Vogel der Woche (381): Der Eier

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Ostern kann kommen...
Audio
03:50 min, 5406 kB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (48000 kHz)
Upload vom 26.03.2024 / 14:26

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Klassifizierung

Beitragsart: Hörspiel
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich:
Serie: Vogel der Woche
Entstehung

AutorInnen: hikE
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Produktionsdatum: 26.03.2024
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Heute: der Eier. Avis ovis.

Jede*r Mensch kennt den Geier, den Reiher und den Leiervogel.

Doch wie steht es mit dem Eier?

Obwohl dieser Vogel jedes Jahr auf's Neue tätig wird und uns ein gewisses Frühlingsereignis versüßt, verklebt, verzuckert oder gar verquirlt, ist er so unbekannt wie wie ein Stück Kohle in finsterer Nacht.

Einem Hasen, dem Verwandten des bekannten flauschigen Kaninchens, wird es unterstellt, dass dieser einem Huhne, der Frau des bekannten Morgenschrei-Krähvogels, die Kinderaufbewahrungsschalen samt Inhalt mopst, und sich dann in seiner Sasse gemütlich an die Eierfärbe-Werkbank schwingt, hier noch etwas nachdrechselt um die Hühnereier auch ja schön rund zu machen, dort – falls er ein alter Hase mit entsprechendem Tatter ist – mit gewagtem Zickezacke Linien aufpinselt, da – falls sie eine moderne Häsin ist – die zukünftigen Hühnerkinder in psychedelische Farben tunkt, mit denen diese, wenn sie denn nur zum Schlupfe kämen, auch gleich in die nächste Techno-Disco rennen könnten und zu 160 Beats per minute die Schalen krachen lassen könnten.

So die Legende. Hasen malen geklaute Eier an – Hühner vermissen ihre Kinder – Menschen suchen diese Eier – und stecken sie sich in den Mund, weil sie einfach den Rest der von den Hühnern aufgehängten Eier-Suchmeldung nicht gelesen haben.

Merkt ihr was?

Habt Ihr jemals schon so eine Suchmeldung gefunden? Nee? – Ach, und dann wäre noch die zweite Frage: habt ihr in Eurem Leben überhaupt schon mal ein Huhn gesehen, das nicht aus einem Flachbildschirm auf Euch starrte? Dritte Frage: einen Hasen gesehen? Bei denen hat es nämlich Seltenkeitswert, die sind so derbe am Aussterben, das sich das eigentlich auf's besagte Fest auswirken müsste.

Also habt ihr jetzt schon drei Gründe mitgeteilt bekommen, warum das Ganze eine Legende ist. Auch wenn mit dem typisch trotzigen Gesichtsausdruck wie bei einer Querdenkerdemo überall Schoko-Hasen im Weg stehen, die am Mikrophon grässliche Schmatzgeräusche in Moderator*innenmündern machen.

Also, wo kommen die bunten Eier her, und wer versteckt sie in so schauderhaften Biotopen wie Komposthaufen, Blumentöpfen, Nachbars Thujahecke, Lack- & Lösemittelregal in der Garage, linker Sandale des*der Lebensabschnittsgefährt*in?

Gläubige unter uns würden nun vermuten, dass es eine Hasen-KI gibt, die diesen Job schon lang vom eigentlichen Osterhasen übernommen hat. – Aber Ihr wisst auch, dass eine heutige KI grundsätzlich ein Bein zu viel oder einen Arm zuviel produziert, solche Dinge wie Dreiarmige Bierhähnchen, oder Hände mit Fingern wo keine hingehören, wie der selige Rudi Merten einst in seinem Lied Klavierspielerin vor einigen Jahrzehnten noch zum Besten gab. Wenn eine KI den Job machte, würdet Ihr das den Eiern ansehen, genau an diesen zu vielen Körperteilen.

Ich präsentiere Euch hiermit die Lösung des Rätsels: Es ist der Eier, nicht der Hase. Die Hühner verlieren gar keine Kinder, weil der Eier die Ostereier legt, bunt anmalt, und dann – im wahrsten Sinne des Wortes – verlegt. Weil der Eier ein vergesslicher Vogel ist. Zack, hier noch eins hingeeiert, Zick, dort zwei oder drei, und das alles auf der Suche nach... ja, ich darf es ruhig sagen: nach einem Stück Kohle in der tiefsten Nacht. Denn der Eier will eigentlich in die absolut angesagte Frühlings Gothic Disco und braucht dazu ganz dringend Kajal.