallah.
Grund zur Hoffnung gaben damals die Friedensgespräche zwischen Palästina und Israel; Ende der 1990er Jahre. Es gab Hoffnung auf einen palästinensischen Staat und ein Ende der Besatzung durch Israel.

Kaum 5 Monate später - am 28. September 2000 - begann die zweite Intifada. Die Oslo-Friedensverhandlungen waren gerade gescheitert.

In den folgenden Wochen kam es zu zahlreichen blutigen Ausschreitungen. Auf beiden Seiten gab es tausende Tote.
Die kurze Hoffnung auf einen eigenen palästinensischen Staat war zerbrochen.
Die israelische Armee besetzte mehrere Städte, darunter auch Ramallah.
Wo gerade das neue Theaterhaus des Al Kasaba entstanden ist.

Ich habe mit Samer Makhlouf gesprochen. Er ist der geschäftsführende Direktor des Theaters Al Kasaba.

Q1 - Immer Instabil

Samer Maklhouf, kann sich an kein Jahr seit der Gründung des Theaters erinnern, das ohne politische Unruhen oder Instabilität der eigenen Sicherheit verlaufen wäre.
Bis heute ist der Betrieb des Theaters nur unter sehr schwierigen Bedingungen möglich.

Während der zweiten Intifada entwickelte das Al Kasaba das Konzept eines mobilen Theaters, um auch in abgelegene Orte und Regionen der Westbank zu gelangen.

Q2 - Emergency Programms

Das Al Kasaba Theater bringt Theater in Flüchtlingslager und andere Regionen.
In abgelegene Orte, von denen aus die Menschen nicht nach Ramallah fahren können.
Ihr Ziel ist es, die Menschen vor Ort kulturell zu integrieren und sie in dieser für sie herausfordernden Zeit zu unterstützen.
Auch durch humorvolle Theaterstücke, um den Menschen etwas Freude zu bringen.

Seit dem 7. Oktober letzten Jahres, dem Tag des Angriffs der Hamas auf Israel, hat das Theater seinen Betrieb wieder vollständig eingestellt.
Es wird kein Theater mehr gespielt, es gibt keine Konzerte mehr.
Das Theater, das auch ein Kino ist, hat auch mit dem regulären Kinobetrieb aufgehört. Und sie sind zu ihrem Konzept des mobilen Theaters zurückgekehrt.

Q3 - Children

Samer Makhlouf beschreibt, dass Kinder und Jugendliche die am stärksten betroffene Bevölkerungsgruppe seit Ausbruch des Krieges in Palästina und Israel sind.
Sie wollen den Kindern helfen, die Situation psychisch zu bewältigen.

Ziel ist es, mit geschulten Expert*innen Traumata zu bearbeiten. Und ein Stück weit zu überwinden, indem die Kinder ihre Ängste und Sorgen aussprechen.

Nach dem Beginn des Krieges haben mehrere europäische institutionelle Partner*innen die Unterstützung mit dem Theater aufgegeben.
Es wurden keine Gründe genannt.
Das Theater befindet sich in extremen wirtschaftlichen Schwierigkeiten.

Hinzu kommt die Wirtschaftskrise, die in Palästina schon vor dem 7. Oktober prekär war.
Viele Arbeiter*innen in Palästina werden seit dem Ausbruch des Krieges nicht mehr bezahlt.
Und jetzt, wo mehrere Länder die Hilfsgelder für das palästinensische Hilfswerk UNRWA aufgrund noch nicht bestätigter Vorwürfe Israels gestrichen haben, stehen weitere tausende Beschäftigte vor dem Verlust ihrer Arbeit.
Viele Menschen sind finanziell nur noch in der Lage, sich das Nötigste zu leisten. Für kulturelle Veranstaltungen haben die Menschen derzeit kein Geld.

Samer Makhlouf sieht das Theater in Palästina gerade deswegen als Teil einer konstruktiven Stimme.
Sie sind für eine friedliche Lösung.
Und sie kämpfen mit Kultur für ihre Grundrechte.

Q5

Samer Maklhouf erklärt, dass die Menschen in Palästina wollen, dass das der letzte Krieg ist.
Er will, dass die Menschen in Frieden und Würde leben können.
Er will, dass das Völkerrecht durchgesetzt wird und die Palästinenser*innen zu ihrem Recht kommen.
Makhlouf hofft auf eine bessere Zukunft.