Sollen die Züge doch wieder rollen, NPD im sächsichen Landtag

ID 12670
 
Ausschliessung Uwe Leichsenrings, NPD Abgeordneter, in Folge des Zwischenrufs am 11. Mai 2006 "ja und manchmal wünschte ich mir sie würden wieder rollen, wenn ich manchen so sehe", bezogen auf die Deportationszüge des dritten Reichs.
Audio
08:05 min, 7583 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 19.05.2006 / 16:36

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Klassifizierung

Beitragsart: Feature
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: le-grex
Radio: RadioBlau, Leipzig im www
Produktionsdatum: 19.05.2006
keine Linzenz
Skript
Satire, soll ja eigentlich so etwas wie gesellschaftliche Missstände überspitzt und dennoch auf den Punkt gebracht, ja eben konterkarieren. Eben am besten so das einem das Lachen fast im Halse stecken bleibt um dann dennoch herzlich ausgeschüttet zu werden. Eine Form der Satire ist das Kabarett. Hier darf man sich sogar hinsetzen, ein Glas Wein oder Bier sich munden lassen und dann geht’s los. Mal so richtig über die blöden Politiker ablachen, die wir uns gewählt haben. Oder als literarisches Kabarett sich von der Satirezeitschrift Titanic erklären lassen, wie selbige die Fußball WM 2006 – mit doch seltsamen Mitteln - nach Deutschland geholt hat. Mehr oder weniger. Sie haben natürlich nur gescherzt und alles nicht so ernst gemeint und genommen, eine andere Instanzaber wohl. Die große Tageszeitung mit den 4 Buchstaben, B I L D, die Bild. Hat gleich aufgerufen in der Redaktion der Titanic anzurufen und mal denen die Meinung zu sagen was man von ihrer Aktion hält, über die man im übrigen im Internet ne ganze Menge erfahren kann. Wenn also eine Tageszeitung, oder eher DIE Tageszeitung aufruft etwas zu tun, macht es der Deutsche Bildleser natürlich. Und gibt das auch offen zu Protokoll. Audio8 Oder geht gleich in die vollen und präzisiert sein Anliegen mit dem ihn auferlegten Charme. Audio1 Schön? Schön.

Ein Parlament scheint hier das gesamte Gegenteil einer solchen Aura zu sein. Egal ob Bundestag, Landtag, Senat, Stadtrat und soweiter, trocken und bieder ist wohl der Ausdruck der Wahl um Plenarsitzungen umschreiben zu wollen. Und freiwillig besuchen, also auf der Zuschauertribüne Platz nehmen wollen die wenigsten. Der sächsische Landtag wird aber seit einiger Zeit, seit einigen – 1,5 – Jahren sehr gerne besucht. Würden die Ränge etwas kosten müsste man von ausverkauften Plätzen bisweilen reden. Spielt sich doch eine Art einer Realsatire ab, die wohl auch das zynischste und umstrittenste Kabarettprogramm so nicht bieten kann. Die NPD Fraktion. Diese ist auch dafür verantwortlich das mehrere Fotografen zugleich ihr Teleobjektiv auf die Abgeordneten richtend sehr oft abdrücken, über die Bilder freuen sich dann die Zeitungsleser. Oder man nehme die Videokamera als Beispiel die von der NPD auf die NPD gerichtet ist um später im stillen verdunkelten Fraktionsraum die Rede, die Gestik und Mimik noch einmal zu untersuchen. Davor sitzen etwaige Fans der Fraktion, die vom Basecap bis Kuli N P D in großen Lettern stehen haben. Gerne auch kommt Holger Apfel persönlich mal auf die Tribüne nach oben und sagt seinen Groupies Hallo und was macht ihr denn hier. Darüber hinaus passieren aber auch andere Dinge. Zum Beispiel die Antwort „Das ist eine Lüge“ auf den Ausspruch eines CDU-Abgeordneten das der zweite Weltkrieg am 1.9.1939 begonnen hab. Oder das die Bombardierung Dresdens (einer nicht unwichtigen Stadt was die Herstellung von Munition anging) zum Kriegsende als Bombenholocaust betitelt wird. Und ob sie sich heute von der NSDAP distanzieren würde, so wie sie sich von der SED und so wie sie meinen ihrer Nachfolgepartei Die Linke.PDS distanzieren? Nein, warum sollten wir, da hab ich ja nicht gelebt. Wunderbar, war ja auch nur eine Frage.

Also und damit so eine Plenarsitzung eben nicht zu bieder und trocken daherkommt, haben sich die Abgeordneten was toll einfallen lassen. Zwischenrufe und Zwischenfragen. Bei letzteren geht ein interessierter Politiker ans Mikro, lässt die soeben aktive Rede von Präsident unterbrechen, selbiger fragt dann nach ob eine Zwischenfrage gestattet ist und so dies positiv ausfällt, darf der am Mikrofon diese auch stellen. Meistens handelt es sich aber um rhetorische Fragen, sind aber ein großer Spaß für die anwesenden Fraktionen. Etwas ungehemmter geht es bei den Zwischenrufen zu. Da wird nicht gefragt, sondern einfach reingerufen. Man kann sagen die Debatte lebt fast davon. Eine Rede ohne Zwischenrufe muss eine schlechte gewesen sein ,war doch nichts dabei was einen die Ohren spitzen ließ. In anderen Sphären nennt man dies Interaktivität. Tja und dann, gibt’s den Präsidenten des Präsidiums. Im sächsischen Landtag ist das der Herr Iltgen. Der muss eingreifen, wenn der Redner zu keinem Ende kommt oder ein Zwischenruf doch etwas zu anrüchig war. Dann heißt es Verwarnung.

So auch der 49. Sitzung des sächsischen Landtags dieser Legislatur, bei einer Aktuellen Debatte der NPD mit Namen „Alle Jahre wieder – Linke Gewalt am 1. Mai“
Es schien Uwe Leichsenring (Abgeordneter und Fahrlehrer in der sächsischen Schweiz) nämlich zu wurmen das die Tatverdächtigen die den so genannte Deutsch-Äthiopier Ermyas M., der in Potsdam zusammengeschlagen wurde, per Helikopter nach Karlsruhe zum erhör gebrachten wurden. Denn da könne man ja auch gleich Sonderzüge für die linken Chaoten bereithalten und dann auch ab nach Karlsruhe. Daraufhin gab es einen Zwischenruf von Peter Porsch, Fraktionsvorsitzender der Linke.PDS „Es gab schon mal Sonderzüge - mit Zügen kennt ihr euch ja aus". Daraufhin wieder Leichsenring, der auch zu seinen guten Kontakten zur inzwischen abverurteilten SSS, Skinheads Sächsische Schweiz, eine militant Gruppe von Rechten in der natürlich sächsischen Schweiz keinen Hehl macht, Jaja, manchmal wünscht man sie sich wieder, wenn ich manche so sehe."

Natürlich, hat er das sicherlich nur rein verträumt gemeint, keinen Bezug auf die Deportationszüge im dritten Reich genommen und meinte irgendwelche anderen Sonderzüge die man ja so kennt und jeder ein Bild im Gedächtnis hat. Von den Grünen kam daraufhin ein: „Sie widerliches Rassistenschwein.“ In jedenfall gab es da von Iltgen zuerst einen Ordnungsruf, schloss Leichsenring dann aber doch noch für die nächsten 3 Sitzungen aus. Die NPD Fraktion verließ daraufhin geschlossen den Plenarsaal, unter dem Beifall der anderen Fraktionen.

Und nun klagen die meisten, warum Porsch denn damit angefangen habe, sonst hätte Leichsenring das ja nie gesagt. Nur ob dieser das nun sich nur denkt, und der Mann denkt noch eine ganze Menge andere Sachen oder auch mal ausspricht, nährt den Unterschied dann auch nicht mehr. Bombenholocaust, 2. Weltkrieg hä?, wie NSDAP oder tolle Sonderzüge damals, der sächsische Landtag wird immer mehr über diese Gruppe definiert. Einige abgeordneten klagen schon, das es seit dem NPD Wahlerfolg im Landtag nicht mehr sachlich zuginge. Tja, aber Wahltag ist Zahltag und das ham die Wähler so bestellt, das wird jetzt so gegessen. Man kann sicher sein, auch in der nächsten Zeit werden wir viel rassistisches, menschenverachtendes und wer weiß was noch von der NPD zu hören kriegen. Der Besuch auf der Zuschauertribüne lohnt sich jetzt natürlich, die Abgeordneten müssen nicht mehr einschlafen, aber zu diesem Preis? Die Immunität der Abgeordneten würde es ihnen auch erlauben Auschwitz in einer Sitzung zu leugnen und es würde wieder durch die Presse gehen, und wäre begleitet von „endlich sagts mal einer“ oder „hat der das echt gesagt“ oder „der wurde doch provoziert“ oder auch einfach Betroffene Lichterketten in Deutschlands großen Städten. Man sollte denen die diese Partei gewählt haben, solche Aussprüche wie am 11. Mai im Landtag um die Ohren schleudern und mit dem Finger darauf hinweisen was sie bis jetzt sachlich und fachlich erreicht haben, nichts.