Lora aus dem EineWeltHaus vom 1.12.2008

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Zusammenstellung von Nachrichten aus dem linken, antifaschistischen, antikapitalistischen und queeren Spektrum für Radio Lora innerhalb der Sendereihe "Lora aus dem EineWeltHaus" in München
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mp3, 128 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 30.11.2008 / 18:47

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Klassifizierung

Beitragsart: Nachricht
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Serie: Lora aus dem EineWeltHaus
Entstehung

AutorInnen: Felicitas Hübner
Radio: LoraMuc, München im www
Produktionsdatum: 30.11.2008
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Nachrichten von Lora aus dem EineWeltHaus
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Ungarn

Anschläge auf Roma

Der getötete Rom, der mit Gebrauchtwagen handelte, könne Verbindungen zum kriminellen Milieu gehabt haben, wusste ein Sprecher der Polizei der südungarischen Stadt Pecs. Unbekannte Täter hatten in der Nacht zum 19. November eine Handgranate durchs Fenster in das Haus einer sechsköpfigen Roma-Familie geworfen. Der Sprengsatz tötete die Eltern auf der Stelle. Zwei Kinder, die in dem Raum schliefen, erlitten schwere Schocks.

Erst am Anfang des Monats waren zwei Roma in Ungarn ermordet worden. Im Nagycsécs hatten Unbekannte mehrere Häuser mit Molotow-Cocktails beworfen. Eine Frau und ein Mann starben, weil mit Schrotflinten auf sie geschossen wurde, als sie vor den Flammen aus ihrem Haus flohen.

Im Gegensatz zur ungarischen Polizei vermuten örtliche Roma-Organisationen hinter den Anschlägen rassistische Motive. Immerhin wurde inzwischen eine 50köpfige Sonderkommission zur Aufklärung der Morde eingesetzt.

In Ungarn haben Rechtsextremisten in den vergangenen Jahren an Einfluss gewonnen; im Sommer 2007 wurde die paramilitarische »Ungarische Garde« gegründet. Kurz zuvor hatten Rechtsextremisten gegen »Zigeunerkriminalität« demonstriert. Der Vorsitzende der rechtsextremen Partei Jobbik forderte die »linksliberale Politik« und die Roma jedoch auf, die Täter nicht in den Reihen seiner Partei und der schwarzen Garde zu suchen, man werfe keine Handgranaten auf ein Haus mit Kindern.

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Griechenland

Gefangene beendeten Hungerstreik

Nach 18 Tagen gaben Tausende Häftlinge, die aus Protest gegen die Zustände in griechischen Gefängnissen in den Hungerstreik getreten waren, die Unterbrechung ihrer Mobilisierungen bekannt. Nicht ohne einige Erfolge erreicht zu haben. Das griechische Parlament beschloss vor 2 Wochen einen Straferlass, wonach 1.740 Gefangene mit Gefängnisstrafen unter fünf Jahren sofort freikommen sollen. Bis April 2009 sollen 5.500 Häftlinge entlassen werden. Die Dauer der Untersuchungshaft soll, außer bei schweren Verbrechen, von 18 auf 12 Monate verringert werden. Geprüft werde außerdem die Einrichtung weiterer Therapieplätze für Drogenabhängige.

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Demonstration gegen das irakische Familienrecht

Unter dem Motto »Schweigen ist Gewalt gegen Frauen.« demonstrierten am 21.11. rund 700 Frauen und Angehörige von Frauen- und Bürgerrechtsgruppen in Suleymania im kurdischen Nordirak gegen das konservative irakische Familienrecht. Dieses stammt aus dem Jahre 1959 und enthält viele Elemente des Sharia-Rechts. Ehrenmorde und Polygamie sind legalisiert, das Scheidungsrecht benachteiligt Frauen, Zwangsheiraten stehen nicht unter gesetzlichem Verbot. Die kurdische Regionalregierung lehnt eine grundlegende Modernisierung des Familienrechts ab und hat nun nach langen Diskussionen Polygamie nicht abgeschafft, sondern »unter gewissen Auflagen« weiter zugelassen. So dürfen Männer fortan »nur« eine zweite Frau heiraten, wenn die erste unfruchtbar oder krank ist. Die AktivistInnen der »Plattform 25.November« – benannt nach dem internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen – wollen nun eine Neuverhandlung des Gesetzes und eine vollständige Abschaffung der Polygamie erreichen. Außer in Tunesien und der Türkei ist in allen islamischen Ländern die Mehrehe gestattet. Im kurdischen Nordirak ist es vor allem der Klerus, der für eine weitgehende Adaption der Sharia in der regionalen Gesetzgebung kämpft.

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Wolfgang Clement

Soll sich ein ehemaliger »Superminister« von so etwas wie einer »Unterbezirksschiedskommission« schelten lassen wie ein Schulbub, nur weil er Andrea Ypsilantis energiepolitische Pläne kritisierte? Kaum war die Botschaft verkündet, dass Wolfgang Clement zwar Mitglied der SPD bleiben dürfe, die Bundesschiedskommission aber die Rüge der Unterbezirksschiedskommission bekräftige, setzte der frühere Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit seine Austrittserklärung auf.

Wolfgang Clement kann man sich wunderbar in einer Reihe mit jenen ehrbaren hessischen Rebellinnen und Rebellen, die keinen Wortbruch kennen und das kleine Bundesland davor schützten, in eine deindustrialisierte, von der Stasi überwachte und von einer Mauer umgebene Zone mit ein paar armseligen Windrädern verwandelt zu werden. Denn neben der Rüge nannte Clement als Austrittsgründe »zweitens die Tatsache, dass die SPD-Parteiführung zugleich keinen klaren Trennungsstrich zur PDS/Linken zieht, sondern sogar zu einer Zusammenarbeit mit dieser Partei ermuntert, obgleich deren Stasi-Verstrickung offenkundig ist, und drittens eine Wirtschaftspolitik treiben lässt, die (…) auf eine De-Industrialisierung unseres Landes hinausläuft«.

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KOLUMBIEN
Mehr Binnenflüchtlinge

In Kolumbien ist die Anzahl der Binnenflüchtlinge im ersten Halbjahr 2008 angestiegen. Laut Angaben der Beratungsstelle für Menschenrechte und Vertreibung CODHES sind von Januar bis einschließlich Juni 2008 270.675 Personen von ihrem Land bzw. Wohnort vertrieben worden. Das ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Anstieg um 41 Prozent.

Nach offiziellen Zahlen existieren in Kolumbien mehr als 2,6 Millionen Binnenflüchtlinge. Sie stellen 5,5 Prozent der Gesamtbevölkerung.

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Letzte Meldung

Das Geheimnis der Damenhandtasche

Ein Geheimnis wird für Männer niemals zu ergründen sein, nämlich die Frage, was Frauen in ihren Handtaschen herumtragen.
Nachschauen kann man in dem Täschchen, das die Astronautin Heidemarie Stefanyshyn-Piper bei einem Außeneinsatz an der Weltraumstation ISS im All verlor, leider nicht mehr.

Es steht aber wohl fest, dass es sich um eine Werkzeugtasche handelte. Auch wenn niemand jemals mehr hineinschauen kann, anschauen kann man sich Tasche sehr wohl. Ein einfaches Fernglas genügt, und natürlich ein wolkenloser Nachthimmel. Am letzten Sonnabend etwa, konnte man, wenn man in Berlin war, die Tasche um genau 18.14 Uhr und 26 Sekunden am Himmel in Richtung West-Süd-West erblicken. Sechs Minuten und 16 Sekunden war sie dort zu sehen. An welchem Tag die Tasche wann genau und von wo aus zu sehen ist, kann man auf der Website spaceweather.com/flybys/index_coords.php nachschauen.

Auf dieser Seite, wo sonst nur Satelliten und die Weltraumstation vermerkt sind, hat nun auch die »ISS Toolbag« einen Eintrag. Die Tasche ist zu einem neuen Erdtrabanten geworden. Wird man sich eines fernen Tages, wenn sich andere Generationen oder Bewohner anderer Planeten über die Entstehung der Himmelskörper Gedanken machen, Heidemarie Stefanyshyn-Piper als Schöpferin dieses neuen »Sterns« am Himmel würdigen? Unwahrscheinlich, denn irgendwann wird die Tasche dann doch in der Erdatmosphäre verglühen und so die Lösung des letzten großen Rätsels dieses Universums ein für alle mal mit sich nehmen: das Geheimnis der Damenhandtasche.

Kommentare
02.12.2008 / 12:36 theo,
gesendet am 1.12.2008 zwischen 20.00-20.30 in Magazin (2. Teil)
danke,in zwei Teile geschnitten, getrennt gesendet