Tijuana blues

ID 13169
 
Buchrezension des Sammelbandes von Gabriel Trujillo Muñoz: Tijuana blues Palmares
Audio
04:32 min, 8494 kB, mp3
mp3, 256 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 07.07.2006 / 00:13

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Klassifizierung

Beitragsart: Rezension
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Kultur
Serie: Radio Palmares - Magazin
Entstehung

AutorInnen: Markus Kilp
Kontakt: tomschrott(at)yahoo.com
Radio: PalmaresPB, Paderborn im www
Produktionsdatum: 07.07.2006
keine Linzenz
Skript
Anmoderationsvorschlag:
Das Grenzgebiet zwischen Mexiko und den USA gilt als Vorhof zur Hölle. In den letzen Jahren starben hier Hunderte von Menschen. Sie versuchten von
der sogenannten dritten in die erste Welt zu glangen. Hier, im äußersten Norden Mexikos, situiert der mexikanische Kriminalautor Gabriel Trujilo
Munoz seine Romane. Unser Buchtipp im Juli ist sein neustes Buch: „Tijuana Blues“. Markus Kilp hat es für Sie gelesen:
Musik: Welcome to Tijuana
Wenn der Tijuana Blues erklingt, wird es staubig, heiß und brutal. Detektiv Morgado ermittelt inmitten von Korruption und Geheimdienstaktivitäten. Dabei versucht er, auch in dem beinahe gesetzlosen Raum im mexikanisch-amerikanischen Grenzgebiet seine
moralischen Vorstellungen aufrecht zu erhalten. Denn eigentlich ist er Menschenrechtsanwalt und setzt sich für die Belange der Unterdrückten ein. Als er in seine Heimatstadt Mexikali zurückkehrt, gerät er aber auf die Fährte mehrerer Mordfälle. Darin, so wird schnell klar, sind nicht nur die korrupte mexikanische Polizei sondern auch die amerikanischen Geheimdienste verwickelt. Zur Seite stehen Morgado dabei neben seinen alten Freunden aus der Linken Bewegung auch eine Art mexikanische Hells Angels. Die sogenannten Cuervos sind Rocker mit Motorrädern und treten als eine Mischung zwischen Sozialarbeiter, Migranten-Hilfe und Bodyguards auf. In diesem Spektrum bewegt sich der Protagonist des Autors Trujilo Munoz durch vier verschiedene Fälle. Er bekommt es nicht nur mit chaotischen Verbrechen sondern auch mit der glühenden Hitze der Baja California zu tun. Zum Teil muss er dabei seine hohen moralischen Vorstellungen im Stich lassen und selbst Gewalt anwenden. So ermittelt er beispielsweise im
Glücksspielmillieu. Nachdem ihn sein Freund um Hilfe gebeten hat, deckt er den Mord an einem zockenden Familienvater auf. Ein weiterer Fall führt
Morgado zurück ins Mexiko der 50 er Jahre: Der Schriftsteller William S. Borroughs hatte damals seine Frau erschossen und einer seiner mexikanischen Freunde verschwand spurlos. Schließlich entdeckt er in einer
Geschichte noch etwas sehr Ungewöhnliches inmitten der Gräber unbekannter Migranten, die versuchten durch die Wüste in den Norden zu gelangen. Dem Autor gelingt es seine vier Kurzromane auf knapp 280 Seiten auzubreiten, weil er immer schnell zur Sache kommt und die Atmosphäre gekonnt verdichtet. In Tijuana Blues kratztTrujilo Munoz aber nicht nur an der
Oberfläche, indem er die Verrohung der Menschen an der Grenze aufgreift. Er läßt seine Figuren tief in die mexikanische Seele blicken: dabei entdecken
sie beispielsweise die Haßliebe zu den Nachbarn im Norden. Seine Kritik dazu ist eindeutig: die Mexikaner beten den american way of life an, auch wenn sie wissen, dass sie eine andere Vergangenheit haben.
Trujilo Munoz zählt heute zu den meist veröffentlichten Autoren Mexikos. Nicht ohne Grund gilt er also als die Stimme des „Bajas“. Er wurde in Mexikali, in Baja California, dem Bundesstaat im äußersten Norden Mexikos
geboren und arbeitete dort auch als Chirug. Heute ist nicht nur als Schriftsteller sondern auch als Professor für Kommunikationswissenschaft tätig. Im Nachwort zu „Tijuana Blues“ bringt er die Wurzeln seines Grenzdetktivs Morgado treffend auf den Punkt:
ZITAT , S.263/264 Meine Geschichten ... - .. Gründern der Wüstenstädte.
Alle vier Kurzromane in „Tijuana Blues“ sind geprägt von der speziellen
Situation an der Grenze, aber auch vom Blick auf die Landschaft und die
Menschen, die versuchen zwischen Hitze und Staub ihr Glück zu finden.
Das ist nicht nur spannend geschrieben sondern auch unter politisch-sozialen Bedingungen hoch-interessant. Seine Krimis sind also nicht nur komprimierte, rasante Unterhaltung, Trujilo Munoz schafft auch ein eindringliches literarisches Statement zur globalisierungskritischen Debatte.


Abmoderationsvorschlag:
Das Buch „Tijuana Blues“ von Gabriel Trujlio Munoz ist bereits im Unionsverlag , in der Reihe metro Spannungsliteratur, erschienen. 288
Seiten sind für 19,90 zu haben.

Kommentare
13.07.2006 / 15:07 Christian Hartmann, Radio Z, Nürnberg
Gesendet in Zip-FM
am 13.06.06