Kampf gegen Mienen und Staudaemme: Cordillera-Tag 2007 auf den Philippinen

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Am Cordillera-Tag treffen sich einmal jaehrlich die politischen Organisationen der Ethnischen Minderheiten der Cordilleras im Norden der Philippinen. Sie diskutieren die den Kampf gegen die Minen und Staudaemme, die ihr angestammtes Land und die Umwelt bedrohen und den Kampf gegen die Globalisierung, der ihre Einkommensquellen bedrohen und feiern ihre traditionelle Kultur und die Solidaritaet untereinander. Der diesjaehrige Cordilleratag stand ganz im Zeichen der anstehenden Wahlen auf den Philippinen und dem Protest gegen die politischen Morde.
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23:55 min, 27 MB, mp3
mp3, 160 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 23.04.2008 / 16:19

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Entstehung

AutorInnen: Bianca Miglioretto
Radio: LoRaZH, Zürich im www
Produktionsdatum: 30.04.2007
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Cordilleratag 23/24 April 2007 in Baguio

Der Kampf gegen die internationalen Goldminen und riesige Staudammprojekte drückt sich am stärksten am Cordillera Tag im Norden der Philippinen aus. Der diesjaherige Cordilleratag stand aber auch ganz im Zeichen der anstehenden Wahlen und dem Protest gegen die politischen Morde.

Jedes Jahr treffen sich die politischen Organisationen der ethnischen Minderheiten der Cordillera Bergregion am 24. April zum Cordillera Tag. Dieser Tag erinnert an die Ermordung von Dulag Maclin vor 27 Jahren. Dulag Maclin war ein Stammesführer der Kalinga und wehrte sich gegen ein riesiges Staudammprojekt der Weltbank.

Der Staudamm hätte viele Kalingadörfer entlang des Chico Flusses überschwämmt. Das Land ist den Kalinga heilig, weil sie dort ihre Ahnen begraben haben, und die vielen Reisterassen und Süsskartoffelfelder, die überschwämmt worden wären, bilden die Lebensgrundlage für die Bevölkerung. Der Protest der Kalinga war erfolgreich, der Staudamm wurde nie gebaut. Die Weltbank musste das Projekt zurückziehen.

Doch damit ist das Land der Igorots, Kalingas, Ifugaos, Kankanaiis und Ibaloys in den Cordilleras noch lange nicht sicher vor Ausbeutung und zerstörung. Das Cordilleragebierge ist sehr reich an Bodenschätzen. Eine der grössten Goldminen Asiens, die Lepanto Mining befindet sich dort. Die Regierung will weitere Bergbaulizenzen an meist ausländlische Firmen vergeben, wie Anglo-American oder Anvil, die auch im Kongo ihr Unwesen treibt.

Normalerweise findet der Cordilleratag in einem der Dörfer in den Bergen statt, doch dieses Jahr fand er in Baguio der Hauptstatt der Cordilleras statt und glich einem grossen Open-Air mit vielen Kulturellen Darbietungen und Reden. Baguio ist die höchste Stadt der Philippnen und ein beliebtes Ausflugsziel der Leute aus Manila während den heissen Sommermonaten.

Über 3000 Personen haben am diesjährigen Cordilleratag teilgenommen.
Jill Carino, die Vizepräsidentin der Cordillera People’s Alliance eröffnete den ersten Abend des Cordilleratages mit einer Rede, in der sie auf die Ursprünge des Parkes hinwies, in dem die Aktivitäten stattfanden.

O-Ton Jul Carino

Es war füher Stammesland auf dem Pferde grasten und der kleine See diente ihnen als Wasserstätte. Neben den Minen und den Staudämmen, bedrohen die neuen Abkommen der Welthandelsorgnaisation WTO die Existenz der Cordillerabevölkerung. Reis und Gemüse sind die wichtigesten Anbauprodukte der Region. Durch die Aufhebung der Importbeschränkungen für diese Produkte kommen Tonnen von importiertem Gemüse und Abertonnen von importiertem Reis ins Land. Viele dieser Produkte kommen aus Ländern in denen die Landwirtschaft staatlich subventioniert wird und werden zu viel tieferen Preisen als die philippinischen Produkte auf den Markt geworfen. Für die Bäuerinnen und Bauern der Cordilleras bedeutet dies dass der Preis zu dem sie ihr Gemüse verkaufen können von 22 Pesos pro Kilo auf druchschnittlich 3 Pesos gesunken ist. Damit können sie die Anbaukosten nicht mehr bezahlen. Der Preis für Reis ist auf 4-8 Pesos das Kilo gesunken, obwohl die Anbaukosten 14 Pesos betragen. Ein grosser Teil des importierten Reises stammt aus den USA, wo der Reisanbau stark subventioniert wird. Die Philippinen sind durch das Abkommen der WTO gezwungen Reisimporte zuzulassen, obwohl die inländische Produktion den eigenen Bedarf um fast eine Million Kilos übersteigt.

O-Ton Opening Ritual

Am Cordilleratag waren alle Altersgruppen anwesend, von kleinen Babies bis zu alten Frauen und Männern, die offizielle Eröffnung wurden mit einem Ritual begangen in dem die Männer des Aeltestenrates eine Ansprache sangen, einen Tanz vorführten und eine Schwein schlachteten.

Gongs

Den kurzen Eröffnungsreden am ersten Abend des Cordilleratages folgte ein grosses Openairkonzert mit vielen lokalen Bands und Bands aus Manila, die ihre Solidarität bekundeten.

Lied Frau

Taiwan Anfang

Neben Vertreterinnen und Vertretern aus der Cordillera Region und aus anderen Regionen der Philippinen waren auch verschiedene Vertreterinnen und Vertreter aus anderen Ländern anwesend, vor allem aus Asien. Dem Cordillera Tag voraus ging eine internationale Konferenz indigener Jugendlicher in Baguio. Eine grosse Delegation aus Tailwan nimmt jedes Jahr am Cordilleratag teil. Dieses Jahr kamen 40 Personen vor allem von Frauen- und Jugendorganisationen der Taiwanesischen ethnischen Minderheiten. In Taiwan leben rund eine halbe Million Menschen, die verschiedenen ethnischen Minderheiten angehöhren. Auch sie führten ein Lied und einen Tanz in ihren wunderschönen und unterschiedlichen Kostümen vor.

Taiwan Ende

Das Konzert ging mit den vielen Bands bis spät in die Nacht weiter, der Zweite Tag des diesjähringen Cordilleratages wurde mit einer Demonstration durch die Stadt Baguio eröffnet, an der viele junge Leute teilnahmen und lautstark Parolen riefen.

O-Ton Parolen

Die verschiedenen Probleme, die die Existenz der Menschen bedrohen traten an diesem Cordilleratag etwas in den Hintergrund, weil der Tag stark im Zeichen der bevorstehenden Wahlen und dem Wahlkampf stand.

Oton Parteien

Am 14 Mai finden auf den Philippinen Parlaments- und Lokalwahlen statt. Am Cordilleratag traten die kleinen progressiven Parteien auf, die mit der Cordillera People’s Alliance zusammenarbeiten und deren Abgeordnete sich im Kongress für die Rechte der Marginalisierten Bevölkerung einsetzen. Es sind dies Bayan Muna, Anakpawis, die Partei der Arbeiterinnen und Arbeiter und Bäuerinnen und Bauern, die GABRIELA Frauenpartei, Suara Bansa Moro, die Partei, die sich für die Rechte der muslimischen Bevökerung einsetzt und Kabataan, die Partei der Jugend. Es gibt noch weitere linke Parteien wie Akbayan, aber die gehören einer andern Fraktion der radikalen Philippinischen Oposition an, deshalb waren sie nicht am Cordilleratag vertreten. Der Hauptredner des Cordilleratags war der Kongressabgeordnete und Spitzenkandidat von Bayan Muna, Satur Ocampo. Er ist eine Ikone des Politischen Kampfes, ging nach der Verhängung des Kriegsrechtes unter Marcos in den Untergrund, wurde zweimal unter Marcos inhaftiert und einmal unter Corazon Aquino. Das letzte Mal wurde er im März verhaftet durch das Regime von Gloria Macapagal Arroyo. Er ist angeklagt für ein Massaker verantworlich zu sein, das 1974 verübt wurde, während Satur Ocampo in Isolationshaft unter Marcos sass. Er befindet sich zur Zeit auf freiem Fuss, weil der Oberste Gerichtshof entschied, dass er gegen Kaution freigelassen wird. Die Verhaftung von Satur Ocampo ist nur eine der Repressionsmassnahmen die das Gloria Arroyo Regime ergreift, um die progressiven Parteien vom Wahlkampf auszuschliessen.
In seiner Rede ging Satur Ocampo streng mit dem Regime von Gloria Macapagal Arroyo ins Gericht.

O-Ton Satur

Satur Ocampo wies darauf hin, dass das Internatinale permanente Volkstribunal in Den Haag 1980 die Marcos Diktatur verurteilte wegen den Menschenrechtsverletzungen und der Anti-Bevölkerungspolitik in Zusammenarbeit mit den USA. Am 23. März 2007 27, Jahre später untersuchte das Internationale Volkstribunal wieder die Menschenrechtsverletzungen auf den Philippinen und erklärte das Macapagal-Arroyo Regime in Komplizenschaft mit der Bush Regierung in drei Punkten für schuldig.
1.Massive und systematische Verletzungen der Menschenrechte im Speziellen aussergerichtliche Hinrichtungen, Entführungen und Verschwindenlassen, Massaker und Folter.
2.Massive und systematische Verletzung der wirtschafltichen, sozialen und kulturellen Rechte der philippinischen Bevölkerung im speziellen der Moro, Cordillera und anderer indigenen Völker.
3.Massive und systematische Verletzung des Rechtes auf nationale Selbstbestimmung und Befreiung durch den sogenannten Krieg gegen Terror den das Arroyo Regime unter Führung der Bush Regierung in Südost-Asien durchführen. Dies verletzt die Souveränität und Integrität der Philippinen.
Das international permanente Volkstribunal in Den Haag deklarierte die Straftaten der Bush und Arroyo Regierung als Vergehen gegen die Menschheit. Das Tribunal erklärte, dass diese Strafftaten sofort aufhören müssen. Zitat Ende.

Satur

Neben Satur sprachen auch die anderen Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Parteien. Liza Maza, die Kongressabgeordnete und Spitzenkandidatin der GABRIELA Frauenpartei wies auf die wichtige Rolle hin, die die Frauen in den Kordilleras im Kampf gegen Staudämme, Minen und die Cellophil Papierfabrik spielten.

Liza Maza

Uns ist die starke und wichtige Beteiligung der Frauen der Kordillera an all den Kämpfen dieser Region bekannt, gegen den Imperialismus und für die Rechte der Armen. Wenn die Militärs in ihre Dörfer kommen, im Kampf gegen die Bergbaufirmen, gegen die Militarisation, die Frauen sind immer an vorderster Front und sie schrecken nicht davor zurück, ihr Blusen auszuziehen und den Militärs mit nacktem Oberkörper entgegenzutreten was in den Cordilleras als eine grosse Beleidigung gegenüber den Männer gilt. Eines Nachts gingen sie dorthin, wo eine Bergbaufirma eine Untersuchung machte. Es ist nicht genau bekannt was die Frauen taten, aber die Ingenieure und ihre Chefen verliessen den Ort fluchtartig und sind nie mehr dorthin zurückgekommen.
Lang leben die Frauen der Cordilleras.

Liza Maza
Gongs
Immer wieder zwischen den zum Teil sehr langen Reden wurden die Traditionellen Gongs gespeilt und Jung und Alt strömte auf die Tanzfläche vor der Bühne und tanzte tradiotionelle Tänze. Am Nachmittag des zweiten Tages berichteten die Vertreterinnen lund Vertreter der verschiedenen Provinzen der Cordilleras von ihrem Kampf in ihren Dörfern. Ein alter Mann aus Ifugao in einem Anti-WTO-T-Shirt hielt seine Rede in der traditionellen Form eines gesungenen Gedichts.

Alter Mann

Gongs

Neben den Wahlen nahmen die Erinnerungsrituale und Ehrung der Märthyrerinnen und Märthyrer des Kampfes eine wichtige Rolle ein, diejenigen die vom Arroyo Regime ermordet wurden.

Beverly

Allein im letzten Jahr wurden drei wichtige Führer und Führerinnen der Cordillera People’s Alliance ermordet. Es waren dies ein Stammesführer, der die Fehden zwischen den Stämmen schlichtete und die Leute vereinte, ein Bauer, der gegen den San Roccedamm, ein Japanische Entwicklungsprojekt kämpfte und eine Ärztin, die sich in den Dienst der Armen stellte. An sie wurde mit einem Film und einer poetischen Performance die sehr ergreiffend war erinnert.
Beverly Longid, die Präsidentin der Cordillera People’s Alliance errinnerte in ihrer Rede an die vielen ermordeten Freundinnen und Freunde, Genossinen und Genossen. Sie betonte dass diepolitischen Morde sie nicht davon abhalten können, den Kampf weiterzuführen für die Zukunft und die Generationen nach uns.
Lang lebe der Kampf für Befreiung, lang lebe die Cordillera People’s Alliance..

Beverly
Salidumay Gong

Am Abend des zweiten Tages fand eine Solidarätsnacht mit Theater vorstellungen, Gedichten und Konzerten statt. Der Klang der Gongs ertönte bis spät in die Nacht über der Stadt Baguio und die Leute tanzten und feierten ihre Solidarität.

Das war ein Bericht von Bianca Milgioretto direkt aus Baguio, Philippinen vom diesjährigen Cordilleratag, der indigenen Völker im Norden der Philippinen.

Salidumay

Kommentare
01.05.2007 / 15:49 RDL, Radio Dreyeckland, Freiburg
gesendet
Infomagazin vom 2. Mai