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ID 16889
 
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Eine der Ausstellungsmacherinnen der Mindest.Tour (Container-Städtetour durch die BRD in 80 Tagen, die den Mindestlohn thematisiert), die Autorin Judka Strittmatter, gibt Auskunft über die Gespräche mit "Hungerlöhnern" und deren Erfahrungen.

Die nächsten Stationen der Mindest.Tour sind:

Bayern/Baden-Württemberg

* 21. Mai 2007 Bayreuth
* 22. Mai 2007 Nürnberg
* 23. Mai 2007 Landshut
* 24. Mai 2007 Kempten
* 25. Mai 2007 Würzburg
* 26. Mai 2007 Stuttgart
* 29. Mai 2007 Ulm
* 30. Mai 2007 Mannheim
* 31. Mai 2007 Karlsruhe
* 1. Juni 2007 Freiburg
* 2. Juni 2007 Heilbronn
Audio
01:53 min, 3545 kB, mp3
mp3, 256 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 14.07.2008 / 13:05

Dateizugriffe: 131

Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Arbeitswelt, Kultur, Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: ml-philippsen
Radio: corax, Halle im www
Produktionsdatum: 21.05.2007
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Eine der Ausstellungsmacherinnen, die Journalistin Judka Strittmatter sagt, es sei bitter, das alles zu hören, aber:

ich muss doch sagen, ich war am Ende erstaunt, alle die, die wir jetzt zusammengesammelt haben, waren ohne Umschweife dabei, zum Teil können wir auch ihren Arbeitgeber nennen, aber die, die sich nicht getraut haben, da war auch dann irgendwie, da war nichts zu machen einfach - es gab 'ne Kollegin, die hat mir erzählt, dass sie eine Arbeiterin hat, die verdient 3 Euro in der Stunde und sie hat einfach Angst, diesen Job zu verlieren, das muss man sich mal vorstellen, deswegen geht sie nicht an die Öffentlichkeit.

Man leistet sich halt nichts mehr, man fährt nicht mehr in den Urlaub, man kauft nur noch beim Billigdiscounter ein, man muß kleine Summen aufnehmen bei der Familie - diese Leute können sich ja gar nicht anders finanzieren, als über Raten Dinge abzuzahlen; wir hatten auch einen Kollegen, der hat sich die Zähne neu machen lassen, weil er sagt, ich will den Kunden anständig gegenüberstehen, aber er konnte es, weil er dieses wenige Geld verdient hat, einfach dann auch nicht abzahlen, das ist dann wieder ein ewiger Kreislauf von kein Geld haben, wieder welches aufnehmen, sich was zusammenleihen -

es hat mich schon gewundert, mit welchem Optimismus sie eigentlich trotzdem immer noch aufstehen, wie gesagt, manche machen ihre Arbeit trotzdem sehr gern, weil sie mit Menschen zu tun haben und sie wollen eben auch wirklich arbeiten, selbst für diese paar Kröten und selbst auch auf das Argument: beantrage doch Hartz 4, Arbeitslosengeld II, was machst du dich kaputt, was machst du deinen Rücken kaputt, was machst du deinen Kopf kaputt - einfach viel Angst, sich mit dem Arbeitgeber irgendwie zu verstreiten, den zu vergrätzen, rausgeschmissen zu werden, wieder auf Hartz 4 zu sitzen und bei vielen ist schon auch so die Tendenz da, zu glauben, dass sich da nichts ändern wird von staatlicher Seite - also keiner von denen, keiner von denen, das muss ich wirklich sagen, keiner von denen hat gesagt, ich möchte irgendwie zweitausend, dreitausend Euro netto verdienen - ich hab viele Leute getroffen, die wirklich gerne arbeiten wollen.