128) FocusEuropa vom Mittwoch, 26.07.2006

ID 13407
 
Interview zur Konferenz "Best" in Berlin +++
Manus und nicos letzte Sendung! Ciao! Macht's gut! +++
EU-Kommisionsbeschluss zur Förderung von Stammzellforschung +++
+++ vier Friedensbeobachter sterben im Libanon +++
El Masri legt Berufung ein +++
deutsche Kongosoldaten geraten im Kongo in krawalle +++ Internetbefragung zu Risiken für Kinder in der Mobilkommunikation
Audio
16:44 min, 15 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 26.07.2006 / 12:34

Dateizugriffe:

Klassifizierung

Beitragsart: Magazin
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Kultur, Kinder, Internationales, Wirtschaft/Soziales
Serie: Focus Europa
Entstehung

AutorInnen: Viktoria Balon, Nico Storz, Manu Wipperfürth
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 26.07.2006
keine Linzenz
Skript
Israel rückt nach der Tötung von vier UNO-Soldaten in der vergangenen nacht zunehmend in die internationale Kritik. Kofi Anaan sprach von einem offensichtlich vorsätzlichen Angriff auf die im Südlibanon stationierten Friedensbeobachter. Der Posten sei seit langem bekannt gewesen. Die Beobachter mit kanadischer, österreichischer, chinesischer und finnländischer Staatsangehörigkeit gehörten der UNO-Organisation Unifil an, die seit 1978 die Grenze zwischen Libanon und Israel überwacht.
Der israelische UN-Botschafter zeigte sich besorgt über die Anschuldigungen und versicherte, dass Friedensbeobachter nicht auf der Angriffsliste der israelischen Luftwaffe stehen.
Derweil lief in Rom eine Friedenskonferenz zum Libanonkonflikt an. Neben den Ausrichtern Italien und USA sind unter anderem auch Kofi Anaan von der UN und der deutsche Ausenminister anwesend. Es fehlen jedoch die Hauptakteure Israel, Libanon und Syrien.
Der Erfolg der Friedenskonferenz ist jedoch mehr als offen, so habe die USA laut der Hamburger Friedensforscherin Margeret Johannsen kein interesse an einer Waffenruhe, bevor nicht die wichtigsten Einrichtungen der Hisbollah zerstört seien.
Hisbollah-Chef NASRALLAH sprach unterdessen in einer Fernsehansprache von einer Ausweitung der Raketenangriffe auf Israel. Unter anderem soll er die Hisbollah-Kämpfer angewiesen haben, ihre Uniformen teilweise abzulegen und in Zivil weiterzukämpfen. Eine Waffenruhe, die die Souveränität des Libanon in Frage stelle, lehne er ab.
In dem Konflikt kamen inzwischen im Libanon 418 Menschen ums Leben, auch in Israel starben 42 Menschen.

El-Masri geht wegen seiner Entführung durch die CIA in Berufung. Die US-amerikainsche Bürgerrechtsgruppe ACLU, die EL Masri in den USA vertritt, hat Berufung gegen ein Urteil eingelegt, wonach der Fall nicht in den USA verhandelt werden dürfe. Das Gericht verwieß auf die nationale Sicherheit.
Der Ulmer El-Masri wurde nach eigenen Angaben 2003 von der CIA entführt und misshandelt. Er sei in Mazedonien entführt, drei Wochen in einem Hotel in Skopje festgehalten und danach nach Afghanistan verschleppt worden. Schließlich wurde er in Albanien ohne Kleidung und Papiere ausgesetzt. El-Masri behauptet bis heute, dass er sei in Afghanistan auch von Deutschen verhört wurde.

Die deutsche Bundeswehr ist erstmals im Kongo bei Krawallen angegriffen worden. Am Rande einer Demonstration seien mehrere Fahrzeuge angegriffen worden, darunter auch ein VW-Bus der deutschen Armee. Die Soldaten konnte ihre Fahrt jedoch mit zerstörten Scheiben vortsetzen.
Der Frust der kongolesichen Bevölkerung läd sich auch an der UNO und deren Mitgliedern ab. Sie werfen Ländern wie Deutschland vor, die Machtstrukturen im Kongo aufrechtzuerhalten und die jetzige korrupte Regierung zu stützen.
Die kongolesische Polizei, die von europäsichen Ländern mit sogenannter Riot-Gear, also gepanzerten Anzügen und Ausrüstung für Straßenschlachten ausgerüstet wurde, geht unterdessen weiterhin brutal gegen die Demonstrationen der Opposition vor. Die deutschen Soldaten dürfen dabei jedoch nicht eingreifen, sondern haben im Kongo nur eine Mission: sich selbst zu verteidigen.
Die ersten Wahlen im Kongo nach 4 Jahrzehnten sollen einen Schlussstrich unter dem Jahrelangen Bürgerkrieg in der Region ziehen. Bei der derzeitigen Missachtung demokratischer Rechte scheint man diesem Ziel jedoch kein Stück näher gekommen zu sein.

70% der europäischen Kinder zwischen 12 und 13 in Gefahr?!
Die Europäische Kommission hatte gestern eine öffentliche Konsultation eingeleitet, in der es um mögliche Gefahren für Kinder und Jugendliche im Zusammenhang mit der Benutzung von Mobiltelefonen geht. Alle Beteiligten und Betroffenen wie Jugendschutz-, Eltern- und Verbraucherverbände, Netzbetreiber, Inhalteanbieter, Handy- und Netzausrüstungshersteller sowie die Regulierungsbehörden sind nun aufgefordert, bis zum 16. Oktober 2006 dazu Stellung zu nehmen.
In der neuen Konsultation, die heute von der Kommission eröffnet wurde, geht es um Inhalte und Verhaltensweisen, z. B. den Zugang zu schädlichen und illegalen Inhalten, das Tyrannisieren (z. B. Verbreitung missbräuchlicher oder bloßstellender Nachrichten oder Fotos unter Kindern), zweifelhafte Kontaktaufnahmen (z. B. wenn sich Fremde per Mobiltelefon mit Kindern „anfreunden“ wollen, um sich mit ihnen zu treffen), die Gefährdung der Privatsphäre der Kinder und die Gefahr unerwartet hoher Kosten.
Die EU betont auf Ihrer Homepage, „Die Mobilkommunikation bietet große Chancen für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung in Europa.“ Wirtschaftlich garantiert: Allein mit Klingeltönen verdienten Mobilfunkbetreiber 2005 eine halbe Milliarde Euro, mit handytauglichen Spielen rund 60 Millionen Euro.
Einer Eurobarometer-Umfrage vom Mai 2006 zufolge besitzen 70 % der jungen Europäer zwischen 12–13 Jahren sowie 23 % der Kinder zwischen 8–9 Jahren ihr eigenes Mobiltelefon. Horrénde Handyrechnungen sind an der Tagesordnung.
Nun läuft noch bis Oktober diesen Jahres eine Internetbefragung, welche die möglichen Risiken für die drastisch gestiegene Zahl von jungen HandynutzerInnen sind.

EU unterstützt nun finanziell die Forschung an Stammzellen
Am vergangenen Montag wurde die Entscheidung über die Fördergelder für die umstrittene Forschung an embryonalen Stammzellen getroffen. Es wurde beschlossen, daß die Embryonenforschung in der EU bis ins Jahr 2013 finanziell unterstützt wird. Die Gewinnung der Zellen jedoch nicht. Mit diesem Zusatzartikel stimmten auch Deutschland und Italien für den Vorschlag.
Sieben von 25 Mitgliedsländern hatten sich für eine Zusatzregelung in Hinsicht auf die Stammzellenerzeugung eingesetzt, darunter auch die Bundesforschungsministerin Annette Schavan. Für sie war die Änderung in dem Programm, das sich nun gegen die Zellengewinnung ausspricht, sehr wichtig. Das bei der Gewinnung von Stammzellen die menschlichen Embryonen bei der Prozedur zerstört werden, hatte Schavan als ethisch nicht vertretbar bezeichnet. Sie betonte außerdem, daß nun das erste Mal festgeschrieben sei, daß es "mit EU-Mitteln keine finanziellen Anreize für die so genannnte verbrauchende Embryonenforschung geben darf. Bislang war dies lediglich Praxis, nun ist diese Praxis verbindlich schriftlich festgelegt." Es werden also weiterhin die Stammzellen importiert werden müssen. Wo da der ethische Vorteil sein soll!?
Die EU-Mittel aus dem 51 Milliarden Euro umfassenden Forschungsetat sollen geplanterweise nur an jene Länder gehen, die embryonale Stammzellenforschung erlauben. Verboten bleiben Projekte zum Klonen menschlicher Embryonen sowie Forschung, die das menschliche Erbgut verändern will.
Österreich hatte neben Polen, Malta, Litauen und der Slowakei trotz Zusatzerklärung gegen das Programm gestimmt und blieb auch nach der Entscheidung bei seiner Position. "Wir halten das für ehtisch bedenklich", sagte Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP).
In der europäischen Bevölkerung ist der Widerstand gegen die embryonale Stammzellforschung relativ gering. Nur neun Prozent sprechen sich strikt gegen eine solche Forschung aus. 59 Prozent der Europäer hingegen befürworten Forschungsprojekte mit embryonalen Stammzellen im Rahmen geltender Vorschriften. So das Ergebnis einer Umfrage unter rund 25.000 Europäern, die die EU-Kommission vor zwei Wochen veröffentlichte.

Gestern in der Fazitsendung zu einem halben Jahr FocusEuropa haben wir uns nochmal eingeschworen, doch ein wenig mit Kultur mit reinzubringen.
In der letzten Sendung, bevor es mich in österreichnahe Gefilde verschlägt, namentlich nach Minga, ein paar Sounds aus dem schönen Alpenstaate.
Ihr habt gerade die beats der neuen CD von Richard Dorfmeister gehört.
Der Dorfmeister, der im Wiener Duo mit Kruder die europäische Lounge, auch oft als Wiener-Cafe-hausmusik bezeichnet, richtig zum boomen gebracht hat. Die neue CD ist im Juni diesen Jahres erschienen und war soweit ein großer Erfolg.
Die neue CD Grand Slam vereinigt den Beat von Richard Dorfmeister und dem Duo Madrid de los Austrias. alias Heinz Tronigger und Michael «Pogo» Kreiner.
In der Zeit, in dem die Welt fußballverrückt spielt, dachten sich die Tennisfans, einem anderen Sport die Turntables zu widmen. Zusammen mit G-Stone Recordings und Sunshine Enterprises widmeten sie einen akustischen Longplayer dem Spiel mit dem kleinen, gelben Ball. Geschmackssache, würd ich sagen!

Es verabschieden sich nach einem halben Jahr Mittwochs-FocusEuropa Manu und Nico!