Ramon Chao: Ein Zug aus Eis und Feuer

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In einem Zug beladen mit Eis, Feuer und Musik reisten einige französische Weltenbummler 1994 in Lateinamerika von den Anden bis zur karibischen Küste. Mit dabei war Manu Chao, der Frontmann der Gruppe Mano Negra. Sein Vater Ramon reiste ebenfalls mit und schrieb alles auf.
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06:49 min, 6396 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 07.04.2008 / 15:01

Dateizugriffe: 387

Klassifizierung

Beitragsart: Rezension
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Kultur, Internationales
Serie: Radio Palmares - Magazin
Entstehung

AutorInnen: mk
Kontakt: tomschrott(at)yahoo.com
Radio: PalmaresPB, Paderborn im www
Produktionsdatum: 07.04.2008
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Anmoderationsvorschlag:
In einem Zug beladen mit Eis, Feuer und Musik reisten einige französische Weltenbummler 1994 in Lateinamerika von den Anden bis zur karibischen Küste. Mit dabei war Manu Chao, der Frontmann der Gruppe Mano Negra. Sein Vater Ramon reiste ebenfalls mit und schrieb alles auf. Das Ergebnis ist nun erstmals auch auf deutsch erhältlich. Ein Buchtipp von Radio Palmares aus Paderborn.


Beitragstext:
Obwohl ich sowohl Bewunderer der Musik von Mano Negra bin - als auch Leser der Le monde diplomatique, war es mir bisher noch nie aufgefallen: Manu Chaos Papa Ramon schreibt regelmäßig für diese Zeitschrift. Nun ist es mir aber doch noch bewusst geworden, denn von Vater Chao erscheint in diesen Tagen die deutsche Ausgabe von „Ein Zug aus Eis und Feuer“. Hierin erzählt Ramon Chao die Erlebnisse von Mano Negra auf deren Reise durch Kolumbien. Bei diesem Abenteuer - der wohl Anfang der 90er-Jahre einflussreichsten französischen Rockband – reisten die Musiker in einem eigenhändig aus Schrottteilen zusammen gebastelten Eisenbahn quer durch das von Bürgerkrieg erschütterte Land .

Gemeinsam mit einer bunten Truppe,
bestehend (unter anderem) aus französischen Rockern und Artisten, brasilianischen Capoeira-Tänzern und kolumbianischen Bahnarbeitern wollten sie 1994 auch die abgelegenen Gebiete mit ihrem Zug und ihrer Musik erreichen.

Die Aufzeichnungen dazu von Ramon Chao sind nun zum ersten Mal ins deutsche übersetzt worden. Eingerahmt durch ein Vorwort von Ignacio Ramonet und einem Nachwort von Christoph Twickel findet sich hier ein Dokument, das nach wie vor nichts an Bedeutung verloren hat. Das macht zu Beginn auch Ignacio Ramonets Analyse der gesellschaftlichen Entwicklung nach 1994 deutlich. Sein Fazit:

Zitat – S. 7

Der bis heute andauernde Bürgerkrieg in Kolumbien kostete weit mehr als 200.000 Menschen das Leben. Eine verrückte Idee also mitten durch das Gebiet von Drogenbossen, den Rebellen der FARC und ELN sowie dem Militär eine Tournee zu starten. Der Ideengeber Coco hatte nach der vorangegangen Cargo Tournee von Mano Negra Kolumbien besucht Schnell war ihm aufgefallen, dass es zwar viele Gleisanlagen aber wenige Züge gibt:

Zitat – S. 23

Als Chronist hält Ramon Chao fest, wie sich Cocos Traum verwirklicht.
Schon ein Jahr vor dem Start hatten einige der Mitstreiter an diesem Traum gearbeitet, aber als ihr Zug dann wirklich fahrt aufnimmt, sind sie doch überrascht.

Zitat – S. 27
(„Es ist völlig still ... Horde von verrückten, die mit ihm unterwegs sind.“)

Dank Ramon Chaos schriftstellerischem und journalistischem Können ist das Buch aber viel mehr als ein herkömmlicher Reisebericht. Schnell wird dem Leser die Besonderheit der kolumbianischen Verhältnisse deutlich. Mensche, Szenen und Begegnungen gewinnen an historischer und politischer Dimension.

Immer wieder geht der Chronist auf eigene Faust auf Exkursion und sieht so über den Tellerrand des künstlerischen Tourgeschehens hinaus.
Bei diesen Exkursionen wird der Leser mit indigenen Stämmen, kolumbianischen Freudenhäusern oder aber den Straßenkindern von Bogota bekannt gemacht. Chao macht Abstecher in sie sogenannte kolumbianische Schweiz, wo die Drogenbosse die landwirtschaftliche Produktion kontrollieren und erkundet die gefährlichen Straßen in der Hauptstadt. Ebenso freundet er sich mit den Bewohnern der kleinen Orte an, in denen der Zug halt macht.

Neben den Trapezkünstlern, den Capoeristas, den Musikern, Tätowierern und Roberto, einem Feuerspuckendem mechanischen Drachen haben die Beucher des Zugs aus Eis und Feuer bei den abendlichen Vorstellungen auch die Möglichkeit, Ihre Wünsche im Traumbüro

Für die Band Mano Negra stellt die Reise so etwas wie den Schlusspunkt dar. Viele von ihnen reisen vorzeitig ab, so dass das musikalische Hauptprogramm von der eigentlichen Vorgruppe den French-Lovers bestritten wird.

Musik:
Die Eindrücke die Mano Negra Frontmann Manu Chao auf der Reise gewonnen hat sind allerdings prägend. Bei Manu Chao finden sich wohl einige der Eindrücke auch in den folgenden Soloalben wieder.
Musik:

Und obwohl am Ende von 100 Begleitern des Zuges nur noch 40 übrig bleiben, die wohl allesamt 5-10 Kg Körpergewicht verloren haben dürften - alle sind sich einig: diese Reise hat sich gelohnt.
Lohnen wird sich auch die Lektüre von „Ein Zug aus Eis und Feuer“ - nicht nur für Fans von Manu Chao, auch jene die etwas mehr über die Verhältnisse in Kolumbien erfahren wollen, sollten sich das Buch vornehmen.
Nicht zuletzt gibt es hier mit Ramon Chao einen Erzähler zu entdecken, der im Lande eines Garcia-Marquez zu ironisch kritischer Höchstform aufläuft.



Abmoderationsvorschlag:

Das Buch „Ein Zug aus Eis und Feuer - Mit Mano Negra durch Kolumbien“ ist bereits in der Edition Nautilus erschienen. 240 Seiten mit rund dreißig schwarz-weiß Fotos sind für rund 15 Euro zu haben. Weitere Informationen hierzu finden sich im Internet unter edition-nautilus . de

Kommentare
10.04.2008 / 13:35 theo,
gesendet am 7.4.2008 zwischen 19.10-20.30 im Magazin
danke
 
10.04.2008 / 16:13 heike, Radio Z, Nürnberg
gesendet
in zip-fm am 10.4.08