Vogel der Woche (63): Der Lastenkranich

ID 24683
 
AnhörenDownload
Grüße an die vielen kleinen Baustellen im Lande... [Dieser Eintrag ersetzt den Eintrag 16284]
Audio
02:45 min, 2574 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 27.10.2008 / 17:32

Dateizugriffe: 139

Klassifizierung

Beitragsart: Hörspiel
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Umwelt, Religion, Arbeitswelt, Wirtschaft/Soziales, Andere
Entstehung

AutorInnen: hike
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Produktionsdatum: 27.10.2008
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Beginn Sprechtext:

Heute: Der Lastenkranich (Grus icterus)

Immer häufiger findet man heutzutage diesen Riesen unter den Rallenvögeln in Feuchtgebieten rastend, über deren Schilfgürtel er dann bis zu 15 Meter weit hinaus ragt. Vorausgesetzt, seine breiten Füße stehen im Wasser. Denn sollte der Lastenkranich bei seiner Landung den Tümpel verfehlen, dann kann es auch schon mal vorkommen, dass kein Schilfgürtel mehr vorhanden ist, über den er hinausragen kann. Der Lastenkranich hat nämlich wirklich sehr große Füße. Schwer sind sie auch - mit ihren betonartig gepanzerten Krallen, flächig verbreiterten Sohlen und ungefähr 2 Tonnen Gewicht pro Zehe beanspruchen die schon einiges an Biotop-Fläche. Der gelb gefärbte Stelzvogel braucht diese monströsen Podeste, um nicht umzukippen, falls er mal den Hals reckt um zu schauen, ob es im Nachbarfeuchtgebiet eventuell noch den einen oder anderen nicht zu einem Pfannkuchen breitgetretenen Frosch als Mahlzeit gibt. Er jagt nämlich nach Sichtkontakt und ist darauf angewiesen, dass seine Beute sich bewegt.

Und so steht er dann im Tümpel und äugt mit seinem rechtwinklig geknickten Halse an seinem balkenartigen Riesenschnabel vorbei, um den huschenden Lurch zu frühstücken. Langsam wie ein Radar dreht er sich dabei im Kreise, um auch schon mal auf der anderen Straßenseite zu äugen.

Stadtbewohner verwechseln den imposanten Vertreter der Avifauna gelegentlich mal mit einem kleineren Baukran, besonders dann, wenn der Vogel beim Stochern versehentlich ein Unterseeboot des Bundesnachrichtendienstes, einen alten Traktorreifen oder einen Quastenflosser aus dem Morast des Nachbarbiotops getroffen hat und seinen Schnabel nicht sofort wieder aus dieser Un-Beute befreien kann.

Ausser ungeeigneten Beutestücken hat der Lastenkranich nur einen natürlichen Feind, und das ist der jeweilige Bauunternehmer des Ortes. Dieser hat eine Kampfweise entwickelt, die unweigerlich einen jeden in der Nähe einer Ortschaft gelandeten Lastenkranich entleiben muss:
Der Unternehmer ködert den Vogel mit zappelnden Leitern und tückisch in Bewegung versetzten Zementmischern. Sobald der gelbe Gefiederte danach stochert, schlingt sich eine aus dem Hinterhalt geworfene Kette um sein Schnabelende, die sein Schicksal besiegelt! Denn flugs klettert nun der Bauunternehmer an dem in Schreckstarre verfallenen Tier hoch, nagelt ihm sein Firmenschild in die Halsschlagader - und überlässt sodann die stocksteife Ralle an Ort und Stelle dem langsamen Tode durch innerliches Verbluten.

Liebe Zuhörer, denken Sie an den traurigen Tod des armen Giganten, wenn Sie mal wieder gegen den malerischen Sonnenuntergang die Silhouette eines Lastenkranichs samt noch am Schnabel baumelnder Köder-Leiter oder Zementmischmaschine sehen!

// Ende Sprechtext

Kommentare
04.12.2008 / 23:55 Kai, Radiowerkstatt Raspel - Verein für Medien und Bild
gesendet am 5. dezember 2008
im Magazin "wellensalat" auf Radio Bonn/Rhein-Sieg
 
27.05.2009 / 19:41 katharina, Dissent Medienwerkstatt
gesendet
bei Hinter den Spiegeln am 18. Mai 2009 (Alle Vögel sind schon da oder so ähnlich) -- danke!