Von Mittweida nach Bautzen...

ID 20054
 
AnhörenDownload
Mittweida ist eine sächsische Kreisstadt im Zentrum des Dreiecks Leipzig, Dresden, Chemnitz. Sie hat 17.000 Einwohner, einen idyllischen Stadt­kern und ein Imageproblem: Wer ihren Namen hört, denkt an Nazigewalt. Antifas aus der Region geben Mittweida schon seit längerem so schmeichelhafte Beinamen wie »das braune Herz Sachsens«. Seit Jahren pöbeln oder greifen Neonazis hier immer wieder Migranten und Linke an, über­fallen Imbissbuden von Ausländern und verbreiten ihre Propaganda. 54 Strafverfahren liefen allein gegen die inzwischen verbotene Neonazi­organisation »Sturm 34«, die in Mittweida ihr Zentrum hatte. Aber all das reichte noch nicht aus, Mittweida auch in einer größeren Öffentlichkeit den Ruf einer Neonazihochburg zu verschaffen. Dafür sorgte erst ein einzelner Überfall, der sich am Abend des 3. November vor einem geschlossenen Supermarkt ereignete. Wie das Opfer, eine 17jährige Jugendliche, aussagte, hätten dort zunächst vier Skinheads ein sechsjähriges Mädchen, die Tochter von Spätaussiedlern, angepöbelt und bedroht. Die Täter hätten es hin- und hergeschubst, das Kind habe geweint. Zwei von ihnen sollen NSDAP-Aufnäher auf den Jacken getragen haben. Die 17jährige beobachtete ihren Aussagen zufolge die Szene und rief den Männern schließlich zu, sie sollten das Kind in Ruhe lassen. Was diese dann auch taten: Sie ließen von dem Mädchen ab und griffen die Jugendliche an. Drei der Skinheads hätten sie festgehalten, erzählte sie später der Polizei; der vierte sei mit einer Art Skalpell auf sie losgegangen. Mit diesem habe er der 17jährigen ein etwa fünf Zentimeter breites Hakenkreuz in die Hüfte geschnitten. Der Versuch, ihr auch noch ein SS-Symbol ins Gesicht zu ritzen, scheiterte an ihrer Gegenwehr. Die Täter verschwanden schließlich in der Dunkelheit und sind nicht wieder aufgetaucht. Einige kilometer weiter gen osten liegt bautzen. Dort sollte morgen einmal mehr eine demonstration von neinazis stattfinden. Diese wurde jedoch verboten. Und bleibt es auch, da die Nazis nicht vor das Oberverwaltungsgericht Bautzen gehen. Sie rufen jedoch dazu auf, an diesem Tag trotzdem nach Bautzen zu kommen um auf dem Weihnachtsmarkt “Bratäpfel zu essen” und sich dabei “das Recht auf Widerstand zu erkämpfen”, wie auf der Mobilisierungsseite der Nazis nachzulesen ist. Grund genug einmal genauer hinzuschauen. Judith von Radio Corax sprach mit Oliver von der lokalen Antifa.
Audio
05:49 min, 8174 kB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 02.07.2008 / 11:48

Dateizugriffe: 441

Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Serie: Corax-Widerhall
Entstehung

AutorInnen: Radio Corax
Radio: corax, Halle im www
Produktionsdatum: 07.12.2007
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Kein Skript vorhanden.