1. Mai 2007 in Manila

ID 16601
 
1. Mai auf den Philippinen. Anakpawis propagiert sich als Partei der ArbeiterInnengewegung. Das Regime Arroyo wird als faschistish bezeichnet. Eindruecke und Inhalte des diesjaehrigen 1. Mai in Manila.
Audio
15:13 min, 17 MB, mp3
mp3, 160 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 23.04.2008 / 16:18

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Entstehung

AutorInnen: Bianca Miglioretto
Radio: LoRaZH, Zürich im www
Produktionsdatum: 01.05.2007
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
1.Mai 2007 in Manila

Der erste Mai dieses Jahr in Manila auf den Philippinen stand ganz im Zeichen der bevorstehenden Kongresswahlen, wie bereits im letzten Monat der 8. Maerz. Doch dieses Jahr stand die Partei AnakPawis im Mittelpunkt. Anak Pawis bedeutet wörtlich übersetzt Schweisskinder. Die Partei Anakpawis vertritt die Arbeiterinnen und Arbeiter, die Bäuerinnen und Bauern, sowie die Armenviertelbewohnerinnen und Bewohner, die meist im informellen Sektor tätig sind.

Auf dem Weg zur grossen 1. Mai Veranstaltung im Freiheitspark im Zentrum von Manila begegnete ich mehreren verschiedenen kleineren Demonstrationen und 1.Mai-Veranstaltungen von Akbayan, Sanlakas und anderen auch hier standen die bevorstehenden Wahlen im Vordergrund.

Neben der üblichen Wahlkampfpropaganda waren die Hauptforderungen der Kilusang Mayo Uno, des grössten Gewerkschaftsdachverbandes der Philippinen, kurz KMU:
Sofortiger Stop der politischen Morde
125 Pesos Lohnerhöhung pro Tag für alle Lohnklassen.
3000 Pesos Lohnerhöhung monatlich für die Regierungsangestellten.
Senkung der Strompreise
Bekaempfung der Armut
Keine weiteren Benzinpreiserhöhungen.
Und die Sofortige Freilassung der Gewerkschaftsführers Cripin Beltran.

Die 125 Pesos Lohnerhöhung pro Tag und die Freilassung von Cripin Beltran war bereits am letzten 1. Mai die Hauptforderungen. Trotz mehreren Vorstössen im Kongress von progressiven Kongressabgeordneten hat die Regierung bis jetzt keine Lohnerhöhung genehmigt, obwohl der absolute Minimallohn für eine Famile von 6 Personen bei 770 pesos liegt, während der Mindestlohn nur gerade knapp die Hälfte beträgt.

Ein unterschied zum 1. Mai vor einem Jahr ist dass heute viele Führerinnen und Führer der Massenbewegung das Arroyo Regime gerade heraus faschistisch nennen. So lautete die Parole der Gewerkschaft KMU Verurteilt das falsche, korupte, und faschistische Marionettenregime Arroyo. Die vielen Morde des letzten Jahres und das Anti-Terrorgesetz, das im Juli in Kraft treten wird bringen die faschistischen Tendenzen dieser Regierung klar zum Vorschein.
Ein Beweis dafür ist auch das der Ehrenpräsident von KMU und der Kongressabgeordnete von Anakpawis weiterhin in Haft ist. Diese ist bereits der zweite 1. Mai an dem er nicht teilnehmen kann. Während letztes Jahr noch damit gerechnet wurde dass er bald wieder draussen ist, wurde dieses Jahr eine aufgenommene Rede von Ihm übertragen.
O-Ton
Chrispin Beltran wurde im februar 2006 während dem von Frau Arroyo verhängten Ausnahmezustand verhaftet. Ihm wird vorgeworfen an einem geplanten Sturzversuch von Militärs dabei gewesen zu sein. Er wurde aufgrund eines Haftbefehls aud dem Jahr 1986, der von Marcos unterzeichnet war verhaftet. Obwohl Crispin Beltran bis jetzt noch nichts nachgewiesen werden konnte und der besagte Haftbefehl von lokalen Gerichten schon längst ausser Kraft gesetzt wurde, darf Crispin Beltran nicht mal auf Kaution raus. Chrispin Beltran ist 79 Jahre alt und die Verhaftung hat sich auf sein Herz ausgewirckt. Deshalb befindet er sich seit einem Jahr im Spital in Haft.
In seiner Botschaft wies er auf die vielen Menschenrechtsverletzungen unter dem Arroyo Regime hin und rief in Englisch zur Solidarität auf.

O-Ton

Wir rufen allen freiheitspliebenden Leute, Nationen und Regierungen auf keine Entwicklungshilfe mehr an diese Regierung zu bezahlen. Helbt diesen massiven Menschenrechtsverletzungen ein Ende zu setzen. Stoppt jegliche Hilfe an Macapagal Arryo und ihre bewaffneten Kräfte.Gerechtigkeit für alle Menschenrechtsopfer auf den Philippinen.
Lang lebe die arbeiterinnen und Arbeiterbewegung der Philippinen, lang lebe Anakpawis.

O.Ton

Lied
Leleng

Nanay Leleng von der Armenviertelorganisation Kadumay, wies auf die schlimme Situation der Familien in den Armenvierteln in und um Manila hin.
3.5 Millionen Leute müssen sich aus Armut mit einem Essen pro Tag genügen und woraus besteht dieses Essen fragte Nanay Leleng, aus Reis und Nudeln Nudeln und nochmals Nudeln. Aber Nudeln alleine sind keine gesunde Nahrung, so werden unsere Kinder untererhährt.
Vor kurzem gab es in einem der vielen Armenviertel in Manila einen Brand und 3000 Familien wurden Obdachlos, damit verloren sie auch die Möglichkeit im Infromellen Sektor Geld zu verdienen. Und was geschieht nun auf dem abgebrannten Gelände. Es wird nicht etwa den Leuten für Häuser zur Verfügung gestellt, nein dort wird eine riesiges Einkaufszentrum von einem der reichsten Männer der Philippinen erbaut.

Andere sogenannte Entwicklungsprojekte die von ausländischen Regierungen finanziert werden, vertreiben abertausende Familien aus ihren Häusern. So verlieren durch den Ausbau der Einsenbahnlinie von Manila in den Süden 185'000 Familien ihre bleibe und ihre Einkommensquellen. Der Ausbau des Hafens beraubt 115'000 familien in Tondo ihres Daches über dem Kopf. Die lausigen Sozialwohnungsprojekte der Regierung Arroyo oder die Umsiedlungsgebiete, können kaum als Alternative zu den alten Wohnorten angesehen werden, da sie meist weit entfernt von der arbeit der leute sind und in mehreren Fällen nicht mal Wasser dort vorhanden ist.

Leleng

Musik Jess Santiago


Zwischen den verschiedenen sehr langen Reden unter der prallen Sonne wurden immer wieder lieder gesunden, dieses ist vom bekannten Sänger Jess Santiago, der über die Repression und dass es einen weiteren Volksaufstand gegen diese Regierung braucht. Denn People Power 1 und People power 2 haben leider nicht viel verändert.

Jess.

Am 14. Mai finden auf den Philippinen Parlaments und Lokalwahlen statt und seit Mitte Februar stehen die Philippinen im Wahlkampffieber, um das niemand herum kommen. Ueberall sind Poster und Plakate von den verschiedenen Parteien und Kandidaten und Kandidatinnen aufgehängt und Autos mit Lautsprechern fahren durch die Strassen und verkünden mit Musik lautstark wen die Leute wählen sollen. Viellerorts werden Strassenverbesserungen vorgenommen, denn dafür können lokale Politiker Geld von der Regierung anfordern und ein Teil davon zweigen sie oft für den Wahlkampf ab. Eigentlich sind Wahlen in erster Linie ein Kampf unter der extrem korrupten Elite der Philippinen, aber 1998 wurden 50 Sitze im Kongress für sektorale Vertretung reserviert. D.h. Parteien wie die Gabirela Frauenpartei oder Anakpawis können sich für diese Sitze bewerben. Diese sektroalen Parteien werden Partilist genannt. Jede Wählerin oder Wähler kann einer Partilist ihre Stimme geben. Pro 2% dieser Stimmen auf nationaler Ebene erhält diese Partilist einen Sitz im Parlament, wobei dieselbe Partilist maximal 3 Sitze gewinnen kann. Diese neue Regelung macht die Wahlen in den Philippinen spannender, denn dies ermöglichte es der Basisbewegung ihre Vertreterinnen und Vertreter ins Parlament zu wählen, wo diese in den letzten Jahren ziehmlich viel Lärm gemacht haben und gleichzeitig den Kampf auf der Strasse mit der Basisbewegung weitergeführt haben.

Mendiola

Nach über 5 Stunden Reden und kulturellen Darbietungen, konnten es die rund 20'000 Personen an der KMU-1-Mai Veranstaltung kaum mehr erwarten endlich in einer Demo vor den Präsidentschaftspalast, respektive zur historischen Brücke Mendiola zu marschieren. Lautstark machten sie sich auf den Weg, aber wie so oft in den letzten 2 Jahren, kamen sie nicht in die Nähe der Mendiola Brücke, die Polizei versperte ihnen mit grossem Aufgebot und Feuerwehrautos, die als Wasserwerfer dienen den Weg. Es gab kein Weiterkommen und nach einigen weiteren Reden vor Ort auf der Strasse, löste sich gegen 19.00 heute abend Manila Zeit die Demonstration friedlich auf.


Dies war ein Bericht von Bianca Miglioretto, direkt aus Manila, das nächste Mal hört ihr nach den Wahlen am 14. Mai von mir. Das Lied im Hintergrund ist von Choral ng Bayan.