Buchtipp: Adios Hemingway

ID 13686
 
In seinem neusten Roman beleuchtet Leonardo Padura die letzten Jahre von Ernest Hemingway in seiner Wahlheimat Kuba und verbindet dies mit einer spanneden Kriminalgeschichte. Dazu holt der Autor seinen Protagonisten des Havanna-Quartetts, den ex-Kommisar Conde aus der Fühpension.
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03:12 min, 5989 kB, mp3
mp3, 256 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 28.08.2006 / 20:40

Dateizugriffe: 3

Klassifizierung

Beitragsart: Rezension
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Kultur
Serie: Radio Palmares - Magazin
Entstehung

AutorInnen: Markus Kilp
Kontakt: tomschrott(at)yahoo.com
Radio: PalmaresPB, Paderborn im www
Produktionsdatum: 28.08.2006
keine Linzenz
Skript
Anmoderationsvorschlag:

Unser Buchtipp führt uns heute nach Kuba:
Dort lebt nicht nur der Schriftsteller Leonardo Padura, hier lebte auch Ernest Hemingway. In seinem neusten Roman beleuchtet Padura die letzten Jahre des Amerikaners in seiner Wahlheimat und verbindet diese mit einer spanneden Kriminalgeschichte. Dazu holt der Autor seinen Protagonisten des Havanna-Quartetts, den ex-Kommisar Conde aus der Fühpension.
Markus Kilp hat das Buch für Sie gelesen:

SPRECHER 1:
Kuba, knapp 40 Jahre nach Hemingways Tod:
Der ex- Polizist und Schriftsteller Mario Conde hat ein zwiespältiges Verhältnis zum Literaten Ernest Hemingway. Schon früh verehrte er den Amerikaner als literarisches Vorbild. Je mehr er aber über die dunklen Aspekte in Hemingways Biografie erfährt, desto mehr distanziert sich Conde.
Dunkle Flecken in Hemingways Charakter sieht er beispielsweise im Verrat von Schriftstellerfreunden wie Sherwood Anderson und John Dos Passos.

Dann aber bringt ein schweres Unwetter auf dem ehemaligen Hemingway-Anwesen, die Leiche eines FBI Agenten zum Vorschein... und ex- Teniente Mario Conde muss sich erneut mit dem Leben seines einstigen Vorbilds beschäftigen.

Er wird als absoluter Hemingway Experte von seinen alten Polizei-Kollegen reaktiviert und auf diesen Fall angesetzt.
Schnell wird bei seinen Ermittlungen klar, dass der Literatur-Nobelpreisträger, Ernest Hemingway selbst in den Fall verstrickt gewesen sein könnte.
Das Hemingway als Sozialist und Kämpfer im spanischen Bürgerkrieg vom FBI beschattet wurde, war allgemein bekannt. Doch warum wurde ein Agent des Geheimdienstes in seinem Garten erschossen und unter der Trainingsanlage der Kampfähne vergraben?

Seine Untersuchungen führen Mari Conde zu den Verehrern Hemingways, die auf seiner Finca ein Museum betreiben. Er forscht aber auch unter den ehemaligen Angestellten, die Ihren Chef als alte Männer, noch immer, liebevoll Papa nennen.
Im Kreise dieser kubanischen Hemingwaynistas stößt der Ermittler zunächst auf großen Widerstand und beharrliches Schweigen. Conde muss also selbst noch tiefer eintauchen in die letzten kubanischen Jahre von Hemingway.

Leonardo Padura setzt mit diese spannenden und phantasievollen Geschichte einen lang gehegten Wunsch um, sich in einem ganzen Roman nur mit Hemingway zu beschäftigen. Dabei sind die Vorbehalte seines Protagonisten Mario Conde fast 1 zu 1 übertragen von seiner eigenen Haltung. Doch nicht ohne Grund, setzt Padura in seiner Erzählung an diesem späten Punkt der Biografie Hemingways an: Der großen Schaffens- und Lebenskrise des Literaten:

Zitat PADURA / SPRECHER 2: „Meine Absicht war nicht, Hemingways Lebensweise zu verurteilen, sonden ... nur sein altern war echt.“

SPRECHER 1:

Leonardo Padura durchbricht mit seiner Geschichte den Mythos Hemingway und erzählt, wie er es am besten kann: einfühlsam, melancholisch, aber mit festem Blick auf die realen Lebensverhältnisse auf Kuba. Dabei ist der Blick auf Kuba ein doppleter: einmal aus Condes Sicht, aber auch aus der historischen Sicht Hemingways in den späten 50er Jahren.

Indem die Erzählung abwechselnd die Perspektiven von Conde und Hemingway einnimmt, bleibt es immer spannend.

So setzt Padura die hochklassige Spannungsliteratur seines Havanna Quartets fort und schafft gleichzeitig ein sehr persönliches literarisches Portrait der Verbindung von Hemingway und seinem Lieblingsort. Ein gelungenes literarisches Comeback von Hemingway auf Kuba.


Abmoderationsvorschlag:

Der Roman „Adios Hemingway“ von Leonardo Padura ist bereits Ende Juli im Unionsverlag in der Reihe Metro erschienen. 192 Seiten im Hardcover
sind für EUR 17,90 zu haben.