11. August 1904: Massaker an Hereros

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Text von Claus Stäcker: 11. August 1904: Massaker an Hereros

"Am 11. August 1904 beginnt am Waterberg in Deutsch-Südwestafrika, wie Namibia damals heißt, die blutige Schlacht der Kaiserlichen Schutztruppe gegen die aufständischen Hereros."
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Upload vom 11.08.2008 / 15:18

Dateizugriffe: 556

Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Kristina Huch
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 11.08.2008
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Text von Claus Stäcker:
11. August 1904: Massaker an Hereros

"Am 11. August 1904 beginnt am Waterberg in Deutsch-Südwestafrika, wie Namibia damals heißt, die blutige Schlacht der Kaiserlichen Schutztruppe gegen die aufständischen Hereros."

Das wasserreiche Plateau ist die letzte Fluchtburg der Hereros, eine tödliche Falle. "Von Trotha said, kill the Hereros", grollt der etwa 80-jährige Engelbert Karita noch heute. Seine Familie hat damals alles eingebüßt. Wer in der zweitägigen Schlacht am Waterberg nicht von Schrapnells, Gewehr- oder Kanonenkugeln niedergemäht wird, der wird in den fast sicheren Tod, die wasserlose Wüste Omaheke getrieben.

"Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Herero, mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh, erschossen, Ich nehme keine Weiber und keine Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volk zurück oder lasse auf sie schießen. Das sind meine Worte an das Volk der Hereros. Der Große General des Mächtigen Kaisers, von Trotha", lautet die unmissverständliche Botschaft an die Hereros, die als "Vernichtungsbefehl" in die Geschichte einging.

Lothar von Trotha hatte sich schon in China blutige Meriten verdient und sollte ein für allemal mit den renitenten Hereros und Namas aufräumen. In einem Soldatenbrief heißt es: "Wir dürfen keine Gefangenen machen, alles was lebend ist und schwarze Farbe hat, wird niedergeschossen."

Namas im Süden hatten sich schon 1903 gegen die Besatzer erhoben. Der Herero-Häuptling Samuel Maharero, der die Deutschen schätzte, aber zögerte noch. Aber immer wieder wird sein Volk von den Siedlern und Händlern über den Tisch gezogen, von den Wasserstellen vertrieben, um seine Rinder gebracht. So schließt er sich 1904 dem Widerstand an.

Im Berliner Reichstag stellen sich nur die Sozialdemokraten unter August Bebel hinter die Hereros: "Es ist ein Akt der Verzweiflung, der bei diesem Volke durch die Beschlagnahme seines Landes, das es zu seiner Existenz notwendig hat, den Aufstand erzeugte. Bei jedem anderen Volke würde ein solcher Aufstand gegen einen übermächtigen Feind, der ihm sein Eigentum nehmen will, als ein Akt des Heroismus und als patriotische Tat hingestellt werden."
Doch auch die Sozialdemokraten können nicht verhindern, dass drei Viertel des Herero-Volkes ausgerottet werden, 65.000 Menschen wenigstens - der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts. Erst heute, einhundert Jahre später, hat sich die Bevölkerungszahl vom Wüten der kaiserlichen Truppen erholt.

Entschuldigt hat sich Deutschland erst 2004 bei den offiziellen Gedenkfeiern am Waterberg. Ein Kultur- und Versöhnungszentrum wurde eingeweiht. Versöhnen aber, sagt der alte Häuptling Jovaji David Kavavembi, versöhnen können wir uns erst, wenn wir all unsere Rinder und all unser Land wiederbekommen haben."

Weitere Infos: www.freiburg-postkolonial.de

Kommentare
12.08.2008 / 13:00 flo/theo Eintragung,
gesendet am 11.8.2008 zwischen 19.10-20.00 im Magazin
danke