Proteste in Ungarn/Gespräch mit Tamas Krausz, Historiker, Budapest

ID 14574
 
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Welche sozialen und politischen Kräfte stehen hinter den Protesten? Welche Rolle spielen linke Kräfte dabei? Etwas zur Rolle von sogenannten Reformkommunisten der Kadarzeit bei diesen Protesten. Einige Informationen zur Verschränkung der etablierten Politik mit dem rechten, neofaschistischen Rand. Zukunft der Protestbewegung, wie weiter mit der Regierung Gyurcsany?
Es handelt sich um die Proteste in Ungarn im Sept./Okt.2006. Das Interview wurde am 3. Nov. 2006 geführt.
Audio
14:40 min, 20 MB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 10.11.2006 / 00:00

Dateizugriffe: 594

Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Politik/Info
Serie: Osteuropa
Entstehung

AutorInnen: Redaktion 2. Woche
Radio: coloradio, Dresden im www
Produktionsdatum: 10.11.2006
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Anmoderation:

Die Proteste fingen ganz langsam an, aber dann, aber dann - Pester Nächte waren lang.

In der heißesten Nacht wurde das staatliche Fernsehen gestürmt, Feuer im Gebäude gelegt, eventuell nicht ganz unschuldige Autos brannten auf dem Freiheitsplatz vorm Gebäude.

Erst gegen 3 Uhr konnte die anfangs völlig überforderte Polizei, nachdem Verstärkungen herangeführt wurden, die Protestler aus dem Gebäude drängen.
240 Verletzte, darunter mehr als 100 Polizisten/ über 200 Verhaftete, zumindest kurzzeitig/ 90 in Untersuchungshaft.

Ein Dutzend Bombendrohungen laut Budapester Zeitung

Der Justizminister wollte über die Hauptstadt eine Ausgangssperre verhängen/Regierung wies das strikt zurück/Justizminister bot Rücktritt an/Regierung lehnte ab.

Sachschaden einige 100 Millionen Forint (100 Mill Forint sind ca 380 000 Euro). Ministerpräsident Gyurcsany wurde von einigen Demonstranten als Jude und roter Faschist bezeichnet.

Beschädigung eines Sowjetdenkmals, Zerstörung des alten Staatsemblems der sogenannten Volksrepublik Ungarn an diesem Denkmal.

Also ganz offensichtlich ein rechtslastiger Protest, vorsichtig formuliert.

Einige 10 Tausend beteiligten sich an den Protesten. Ende Oktober 100 Tausend auf einer Fidesz-Kundgebung vor dem Parlament.

Auslöser des Ganzen eine Geheimrede des Ministerpräsidenten Gyurcsany von der Sozialistischen Partei vor Spitzengenossen, die bekannt gemacht wurde, von wem - bleibt Spekulation:
"Wir haben das ganze Geld vervögelt, wir belügen das Volk seit Jahren, wir müssen die Sozialprogramme radikal zusammenstreichen, wir haben keine Wahl usw. usf."
Hintergrund sind die Auflagen aus Brüssel und die anstehende Euro-Einführung.

Dazu hat coloRadio Professor Tamas Krausz aus Budapest einige Fragen gestellt:

Tamas Krausz arbeitet in der linken Plattform der Ungarischen Sozialistischen Partei USP, vertrat Anfang der 90`ìger Jahre die Arbeiterselbstverwaltungsidee praktisch und theoretisch in Ungarn. Also die Betriebe denen die darin arbeiten, aber nicht Volkseigentum seligen Angedenkens. Er schrieb dazu einen beachtenswerten Artikel in UTOPIE kreativ (Heft 84 /Okt.1997). #
http://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uplo...
Krausz nahm für attac Ungarn 2002 und 2003 an den Sozialforen in Florenz und Paris teil.
Tamas Krausz ist Historiker und Professor an der Eötvös Lorand-Universität in Budapest.