Focus Europa 138 vom 9.8.2006

ID 13549
 
Gebauter Beitrag: Lohnentwicklung in Deutschland im europäischen Vergleich

Nachrichten
Colombo.
Tamilische Rebellen in Sri Lanka haben nach 19 Tagen die Blockade einer Schleuse im Nordosten des Landes aus humanitären Gründen aufgehoben. Tausende Bauern haben wieder Zugang zu Wasser. Am 20. Juli hatten die Befreiungstiger von Tamil Eelam die Wasserzufuhr zu mehreren Dörfern gekappt, die von der Regierung kontrolliert werden. Colombo reagierte mit einer Militäroffensive, die Dutzende Menschen das Leben kostete.
Die Armee wertete das Ende der Blockade als einen Erfolg ihrer militärischen Offensive gegen die tamilischen Rebellen und forderte sie dazu auf, sich vollständig aus dem Gebiet zurückzuziehen. Über ein Ende der Militäroffensive sei noch nicht entschieden worden, sagte ein Armeevertreter. Am frühen Morgen feuerte das Militär erneut Raketen auf vermutete Stellungen der Tamil Eelam in der Umgebung.
In dem Bürgerkrieg in Sri Lanka starben seit Jahresbeginn mehr als 800 Menschen, darunter zahlreiche Zivilisten. Die Rebellen kämpfen seit zwei Jahrzehnten im Norden und Osten Sri Lankas um mehr Autonomie für die tamilische Volksgruppe. Sie kontrollieren dort bereits einige Gebiete. Insgesamt starben in dem Konflikt mehr als 65.000 Menschen.

Havanna
Gustavo Arcos Bergnes, der frühere Weggefährte von Kubas Staatschef Fidel Castro und spätere Dissident, ist im Alter von 79 Jahren gestorben.
Der 79-Jährige sei ein Symbol der Opposition gewesen, sagte die Oppositionelle Marta Beatriz Roque, die von Arcos´ Frau über dessen Tod informiert worden war. Zu Beginn der kubanischen Revolution war Arcos Jurastudent gewesen. Er kämpfte gegen Diktator Fulgencio Batista. Nach der Revolution wurde Arcos zunächst Botschafter in Belgien, stand der Führung aber zunehmend kritisch gegenüber und trat 1964 zurück. Nach seiner Rückkehr nach Kuba saß er 9 Jahre im Gefängnis.




Havanna
„Kubas Souveränität muss respektiert werden“ verlangen 400 Intellektuelle, Künstler, Schriftsteller in einer „Deklaration“, die am Montag in Havanna vorgestellt wurde. Das Dokument wurde von kubanischen Schriftsteller Fernandez Retamar auf einer Pressekonferenz veröffentlicht.
«In Kuba hat eine friedliche Übergabe stattgefunden», erklärte Retamar. Die Erwartung der US-Regierung, dass Kuba wegen des Gesundzustandes von Fidel Castro im Chaos versinke, habe sich nicht erfüllt, sagte er.
Der kubanische Vizepräsident Carlos Lage hatte bei einem Besuch in Bolivien mitgeteilt, Castro sei nach seiner Operation auf dem Weg der Besserung. «Es wird einige Wochen dauern, aber er wird sich erholen», sagte Lage.
Die politische Lage in Kuba sei geprägt von «vollkommener Normalität». Es habe keine Beeinträchtigung der öffentlichen Ordnung gegeben. Die Kubaner setzten ihre täglichen Aktivitäten ohne Zwischenfälle fort.















Wien
Die serbische Delegation bei den Wiener Kosovo-Verhandlungen hat die zweite Verhandlungsrunde über die Zukunft der Provinz boykottiert. Die serbische Delegation erklärt, sie könne nicht akzeptieren, dass die UNO-Vermittler den Schutz der serbischen Minderheit im Kosovo schon für Dienstag auf die Tagesordnung gesetzt hätten. Nach Ansicht Belgrads darf dieses Thema erst im Zusammenhang mit Verhandlungen über den rechtlichen Status der seit 1999 von den UNO verwalteten Provinz behandelt werden.
Zuvor waren die Gespräche über die Zukunft der serbischen Provinz Kosovo in Wien fortgesetzt worden. Im Mittelpunkt des Treffens stand die künftige Verteilung wichtiger Verwaltungsaufgaben auf die Gemeinden der serbischen Minderheit. Die Status-Frage stand erstmals Ende Juli offiziell auf der Tagesordnung eines Treffens zwischen den Regierungsspitzen beider Seiten. Dabei prallten die Gegensätze voll aufeinander. Belgrad will nur eine weitgehende Autonomie für seine Provinz zulassen, während Pristina auf volle Unabhängigkeit dringt.
Der UNO-Sicherheitsrat wollte auf der Basis der Verhandlungen möglicherweise noch in diesem Herbst entscheiden, welchen Status das Gebiet künftig erhalten soll.
Audio
14:50 min, 14 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 09.08.2006 / 12:47

Dateizugriffe:

Klassifizierung

Beitragsart: Magazin
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Internationales, Arbeitswelt, Politik/Info
Serie: Focus Europa
Entstehung

AutorInnen: Holger, Victoria, Hanne
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 09.08.2006
keine Linzenz
Skript
Sind die Löhne in Deutschland zu hoch?
Der aktuelle Europäische Tarifbericht des WSI gibt einen Überblick über die tarifpolitischen Entwicklungstendenzen in der Europäischen Union in den Jahren 2005 und 2006. Unser Redakteur Holger Schatz sprach mit dem Verantwortlichen Redakteur, Dr. Torsten Schulten die Ergebnisse und insbesondere über die Sonderrolle Deutschlands.

Beitrag
Wenn hierzulande von der hohen Arbeitslosigkeit oder dem geringen Wirtschaftswachstum geredet wird, wird seit Jahren die immergleiche Klage angestimmt: Die Löhne und Lohnnebenkosten sind im europäischen Vergleich eindeutig zu hoch. Dabei zeigen vergleichende Statistiken eindeutig, dass die Löhne in Deutschland seit Jahren der europäischen Entwicklung hinterherhinken. Vergangene Woche wurde etwa der europäische Tarifbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) veröffentlicht. Über die darin publizierten Entwicklungen sprachen wir mit dem Verantwortlichen Redakteur, Dr. Torsten Schulten.

Thorsten Schulten, was ist der europäische Tarifbericht, was wird darin Jahr für Jahr beschrieben?

Was sind die wichtigsten Ergebnisse des aktuellen Berichtes

Sie sprechen von einer tarifpolitischen Sonderstellung Deutschlands. Worin besteht diese und was sind die Gründe dafür.

Das interessante an WSI Bericht gegenüber anderen Statistiken zur Lohnentwicklung ist der integrierte Blick auf das Verhältnis der Lohnentwicklung zur Entwicklung anderer Einkommensarten, also beispielsweise das Einkommen aus Gewinnen oder Vermögen.

Mindestlöhne
Nun gibt es ja immer mehr Löhne, die überhaupt nicht tariflich erfaßt werden und die in der Regel noch weitaus schlechter sich entwickeln.

Ausblick. Tarifrunde 2006 hat ja mit dem Abschluß in der Metallindustrie von 3% eine gewisse Trendwende eingeleitet.

Abspann:
Das alljährliche Gerangel um ein paar Löhnprozente ist ein trauriges Geschäft. Ein Geschäft, dessen Charme vor dem Hintergrund einer grundlegenderer Problematisierung von Lohnarbeit tröge daherkommt. Doch, um Karl Marx zu zitieren, besagt das etwa, dass man auf den Versuche verzichten soll, die gelegentlichen Chancen zur vorübergehenden Besserung der Lage auf die bestmögliche Weise auszunutzen? Würden man in den täglichen Zusammenstößen mit dem Kapital feige nachgeben, würden man sich unweigerlich der Fähigkeit berauben, irgendeine umfassendere Bewegung ins Werk zu setzen“, so Marx weiter. Nun, auch wenn Zusammenstösse heute kaum zu erwarten sind, manchmal hilft eine Datenbasis weiter. Der europäische Tarifbericht ist als PDF Datei kostenlos zum downloaden beriet. www.boeckler.de und dann zu den WSI Mitteilungen durchklicken.