Buchtipp: Guter Moslem, böser Moslem

ID 14074
 
Mahmodd Mamdani, der in Uganda aufgewachsene Sohn indischer Einwanderer, heute Professor an der Columbia Universität untersucht die gesellschaftlichen Diskurse in den westlichen Gesellschaften, die Gewalt als Ausdruck mangelnder Moderne interpretieren.
Audio
03:27 min, 3236 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 04.10.2006 / 19:50

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Klassifizierung

Beitragsart: Rezension
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Internationales, Politik/Info
Serie: Radio Palmares - Magazin
Entstehung

AutorInnen: Markus Kilp
Kontakt: tomschrott(at)yahoo.com
Radio: PalmaresPB, Paderborn im www
Produktionsdatum: 03.10.2006
keine Linzenz
Skript
Anmoderationsvorschlag:


In unserem Buchtipp geht es angesichts des fünften Jahrestages der Attentate am 11. September um eine etwas andere Sichtweise und Aufarbeitung der katastrophalen Terroranschläge.

Mahmood Mamdani ist Politikwissenschaftler, Anthropologe und unter anderem Direktor der Fakultät für afrikanische Studien an der Columbia Universität in den USA. Er gilt als einer der führenden Analysten der Geschichte und Politik der Nationalstaaten in den Entwicklungsländern. Als Buchautor richtet er den Fokus mit seiner nun ins Deutsche überstezten Veröffentlichung „Guter Moslem, böser Moslem“ von Afrika auf den Mittleren Osten. Markus Kilp hat das Buch für Sie gelesen:

TEXT -Sprecher A

Der Terrorismus hat Europa und auch Deutschland erreicht. Als potenzielle Täter werden „islamische Fundamentalisten“ ausgemacht. Die Gefahr der Stigmatisierung und Generalisierung liegt nahe – und die jüngsten Ereignisse machen deutlich: das gilt nicht nur für die Äußerungen von George W. Bush und der us-amerikanischen Führung.
Mahmood Mamdani zeigt in seinem Buch „Guter Moslem, böser Moslem“ auf, warum solche Generalisierungen problematisch sind. Ausgehend von den Attentaten am 11. September 2001 untersucht er die politischen Phänomene in der amerikanischen Außenpolitik, die für die Geschehnisse relevant sind.

Mamdani analysiert mit äußerster Klarheit das Aufkommen des politischen Terrors und des radikalen politischen Islams als Produkt der Stellvertreterkriege in der Dritten Welt. Dazu kritisiert er die vorherrschenden Auffassungen des Orientalismus, wie sie hierzulande vor allem durch Samuel P. Huntingtons „Clash of Civilization“ bekannt geworden ist.
Er verwirft außerdem die populäre Unterscheidung von guten, also westlich-säkularisierten, und bösen, vormodernen-fanatischen, Muslime.

Mamdani hält eine Politisierung von Kultur grundsätzlich für problematisch. So lehnt er es auch vehement ab politischen Terrorismus mit dem Begriff „Fundamentalismus“ gleichzusetzen. Ijn diesem Zusammenhang erinnert er daran, dass Fundamentalismus ein Begriff ist, der sich auf Bewegungen bezieht, die sich in extrem unterschiedlichen politischen und historischen Kontexten herausgebildet haben. Am Beispiel der Bürgerrechtsbewegung und der rechten christlichen Bewegung in den USA beschreibt er, wie unterschiedlich sich Ausformungen des Fundamentalismus entwickeln können.

Um die vernachlässigte politische Dimension wieder ins Spiel zu bringen betrachte er daraufhin den politischen Islam im Kontext des kalten Krieges. Dort verortet er auch die Entstehung des politischen Terorismus, der für die Tragödien des 11. Septembers verantwortlich ist.

Über die Finanzierung der Stellvertreter-Kriege, das geheimdienstliche Engagement in Indochina, Afrika und Lateinamerika bis hin zum Höhepunkt des Kalten Krieges in Afghanistan: Mamdani stellt unliebsame Fragen zur Politik der USA und zur Förderung von Terrorismus. Auch der Weg vom Stellvertreterkrieg zur offenen Aggression nach dem 11. September mit der Rede von der so genannten „Achse des Bösen“ wird hier in seiner Entwicklung nachvollzogen.





Akademisch fundiert und provokativ zugleich räumt Mamdani auf mit den leeren Phrasen des Kampfes der Kulturen. Mit diesem Buch nötigt er den Westen, sich im Zusammenhang mit dem radikalen politischen Islam, mit der eigenen Historie im Kalten Krieg sowie den aktuellen Kriegen auseinanderzusetzen.

ABMODERATIONS-VORSCHLAG:

Mahmood Mamdanis Buch „Guter Moslem, böser Moslem – Amerika und die Wurzeln des Terrors“ ist bereits bei der Edition Nautilus erschienen. 320 Seiten im Paperback gibt es für 19,90 EUR.

Kommentare
05.10.2006 / 17:14 C. Hartmann, Radio Z, Nürnberg
Gesendet in Zip-Fm
am 05.10.06
 
09.10.2006 / 09:38 sandra, Lohro Rostock
gesendet
am 6.10. in der RadioKommune