Josephine Baker

ID 23263
 
Dies ist KEINE MUSIKSENDUNG. Josephine Baker war eine mutige Frau, die für Ihre Ideale alles gab. Zwei Eigenschaften, die ausgestorben scheinen: Ideale und der Einsatz für Gerechtigkeit. Am Beispiel von Josephine Baker möchte ich zeigen, dass es sich lohnt, sich zu engagieren, sich für seine Ideale ein zu setzen - und nicht nur den Hintern vor dem Freien Radio platt zu drücken ;-) (Tina)
Audio
44:20 min, 24 MB, oga
vorbis, 77 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 14.07.2008 / 14:20

Dateizugriffe: 9

Klassifizierung

Beitragsart: Feature
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Kultur, Musik, Internationales
Entstehung

AutorInnen: Christina Schieferdecker
Radio: frs, Stuttgart im www
Produktionsdatum: 14.07.2008
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Liebe Hörerinnen und Hörer,

Wir hier, im freien Radio, in der Inforedaktion, bringen sehr häufig Berichte über Missstände. Wir klagen an. Doch ändert man allein durch das Anklagen noch nichts. Um etwas zu ändern, muss man handeln, man muss aktiv werden und sich einsetzen.

Ich kenne viele Menschen, die sich über die aktuelle Politik oder über sonstige Zustände beklagen. Doch fast immer bleibts beim Stammtischgeheule. Wenn ich sage: „Ja, wenn dich das stört, denn mach was dagegen!", dann kommen meist Ausreden oder Ausflüchte, warum man selbst nichts dagegen tun kann. Ausflüchte und Ausreden. Die anderen sind schuld und die sollen etwas ändern. Doch genau dadurch ändert man nichts.

Man ändert nichts, wenn man nur diskutiert, man ändert nichts, wenn man immer den anderen die Schuld in die Schuhe schiebt und diesen Anderen dann auch noch die Schuld gibt, wenn sich nichts ändert.

Nein, wenn wir wollen, dass sich etwas ändert, dann müssen wir es schon selbst tun. Bessere Zeiten kommen nicht wie der Morgen nach einer durchschlafenen Nacht. Es gibt keine Heinzelmännchen für Gerechtigkeit.

Wenn wir eine bessere Welt wollen, dann können wir nicht den Hintern auf dem Sofa platt drücken sondern müssen aufstehen und etwas tun. Wir müssen aufstehen und Verantwortung übernehmen. Das Erkennen von Ungerechtigkeit verpflichtet zum Handeln. Wer weg schaut macht sich zum Mittäter.

Von einer lebenswerteren Welt haben wir alle etwas. Auch wenn es uns zunächst so erscheint, als würden wir für andere kämpfen, so kämpfen wir doch stets für uns. Für uns, für unsere Ideale, für unsere Welt, für eine bessere lebenswertere Welt.

dazu habe ich immer wieder in vergangenen Sendungen aufgerufen. Heute möchte ich euch einmal eine Frau vorstellen, die das getan hat. Eine Frau, die kämpfte, ihr Leben riskierte, obwohl sie es nicht nötig hatte. Eine steinreiche Frau, der ihr Engagement letzten Endes ihren Reichtum kostete. Eine Frau, die in Frankreich mit militärischen Ehren beerdigt wurde.

Am Samstag, also in 3 Tagen, wäre der 33. Todestag von Josephine Baker. Dies ist keine Musiksendung. Josephine Baker war, wie bereits Anfangs erwähnt, nicht nur eine Musikerin und Tänzerin, sondern auch eine mutige, politisch engagierte Frau, die für ihre Ideale alles gab.

Am 3. Juni 1906 wird Josephine Baker als Freda Josephine McDonald in St. Louis geboren. Sie ist die uneheliche Tochter eines spanischen Schlagzeugers und einer schwarzen Waschfrau. Als uneheliches Mischlingskind hat sie es von Anfang an schwer.

Josephine Baker wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Die Eltern tingeln mit Kleinkunstnummern durch trübe Kneipen. Als Josephine Bakers Vater ihre Mutter verlässt, heirat Josephine Bakers Mutter einen arbeitslosen Alkoholiker, der zum Lebensunterhalt der wachsenden Familie nichts beiträgt. Zweimal wird Josephine zu weißen Familien als Dienstmagd »in Pflege« gegeben. Das erste Mal verhungert sie fast, das zweite Mal versucht der Pflegevater, Josephine zu vergewaltigen.

Mit 11 Jahren, im Sommer 1917, erlebt Josephine Baker in St. Louis eine der schlimmsten gegen Schwarze gerichtete Ausschreitung der US-Geschichte. Aufgehetzte weiße Bürger dringen in das Schwarzenviertel ein, wo die Familie von Josephine lebt, und wüten eine Nacht lang. Unbestätigte Berichte sprechen von 100 Toten. Diese Erfahrung prägt Josephine Baker. Das Elend ihrer Kindheit, die Erfahrung des Rassenhasses, der harte Kampf ums tägliche Überleben prägen Josephine Bakers Blick auf die Welt, auch als sie längst ein Star ist.

Mit 12 Jahren, 1918, verlässt Josephine Baker endgültig die Schule. Mit 13 Jahren, also 1919, hat sie ihre ersten Auftritte als Komparsin.

Im selben Jahr, also mit 13 Jahren, wird Josephine Baker von ihrer Mutter mit einem wesentlich älteren Mann verheiratet. Die Ehe hält nur einige Wochen.

1921 dann, also mit 15 Jahren, heiratet Josephine Baker den Zugbegleiter Willie Baker, den sie zwar 4 Jahre später verlässt, dessen Nachnamen sie aber zeitlebens behält.

Ihren Ersten Auftritt als Tänzerin am Broadway hat Josephine Baker 1922. Sie ist gerade mal 16 Jahre alt. Es folgen Auftritte in verschiedenen Clubs und Theatern in den USA. Obwohl Josephine Baker stets in der letzten Reihe tanzt, bietet ihr Caroline Reagan, eine wohlhabende Weiße und Förderin der schwarzen Musik, ein Engagement in der "Revue Nègre" in Paris an.

Im Oktober 1925 verlässt Josephine Baker Amerika und ihren Mann Willie Baker, um nach Paris zu gehen. Dort gelangt sie durch ihre Auftritte in der "Revue Nègre" schnell zu Berühmtheit.

Bis dahin hatte das französische Publikum eine Tänzerin wie Josephine Baker mit exotischer Nacktheit und einer Mischung aus tänzerischer Wildheit und Kontrolle noch nie gesehen. Sie etabliert den "jazz hot" und erreicht internationalen Ruhm, während Frankreich vom amerikanischen Jazz infiziert wird.

Josephine Bakers erster Auftritt in der Revue Negre wurde von der Presse etwa wie folgt beschrieben:

Auf allen vieren, Arme und Beine durch gestreckt, so erscheint sie, giraffenhaft, auf der Bühne. Dann fällt sie in einen wilden Charleston, schneidet Grimassen, wackelt kunstvoll mit dem Hintern und springt schließlich in einem Satz auf einen Pappmaché-Baum. Bei dem zweiten Auftritt an diesem Abend hat sie so gut wie gar nichts mehr an. Auf den Schultern eines stattlichen schwarzen Tänzers thronend, lässt sie sich von ihm in die Luft werfen, um in eleganter Flugrolle im Stand zu landen. Zuletzt führen beide einen »primitiven Paarungstanz« vor, der mit einem »orgiastischen Schauer ihrer Körper« endet.

Die Revue nègre spielt fast zwei Monate in Paris, es folgt eine lange Tournee durch Europa. Über Nacht ist Josephine Baker zum Star geworden.

Im Herbst 1926 nimmt Josephine Bakers Popularität gigantische Ausmaße an. Von den besten Pariser Modemachern werden ihr Kleider ins Haus geschickt, die Pariser Damen kleiden und frisieren sich à la Baker und kaufen ihren Kindern Joséphine-Baker-Puppen. Sie wird zum Inbegriff der emanzipierten Frau der zwanziger Jahre.

1930 ist Josephine Baker bei der Plattenfirma Columbia unter Vertrag, sie spielt die Hauptrolle in zwei großen Filmen, darunter, der Film „Zouzou" mit Jean Gabin, und 1935 der Film „Princesse Tam-Tam. Josephine Baker fährt einen teuren, mit Schlangenleder gepolsterten Sportwagen, flaniert mit ihrem Leoparden Chiquita, der ein teures Diamanthalsband trägt, über die Champs-Elysées, reitet im Bois de Boulogne.

Trotz ihres Ruhms, obwohl Josephine Baker inzwischen die bestverdienenste Entertainerin Europas ist, wird sie dennoch als Mischlingsfrau außerhalb Frankreichs diskriminiert. Auf ihren Tourneen durch Europa und Lateinamerika muss Josephine Baker erfahren, dass die Rassendiskriminierung keine typisch amerikanische Erscheinung ist.

So werden 1928, anläßlich ihres Gastspiels In Wien, Sondergottesdienste "als Buße für schwere Verstöße gegen die Moral, begangen von Josephine Baker" abgehalten. Die Wiener Nationalsozialisten fordern gar ein Auftrittsverbot für Josephine Baker. Im Februar 1929 erteilt die Stadt München Josephine Baker ein Auftrittsverbot, wegen einer zu erwartenden "Verletzung des öffentlichen Anstands" und bezeichnet Josephine Baker als Halbaffen. In St. Moritz, wo Josephine Baker ihren Urlaub verbringt, ersucht man sie den Dienstboteneingang zu benutzen.

1936 versucht Josephine Baker nochmals ihr Glück in Amerika und zieht zurück in die Staaten. In den USA übernimmt sie die Hauptrolle in einer Show Namens 'Ziegfelds Follies'. In dieser Show spielt sie neben Fanny Brice und Bob Hope. Doch Josephine Bakers Rückkehr nach Amerika ist ein Desaster.

Josephine Baker ist in den USA Opfer einer zweifachen Diskriminierung. Zum einen wird sie auf Grund ihrer Hautfarbe als Untermensch behandelt, zum anderen wird die Zügellosigkeit der Show von den Konservativen verurteilt. Als Folge dieser Diskriminierungen wird ihr das Betreten von Restaurants und Hotels untersagt, und die Show wird ebenfalls als Folge der Rassenvorurteile und des Konservativismus ein Flop. Der in Europa gefeierte Star Josephine Baker wird vom amerikanische Publikum abgelehnt. Zeitungen urteilen auch aus rassistischer Motivation abwertend über Josephine Baker. Die New York Times bezeichnet sie u.a. als "Negerschlampe". Viele Hotels und Restaurants verwehren Josephine Baker den Zutritt. In New York wird der Nicht-Weißen im weißen Nerz der Zugang zu einem Nachtclub verweigert.

Die amerikanischen Zuschauer können es nicht akzeptieren, dass eine schwarze Frau intellektuell sein kann und Macht und Einfluss haben kann. Als Fanny Brice krank wird und die Show unterbrochen werden muss, flieht Josephine Baker enttäuscht nach Paris zurück.

'Eines Tages begriff ich, dass ich in einem Land lebte, in dem ich Angst haben musste, weil ich schwarz bin. Es war nur ein Land für Weiße. Nicht für Schwarze. Also ging ich. In den Vereinigten Staaten wurde ich erstickt... Viele von uns sind ausgewandert, nicht, weil wir es wollten, sondern, weil wir es nicht mehr ausgehalten haben... In Paris fühlte ich mich befreit... Er (der Eiffelturm) unterschied sich sehr von der Freiheitsstaue, aber was macht das schon? Denn was bringt einem die Statue ohne die Freiheit?'

Auf der einen Seite war sie ein bejubelter Star, auf der anderen Seite wurde sie aufgrund ihrer Hautfarbe diskriminiert - langsam fragte sie sich, ob ihre Karriere wirklich das alles wert sei:

'Ich habe dieses gekünstelte Leben satt. Die Arbeit eines Stars ekelt mich jetzt an. All die Intrigen, die einen Star umgeben, ekeln mich an... Ich will noch drei oder vier Jahre auf der Bühne arbeiten und dann werde ich aufhören. Ich werde in Italien oder Südfrankreich leben. Ich werde so einfach wie möglich heiraten, leb werde Kinder haben und ganz viele Tiere. Ich liebe sie. Ich will in Frieden und umgeben von Kindern und Tieren leben. Wenn aber eines meiner Kinder als Variete-Tänzer auftreten will, dann werde ich es mit meinen eigenen Händen erwürgen.'

1936 kauft Josephine Baker in der Dordogne ein Schloß aus dem 15. Jahrhundert und macht es zur "Hauptstadt der Brüderlichkeit".

1937 heiratet Josephine Baker den Zuckermagnaten Jean Lion, wodurch sie zur französischen Staatsbürgerin wird. Josephine Baker lebt nun fortan in Paris.

1938 werden von den Nationalsozialisten in der Ausstellung "Entartete Musik" die unterschiedlichsten Musiker diffamiert, unter ihnen auch Josephine Baker.

Da ihr Mann Jude ist, bringt die Heirat Josephine Baker noch mehr Diskriminierung, als die Nazis 1939 nach Frankreich eindringen.

Josephine Baker ist mehr als bereit, dem Nazi-Regime, das ganz Europa erstickt, Widerstand zu leisten. Sie tritt dem französischen Widerstand im Zweiten Weltkrieg bei und arbeitet während des gesamten Krieges zugunsten der Alliierten. Josephine Baker dient Frankreich in verschiedenster Art. Josephine Baker arbeitet als Korrespondentin für den französischen Widerstand. Sie schmuggelt wichtige Dokumente aus Frankreich heraus indem sie sie auf ihre Notenblätter schreibt. Bereits 1937 hatte Josephine Baker ihr Pilotenpatent erworben und arbeitet nun als Unterleutnant auch noch für die französische Hilfs-Luftwaffe.

Des Weiteren leistet sie freiwillige Arbeit für das Rote Kreuz, um Belgiern die Flucht nach Frankreich zu ermöglichen.

Frankreich dankt es ihr. 1946 werden Josephine Baker für ihre Leistung im französischen Widerstand zwei Medailiien verliehen: die große Verdienstmedaille der Résistance-Kämpfer und, aus der Hand von General Charles de Gaulle persönlich, wird ihr das goldene Lothringerkreuz verliehen.

Gegen Ende des Krieges lässt sich Josephine Baker von ihrem Mann scheiden und heiratet den französischen Bandleader Jo Bouillon.

Josephine Bakers geplante Rückkehr in die Unterhaltungsbranche gestaltet sich schwieriger als gedacht. So nutzt sie ihre Energie für viele gute Zwecke. Sie arbeitet häufig wohltätig in Paris; tritt bei Benefizkonzerten auf und so weiter. Ein Journalist schreibt in dieser Zeit über Josephine Baker, dass Josephine Babies in Findelhäusern küsste, gab den Kindern Puppen und den Alten Suppe. Sie war Vorsitzende bei der Eröffnung der Tour de France, hat Feiertage mit gefeiert, ging zu Volksfesten, spaßte mit Arbeitern und hat eine Menge ehrenamtlicher Arbeiten geleistet. Sie war in ganz Paris präsent, immer gutmütig und immer vorzüglich gekleidet.'

1951 geht Josephine Baker wieder auf Amerika-Tournee. Bei ihrer Amerika-Tournee weigert sich Josephine Baker vor einem Publikum aufzutreten, das nach Rasse getrennt sitzen musst: die Europäer-Rassen vorne, die Nicht-Europäer-Rassen in den hinteren Bänken. Josephine Baker weigert sich in nach Rasse aufgeteilten Hotels zu schlafen. Durch ihren Einsatz erreicht Josephine Baker die Öffnung einiger Einrichtungen für Afro-Amerikaner. Dafür wird sie von der „National Association for the Advancement of Colored People" zur herausragendsten Frau des Jahres ernannt.

Dass sie in ihrem Heimatland wegen ihrer Hautfarbe diskriminiert wird, betrübt Josephine Baker und macht sie rasend.

'Zweifellos wird der Tag kommen, an dem Farbe nichts weiter als ein Hautton ist, wenn Religion nur als die Art wie man mit der Seele spricht, angesehen wird, wenn der Geburtsort nichts weiter als Zufall ist, und alle Menschen frei geboren werden, wenn Verständnis Liebe und Brüderlichkeit hervorbringt.'

Ab 1954 adoptiert Josephine Baker zehn Jungen und zwei Mädchen unterschiedlicher Hautfarbe und Religion. Josephine Baker selbst kann keine Kinder bekommen. Die von Josephine Baker als "Regenbogensippe" bezeichnete Familie lebt in ihrem mittelalterlichen Schloß in der Dordogne.

Ich glaube daran und möchte zeigen, dass Kinder aus verschiedenen Völkern und mit verschiedenen Religionen Geschwister sein können.

Der Unterhalt des Anwesens verschlingt Unsummen. Sie selbst zeigt sich nur sporadisch in ihrem Schloss in der Dordogne. Gastspielreisen, Plattenaufnahmen, immer noch ist sie rastlos unterwegs.

Josephine Bakers Glaube, dass es möglich ist, dass Menschen verschiedener Kulturen, Hautfarben und Religionen gleichberechtigt zusammen leben können und die erfahrene Rassendiskriminiereung in den USA sorgen dafür, dass Josephine Baker sich auch in der Bürgerrechtsbewegung der USA engagiert.

Dass Josephine Baker versucht, in den USA, ihrer alten Heimat, die Bürgerrechte weiter durchzusetzen, macht in den Fünfziger Jahren Schlagzeilen, weil sie vor einem gemischten Publikum in einem Nachtlokal in Miami auftritt oder einen Auftritt in Atlanta absagt nachdem ein Hotel ihr den Zutritt untersagte. Als Josephine Baker in dem New Yorker 'Stork Club', in dem meist Prominente verkehren, nicht bedient wird, schlägt Josephine Baker in einem Medienduell mit dem Rassentrennungsbefürworter Walter Winchell zurück. Die National Association for the Advancement of Colored People erklärt den 20. Mai daraufhin, aufgrund ihrer Bemühungen, zum 'Josephine-Baker-Tag'.

1963 nimmt Josephine Baker an einer Großdemonstration in Washington für die Rechte der Afro-Amerikaner teil. Josephine Baker ist, neben Martin Luther King, Hauptrednerin bei diesem "Marsch auf Washington". Josephine Baker spricht zu der Menge, dass sie wie 'Salz und Pfeffer aussähe. Genau so wie es sein soll.'

'Ihr seid am Vorabend eines großen Sieges. Ihr könnt nichts falsch machen. Die Welt steht hinter euch.'

Über ihren Einsatz sagt Josephine Baker einmal folgendes:

'Vor dem 'Marsch auf Washington' hatte ich immer ein mulmiges Gefühl im Bauch. Ich hatte immer Angst. Ich konnte mich nicht mit weißen amerikanischen Leuten treffen. Ich wollte sie nicht um mich herum haben. Aber nun ist dieses nagende Gefühl verschwunden. Das erste Mal in meinem Leben fühle ich mich frei. Ich weiß, dass jetzt alles okay ist.'

Bis zu ihrem Tod schafft es Josephine Baker wegen des ausgeprägten Rassismus und der Diskriminierung nicht, in ihrem Heimatland, den USA, akzeptiert zu werden. Diese Tatsache wird auch oft von ihrem vierten Ehemann, dem Bandleader Jo Bouillon, kritisiert:

'Josephine hat Paris verlassen als sie reich, bewundert und berühmt in ganz Europa war. Doch in New York wurde sie, trotz der Werbung, die ihre Ankunft ankündigte, als ein hochnäsiges farbiges Mädchen empfangen'.

Nachdem Josephine Baker 1964 einen Herzinfakt erleidet, sind ihre Tage auf der Bühne gezählt.

Und so auch die Tage ihres Schlosses in der Dordogne mit der Regenbogenfamilie. Der Unterhalt des Anwesens verschlingt Unsummen. Obwohl sie aus dem riesigen Anwesen einen Park macht, Eintritt verlangt und hunderttausende Gäste jedes Jahr kommen, trägt sich das Ganze nicht, der Betrieb gleitet ihr mehr und mehr aus den Händen. Ihre Ausgaben übersteigen bei weitem die Einnahmen.

Trotz Interventionen und Solidaritätsaktionen von Brigitte Bardot, Monacos Fürstin Gracia Patricia, von Fidel Castro und dem französischen Präsidenten scheitert das Unternehmen. 1967 ist Josephine Baker pleite. Das Schloss wird unter dramatischen Umständen im Mai 1968 zwangsversteigert, ein knappes Jahr später muss Josephine Baker ihre Wohnstatt endgültig räumen. Das Foto von Josephine Baker, in Kopftuch und Bademantel vor der Tür ausharrend, inmitten ihrer übriggebliebenen Habseligkeiten, geht um die Welt.

Der Traum ist zerplatzt, die »Regenbogenfamilie« ohne Einkommen, die Karriere von Josephine Baker auf dem Tiefpunkt. Schließlich bietet ihr das Rote Kreuz von Monaco Asyl. Josephine Baker zieht mit Ihrer Regenbogenfamilie in eine kleinere Villa, die ihr von Fürstin Grace von Monaco geschenkt wird.

Josephine Baker, die unermüdlich gegen Armut und Diskriminierung gekämpft und 1963 an der Seite von Martin Luther King am Marsch auf Washington teilgenommen hat, Josephine Baker, die von Israels Premierministerin Golda Meïr und Jugoslawiens Marschall Tito, von Robert Kennedy in den USA und, natürlich, von General de Gaulle eingeladen und freundschaftlich empfangen worden ist, Josephine Baker, der luxuriöse, glamouröse Superstar einer ganzen Epoche - sie lebt jetzt als Mittellose unter Millionären an der Côte d'Azur.

6 Jahre später, im Jahre 1974, nach mäßig erfolgreichen Comeback-Versuchen, nach allerlei Reibereien auch in den USA wegen ihres Engagements für die Bürgerrechte, ergreift ein Kreis von Getreuen in Paris die Initiative und ermöglicht die Jubiläumsgala „Joséphine im Bobino".

Am 8. April 1975 feiert die nun 68jährige Josephine Baker ihr fünfzigjähriges Bühnenjubiläum im Bobino Theater in Paris. Die Show am 8. April 1975 wird ein riesiger Erfolg. Viele europäische Prominente, wie Prinzessin Grace von Monaco und Sophia Loren sind unter den Zuschauern. Sie alle kommen, um die 68-jährige Josephine auf der Bühne zu erleben und einen Teil ihrer Stücke, die sie innerhalb von fünf Jahrzehnten einstudiert hatte, zu sehen. Sie wird mit Lob überhäuft. Die Kritiken gehören zu ihren besten. Staatspräsident Valéry Giscard d'Estaing gratuliert; Paris, die Stadt, die gern und schnell vergisst, ist zu ihrer alten Liebe zurückgekehrt.

Jedoch bereits 2 Tage später, am 10. April 1975, erleidet Josephine Baker, wenige Stunden vor ihrem abendlichen Auftritt, einen Schlaganfall und fällt in ein Koma. Sie stirbt um 5 Uhr morgens am 12. April 1975.

Beerdigt wird sie, im Kreis der Freunde, in Monaco. Doch zuvor gibt es eine Trauerfeier in Paris, einen Staatsakt. Tausende und Abertausende füllen die Pariser Straßen, um die Beerdigungszeremonie in die Kirche der Madeleine zu begleiten. Die französische Regierung erweist Josephine Baker mit 21 Salutschüssen die Ehre, wie es einer bedeutenden Veteranin des Krieges gebührt. Josephine Baker ist die erste gebürtige Amerikanerin, der in Frankreich militärische Ehren erwiesen werden. Ihr Grab befindet sich auf dem 'Cimetiere de Monaco' in Monaco.

'Ich habe die Tiefen des Lebens kennen gelernt, doch ich habe sie mit erhobenem Haupt und Würde ertragen, denn ich liebe und respektiere die Menschlichkeit so sehr.'

Auf Josephine Bakers Lebensgeschichte stieß ich aus reinem Zufall - und war sofort schwer beeindruckt. Solch eine Lebensgeschichte liest man selten.

Leider.

Leider gibt es immer noch viel zu wenige Menschen, die sich engagieren. Wie ihr wisst, bin ich ja auch noch bei Amnesty International. Amnesty hat große Probleme Mitglieder zu bekommen und das, obwohl das Engagement bei Amnesty International mit keinerlei Risiken verbunden ist, da Amnesty International prinzipiell nicht zum eigenen Land arbeitet.

Ich kenne so viele Menschen, die mit ihrer Situation unzufrieden sind, die sich über das, was in der Welt geschieht, ärgern. Aber: tun sie was dafür?

Ich habe die Diskussionen der ganzen Stammtischler und Sesselfurzer allmählich satt. Ständig nur nörgeln und keinerlei Bereitschaft, etwas zu tun. Immer sind die anderen Schuld und die anderen müssen deshalb auch was ändern. So ein Quatsch!

Gründe auf zu stehen gibt's genügend. Nicht nur die viele Ungerechtigkeit auf der Welt, die vielen Folterungen und Diskriminierungen weltweit, es gibt auch genügend Diskriminierung in Deutschland.

Oder wer steht mal auf und protestiert gegen den Abbau des Sozialstaates? Wen stört es, dass in Deutschland die Armen ärmer und die Reichen reicher werden? Dass viele Menschen von einem normalen Gehalt gar nicht mehr leben können?

Wen stört es, wenn Menschen auf Grund ihres Aussehens in Deutschland diskriminiert werden?

Am Stammtisch und auf dem Sofa sitzend geben viele ihren Unmut kund - doch in der Praxis? Die Deutschen sind nach wie vor ein Volk von Feiglingen, Sesselfurzern, ein Volk von idealen Untertanen. Oder?

Oder seid ihr, die ihr gerade diese Sendung hört anders? Was tut ihr um diese Welt zu einer lebenswerten Welt zu machen? Habt ihr noch Ideale? Oder habt ihr euch schon aufgegeben? Wartet ihr auf einen Führer, oder könnt ihr selbstständig denken, selbstständig aktiv werden und dafür sorgen, dass die Welt in der wir leben, jeden Tag ein Stück besser, ein Stück lebenswerter und lebensfreundlicher wird?

Tut ihr was für eine bessere Welt oder hört ihr nur Radio?

Kommentare
14.07.2008 / 14:21 Christina schieferdecker, Freies Radio für Stuttgart
...wer die Sendung gerne in einer besseren Qualität hätte...
...schicke mir bitte eine mail an tinatina@email.de
 
15.07.2008 / 14:21 Ralf, Radio Corax, Halle
gerne an CORAX
Radio CORAX Programmaustausch Unterberg 11 06108 Halle
 
31.07.2008 / 08:25 theo,
gesendet am 30.7.2008 um 22.15
grundsätzlich vielen Dank für die Sendung. Habe sie etwas geschnitten und kommentiert. Zu viel "Verkündigung und Moralisieren" hilft nicht, sondern schadet. Die Deutschen sind nicht anders als andere Menschen - es ist grundsätzlich überall das Gleiche. Ich bin schon erstmal froh, wenn solche Sendungen angehört werden. Es gibt nicht die gerade Linie - Sendung hören - dann aktiv werden - schön wär`s.!!!!! Für die Sendung in besserer technischer Qualität wäre auch coloRadio Dresden (an theo) dankbar.