[Zip-FM] vom 7.12.2006

ID 14980
 
1.Deutsche Bundesbahn: Geschichtsaufarbeitung auf dem Abstellgleis?
2.Interview mit "Jugendliche ohne Grenzen"
3.Europäische Öffentlichkeiten und die Medien
4.Buch: Der Krieg und die Kritiker
Audio
33:15 min, 15 MB, mp3
mp3, 64 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 07.12.2006 / 17:42

Dateizugriffe:

Klassifizierung

Beitragsart: Magazin
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Serie: zip-fm - Gesamtsendung
Entstehung

AutorInnen: C. Hartmann
Radio: RadioZ, Nürnberg im www
Produktionsdatum: 07.12.2006
keine Linzenz
Skript
Hallo und herzlich willkommen zu Zip-FM, dem Magazin der freien Radios im deutschsprachigen Raum. Die heutige Ausgabe vom 7. Dezember 2006 wurde zusammengestellt von Radio Z aus Nürnberg. Die Themen in der Übersicht:

Geschichtsaufarbeitung auf dem Abstellgleis
Nach Jahren des Protests von Opfern und Opferverbänden hat die Deutsche Bahn AG nun eine „Neue Austellung über Deportationen“ von Jüdinnen und Juden durch die Deutsche Reichsbahn angekündigt. Viel zu wenig sei das, meint die „Initiative 11000 Kinder“ und fordert eine vollständige wissenschaftliche Aufarbeitung der Verstrickungen der Reichsbahn im NS-Staat und dass den Deportierten auch mit einer öffentlichen Wanderausstellung auf deutschen Bahnhöfen gedacht werden soll. Mehr dazu im ersten Beitrag.

Jugendliche ohne Grenzen
Vor drei Wochen beschloss die so genannte Innenministerkonferenz in Nürnberg eine Bleiberechtsregelung für geduldete Flüchtlinge. Dass dabei überhaupt, wenn auch keine zufriedenstellenden, Ergebnisse herauskamen, halten Flüchtlingsinitiativen für einen Erfolg des Protestes. Maßgeblich am Protest gegen die Innenministerkonferenz beteiligen sich seit drei Jahren die „Jugendlichen ohne Grenzen“ mit ihren Kongressen. Um sie wird es im zweiten Beitrag gehen.

Europäische Öffentlichkeiten und die Medien
Während die europäischen Institutionen in Brüssel sich oft darüber beschweren, dass sie von den Medien nicht ausreichend beachtet werden, sind sich Medienvertreter oft im unklaren darüber, was an den Damen und Herren in Brüssel eigentlich interessant sein soll. Dass Europa aber viel mehr ausmacht als das Verhältnis von einzelnen nationalen Öffentlichkeiten zu Brüssel, darum ging es, neben anderen europäischen Themen, während eines Medienkongresses in Prag Mitte November, über den ihr mehr im dritten Beitrag erfahrt.

Der Krieg und die Kritiker
Ob der Widerstand im Irak eigentlich so zu bezeichnen ist oder es sich nur um reaktionäre Kräfte handelt, die nichts Gutes im Schilde führen, ist eine Frage, die sicherlich in fast allen freien Radios diskutiert wurde. Dass dabei schnell die Forderung nach Differenzierung auftaucht ist eigentlich logisch. Genau das versucht Bernhard Schmid mit seinem Buch „Der Krieg und die Kritiker“, das heute im letzten Beitrag rezensiert wird.

Die Deutsche Reichsbahn war im Nationalsozialismus an der Deportation von 3 Millionen Holocaustopfern beteiligt. Ein blutiges Geschäft, an dem die Reichsbahn gut verdient hat: Pro Reichsbahn-Kilometer mussten die Deportierten 4 Pfennige entrichten. Insgesamt entstand der Reichsbahn dadurch nach heutiger Kaufkraft ein Gewinn von mehr als 300 Millionen Euro. Ihr Rechtsnachfolger Deutsche Bundesbahn hat sich lange gegen eine Aufarbeitung der Geschichte gesperrt. Seit längerem fordert die „Initiative 11000 Kinder“ das den Deportierten auch mit einer öffentlichen Wanderausstellung auf deutschen Bahnhöfen gedacht werden soll. Zudem fordert die Initiative eine vollständige wissenschaftliche Aufarbeitung der Verstrickungen der Reichsbahn im NS-Staat. Nach zahlreichen internationalen Protesten und negativen Schlagzeilen hat der Vorsitzende der DB, Herr Mehdorn nun eingelenkt. Am 1.12. kündigt er in einer Erklärung eine „Neue Austellung über Deportationen“ an. Hans Rüdiger Minow, Pressesprecher der Initiative 11000 Kinder“ gehen diese Zusagen aber nicht weit genug. Im Gespräch mit David Siebert von Radio Dreyeckland, erklärt er, warum er befürchtet, dass die DB die Geschichte auf dem Abstellgleis entsorgen will...

Vor drei Wochen trafen sich in Nürnberg die Innenminister der deutschen Bundesländer. Einer von ihnen, Günter Beckstein aus Bayern, durfte sich bei dieser Gelegenheit über eine besondere Anerkennung seiner Leistungen freuen: Er wurde als „Abschiebeminister 2006“ ausgezeichnet. Die parallel zur Innenministerkonferenz stattfindende Gegenkonferenz, organisiert von der Initiative „Jugendliche ohne Grenzen“, überreichte ihm den Publikumspreis in Form eines goldenen Koffers, der alle zur Abschiebung benötigten Reiseutensilien enthielt.
Die Gegenkonferenz, auf der sich Jugendliche mit dem Aufenthaltsstatus „geduldet“ aus allen deutschen Bundesländern trafen, fand nun schon zum wiederholten Male statt. Organisiert wird sie von den „Jugendlichen ohne Grenzen“ in Zusammenarbeit mit der Aktion „Hier geblieben!“ des Grips-Theaters Berlin und anderen Gruppen.
Radio-Unerhört Marburg sprach mit einer Vertreterin der „Jugendlichen Ohne Grenzen“ über diese Initiative und ihre Ziele, sowie die Innenministerkonferenz die vom 15. bis 18. November 2006 in Nürnberg stattfand und die im Ergebnis entstandene Bleiberechtsregelung.

Fehlende europäische Öffentlichkeiten, die Demokratiedefizite der EU-Insititutionen, die Intransparenz der Entscheidungswege und Sprachbarrieren fördern das Desinteresse am Thema Europa. Was bleibt, sind einige wenige funktionierende Netzwerke, Appelle oder Debatten in elitären Kreisen. Europa kommt eben weitestgehend über Medienfilter bei den Einwohnern Europas an. Doch wenn die Medien selbst keine europäische Öffentlichkeit bilden, dann wollen sie wenigstens wissen, woran das liegt. Medienvertreter/ -innen trafen sich Mitte November in Prag, um darüber zu diskutieren. Stefan Tenner war dort und fasst für uns eine Podiumsdiskussion zum Thema zusammen.

Als im Juli diesen Jahres die israelische Armee begann, Teile des Libanon zunächst zu bombardieren und dann sogar Bodentruppen ins Land zu schicken, war in Deutschland der Protest auf der Strasse eher marginal. Selbst die radikale Linke zeigte sich ungewöhnlich passiv und es gab nur wenige kleine Demonstrationen gegen diesen Krieg. Andere würden nun behaupten, diese Anmoderation hätte eigentlich mit den Angriffen der Hisbollah-Miliz oder noch früher beginnen sollen. Unter anderem für sie, aber auch den Moderator dieser Sendung hat Bernhard Schmidt das Buch "Der Krieg und die Kritiker" geschrieben. Es ist im Oktober 2006 im Unrast-Verlag
(URL: http://www.unrast-verlag.de/unrast,2,246...) erschienen, kurz nach dem endgültigen Abzug der israelischen Truppen. Verlag und Autor reagierten damit sehr schnell auf eine prekäre und offensichtliche Handlungsunfähigkeit der bundesdeutschen Linken.
Michael Liebler von Radio Z hat das Buch gelesen:

Das war Zip-FM vom 7.12.2006. Zusammengestellt von Radio Z aus Nürnberg.


Kommentare
07.12.2006 / 17:43 C. Hartmann, Radio Z, Nürnberg
Ich weiß, ich weiß,
zu spät und zu lang. Sorry.