Der Biber ist angeblich streng geschützt | Nun durften in Baden-Württemberg erstmals Biber getötet werden

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In Baden-Württemberg durften erstmals zwei Biber mit offizieller Genehmigung der Behörden getötet worden. Diese wurden im Alb-Donau-Kreis lebend gefangen und getötet. Eine Sprecherin von "Umwelt"-Ministerin Thekla Walker bestätigte die Tötung. Eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung dafür sei nach gründlicher rechtlicher Prüfung gewährt worden, sagte die Sprecherin weiter.
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Upload vom 13.02.2024 / 13:59

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Klassifizierung

Beitragsart: Nachricht
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Umwelt, Arbeitswelt, Wirtschaft/Soziales
Serie: Burning Beds
Entstehung

AutorInnen: Klaus Schramm
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 12.02.2024
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Der Biber ist angeblich streng geschützt | Nun durften in Baden-Württemberg erstmals Biber getötet werden

Stuttgart (LiZ). In Baden-Württemberg durften erstmals zwei Biber mit offizieller Genehmigung der Behörden getötet worden. Diese wurden im Alb-Donau-Kreis lebend gefangen und getötet. Eine Sprecherin von "Umwelt"-Ministerin Thekla Walker bestätigte die Tötung. Eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung dafür sei nach gründlicher rechtlicher Prüfung gewährt worden, sagte die Sprecherin weiter.

Zwischen 1900 und 1950 wurden die Biber in Europa nahezu ausgerottet. Ab den 1970er-Jahren breitete sich der Biber unter anderem im Zuge von Wiederansiedlungs-Projekten wieder aus. Er ist nach dem Buchstaben des Gesetzes "streng geschützt". Dort, wo sich wieder Biber ansiedeln, sorgen sie für eine deutliche Verbesserung der Artenvielfalt. Zugleich verursachen sie - beispielsweise durch von ihnen aufgestaute Teiche für Schäden bei LandwirtInnen. Diese finanziellen Schäden werden jedoch vom Staat nur völlig unzureichend ausgeglichen.

Laut einer Stellungnahme der Umweltschutz-Organisation Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) ist die Tötung der Biber keine nachhaltige Lösung im Konflikt zwischen Naturschutz und Landwirtschaft. Martin Bachhofer, Landesgeschäftsführer des BUND Baden-Württemberg, sagte: "Eine Tötung von Tieren stellt keine nachhaltige Lösung von Konflikten mit Bibern im Land dar. Denn freie Reviere werden von Bibern immer wieder besiedelt." In der ARD Tagesschau wurde von einem Fall berichtet, bei dem Biber den von einem Landwirt zerstörten Damm innerhalb von zwei bis drei Tagen immer wieder repariert hatten. Nach dem fünfzehnten Mal habe der Landwirt aufgegeben. Eine Frage blieb hierbei allerdings offen: Wie ist es möglich, daß ein Landwirt offensichtlich über einen längeren Zeitraum hinweg sich über gesetzliche Verbote hinwegsetzt und nicht bestraft wird?

Laut BUND sei die "effizienteste Vorbeugung von Konflikten und zugleich ökologisch wirksamste Maßnahme, einen Abstand von zehn Metern zum Gewässerrand einzuhalten." Im Wasserschutzgesetz ist die Einhaltung eines Abstandes zum Gewässerrand zwingend vorgeschrieben. Doch die Einhaltung des Gesetzes wird nicht kontrolliert. LandwirtInnen sehen sich aus finanziellen Gründen gezwungen, das Gesetz zu brechen und die Abstände zu ignorieren. Wenn die LandwirtInnen eine angemessene finanzielle Kompensation für den Verlust von Ackerfläche erhalten oder gegebenenfalls umgesiedelt würden, könnte der Konflikt leicht gelöst werden.

Daß dies finanziell möglich wäre, zeigt sich im Falle des Braunkohle-Tagebaus in Deutschland: Wenn es um Umwelt- und Naturzerstörung geht und Landschaft quadratkilometerweise in eine Mondlandschaft verwandelt wird, ist das Geld vorhanden: Ganze Dörfer und denkmalschützte Kirchen wurden abgerissen, hunderttausende Menschen umgesiedelt, großzügig finanziell entschädigt und so zum Schweigen gebracht.

Die Landwirtschaft in Europa und auch in Deutschland kann angesichts der globalen Konkurrenz nur durch gewaltige Subventionen überleben. Ohne diese Subventionen gäbe es schon lange keine Landwirtschaft mehr in Europa. Diese Subventionen werden jedoch äußerst knapp kalkuliert und dienen lediglich dazu, das Überleben der Landwirtschaft in Europa zu ermöglichen. Dies hat seit Jahrzehnten zu einem drastischen "Bauernsterben" geführt. Nur die größeren landwirtschaftlichen Betrieb können überleben - kleine und ökologisch angepaßte Bauernhöfe werden finanziell vernichtet. Seit 1975 ist die Zahl der Bauernhöfe in Deutschland von über einer Million auf 285.000 gesunken - ein deutliches Zeichen des durch das Profit-Prinzip erzwungenen "Wachsen oder Weichen".

Hinzu kommt das Problem, daß in der Vergangenheit Wohnbebauung und Infrastruktur oft auch dort gebaut wurden, wo sie nicht hingehören - direkt neben Bäche, Flüsse, Teiche und Seen. Der BUND konstatiert: "Wenn Menschen künftig Gewässern mehr Raum lassen, dient das dem Gemeinwohl und wir haben kaum Konflikte mit dem Biber." Denn wir dürfen nicht vergessen, daß Biber als natürliche Landschaftsgestalter in besonderem Maße dazu beitragen können, die negativen Folgen der menschengemachten Klimakrise - beispielsweise durch Hochwasser - abzumildern sowie der Biodiversitätskrise gegenzusteuern, wenn wir Menschen den Bibern den dafür nötigen Lebensraum gönnen.

Kommentare
13.02.2024 / 18:11 Monika, bermuda.funk - Freies Radio Rhein-Neckar
in sonar
am 13.02.. Vielen Dank !
 
14.02.2024 / 08:36 sabine und Max, Radio Dreyeckland, Freiburg
gesendet im Mi-Mora
danke
 
14.02.2024 / 17:26 Konrad, Radio Dreyeckland, Freiburg
gesendet in p12
danke
 
05.03.2024 / 11:45 Marie, Radio F.R.E.I., Erfurt
wird gesendet
in Osmose am 8.3.2024. Danke