Aufbegehren - Die Politik der Indigenität Teil 3: Neuseeland

ID 19842
 
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Markus Bautz, Freiburger Ethnologe auf Feldforschung in Neuseeland, spricht über die umstrittene Indigenität bei den Maori in Neuseeland.
Eine Gemeinschaftsproduktion von RDL und dem Informationszentrum 3. Welt (iz3w) in Freiburg.
Anmoderation enthalten (s. Skript)
Audio
08:50 min, 8275 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Mono (48000 kHz)
Upload vom 06.03.2008 / 18:56

Dateizugriffe: 647

Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Internationales, Kultur, Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Christian, Julia, Niels, Viktoria
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 26.11.2007
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Anmod:
Während über die indigenen Bewegungen Lateinamerikas hierzulande viel diskutiert wird, wissen wir nur wenig über Indigenität in anderen Gegenden der Welt.
Um die Fragen um Indigenität nicht auf Lateinamerika zu beschränken, telefonierten wir mit Markus Bautz in Neuseeland.
Markus Bautz promoviert am ethnologischen Institut der Universität Freiburg und befindet sich momentan zur Feldforschung in Neuseeland.
Er sprach mit uns über die Situation der Maori in Neuseeland und die dortige Debatte über Indigenität.

MUSIK

Indigenität in Neuseeland, das Maoritum, ist in verschiedener Hinsicht umstritten. Ländliche Maori, die für sich beanspruchen, traditionell zu leben, vertreten andere Vorstellungen von Indigenität als städtisch geprägte Maori. Diese Auseinandersetzung kommt vor allem in der Frage zum Tragen, wer Reparationszahlungen für sich beanspruchen kann. Dazu kommt, dass Maoridom auch für die neuseeländische Mehrheitsgesellschaft zunehmend einen Bezugspunkt darstellt und auch als Teil einer nationalen Identität betrachtet wird.

Indigenität liegt in Neuseeland im Trend, die Selbstzuschreibung als indigen nimmt kontinuierlich zu.

TEXT 1

Dabei ist die soziale Lage der Maori in Neuseeland immer noch signifikant schlechter als die der weißen Bevölkerung:

TEXT 2

Obwohl also die große Mehrheit der Maori in der Stadt lebt, wird Maoridom stark über die Bindung zur Herkunftsregion definiert.
Diese Wahrnehmung ist historisch begründet. Die indigene Bewegung beruft sich seit den 70er Jahren auf den Vertrag von Waitangi, in dem Landrechte festgeschrieben sind. Markus Bautz erklärt uns die Geschichte des Vertrags von Waitangi

TEXT 3

Der politische Kampf um indigene Rechte ist heute nahezu gleichbedeutend mit dem Kampf um Achtung der im Vertrag festgeschriebenen Ansprüche der Maori. Dabei besteht das entscheidende kulturelle Kapital, mit dem Indigenität nachgewiesen werden kann, aus der Fähigkeit die Maorisprache zu sprechen sowie aus der Zugehörigkeit zum iwi, dem Stamm, der wiederum eng mit dem Land verbunden ist. Dementsprechend sieht sich die Minderheit ländlicher Maori als alleinigen Vertreter „traditionellen“ Maoritums und begründet mit essentialistischen Merkmalen einen Exklusivanspruch auf staatliche Kompensationen


Die städtische Mehrheit der Maori will diese Definition nicht anerkennen. Urban Maori Groups wollen sogenannten traditionellen Stämmen gleichgestellt werden und ebenfalls von Kompensationszahlungen profitieren.

TEXT 4

Die Urbanisierung von Maori war direkte Folge wirtschaftlicher Notwendigkeit in einer kolonialen Gesellschaft.
Unumstritten entstanden also städtische Maorigruppen unter dem assimilierenden Druck des Staates, der lange Zeit eine an der europäischen Kultur angelehnte nationale Identität propagierte.
Aber auch die angeblich traditionellen Merkmale indigener Identität sind von kolonialen Einflüssen geprägt.:

TEXT 5

Die Auseinandersetzung um indigene Identitäten findet allerdings nicht nur zwischen selbsternannten traditionellen und städtischen Maori statt.

Während einerseits der Anspruch von Maori auf Kompensationen, wie z.B. Programme zum verbesserten Zugang zu Universitäten, geleugnet wird, werden andererseits Maorielemente in der Mehrheitskultur aufgewertet.

TEXT 6


Soweit Markus Bautz zur umstrittenen Indigenität in Neuseeland.