Taktik der Stromversorger nachvollziehen

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Um die Taktik der Stromversorger nachzuvollziehen, ist es wichtig zu wissen: wie kann man als Energieversorger mehr Geld einnehmen bzw. weniger Geld ausgeben. Obwohl es billigtarife für Nachtstrom gibt, ist praktisch unbekant, daß Nachtstrom auch Atom- und Braunkohlestrom ist.
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vorbis, 122 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 12.12.2008 / 16:56

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Klassifizierung

Beitragsart: Anderes
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Umwelt
Serie: 291111 - radiodarmstadt.de/in-sendeplatz
Entstehung

AutorInnen: Aurel Jahn
Radio: RadaR, Darmstadt im www
Produktionsdatum: 12.12.2008
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Anmoderationsvorschlag:

Wer Atomkraftwerke verhindern will, muß sich auch mit der Taktik der Betreiber befassen. Die großen Energieversorger sind Wirtschaftsunternehmen, die in erster Linie Geld verdienen wollen.
Um die Taktik der Stromversorger nachzuvollziehen, ist es wichtig zu wissen: wie kann man als Energieversorger mehr Geld einnehmen bzw. weniger Geld ausgeben. Aurel Jahn von Radio Darmstadt erklärt in seinem Beitrag plausiebel, warum derzeit so viele Kohlekraftwerke geplant werden.
Außerdem glaubt er zu wissen, daß es nicht umweltfreundlicher ist, Strom Nachts, außerhalb der Lastspitzen zu verbrauchen.


Beitragstext:

Die regeneratinven Energieträger Wasserkraft, Wind und Sonne stellen keine Rechnung, klaar.

Die Leistung von Wasserkraftanlagen lässt sich sehr gut und auch schnell regeln, wie weit sich ungenutzte Wassermengen später nutzen lassen hängt von der Menge des aufgestauten Wassers, also der Größe des Stausees ab. Allerdings sind die Potentiale in Europa weitgehend ausgeschöpft.

Windkraftanlagen liefern nur Strom, wenn das Wetter genügend Windenergie zu Verfügung stellt. Ist das der Fall, so steht Strom zu nahezu konkurrenzfähigen Preisen zu Verfügung. Hier gibt es noch riesige Potentiale, auch wenn es an neuen Standorten immer wieder zu gemaule der Anwohner kommt.

Strom aus Solaranlagen ist noch lange nicht konkurrenzfähig, da die Anfangsinvestition im Vergleich zum Stromertrag noch viel zu hoch ist. Daran ändert auch die Kosten deckende Vergütung nur längerfristig etwas. Das wird erst anders, wenn die Solarzellen im Preis auf 1/10tel bis 1/50tel des heutigen Preisnivaus gesunken sind. Solarstrom gibt es nur Tagsüber, also zu Zeiten in denen auch mehr Strom verbraucht wird. Für die großen Energieversorger ist diese Technik auf Dauer vollkommen uninteressant, weil man riesige Flächen benötigt, die man nur in Zusammenhang mit Gebäuden hat. Immerhin ist der Nachweis erbracht, daß man auf Dauer einen erheblichen Teil des Energiebedarfes so decken kann.

Die Brennstoffkosten sind für Atomstrom sind verschwindend gering. Die Atomkraftwerke sind bezahlt und abgeschrieben, man muß also nur noch den Strom verkaufen, weswegen die Betreiber jedes mal vor Geldgier sabbern, wenn es um Laufzeitverlängerung geht. Allerdings ist die Entsorgungsfrage noch vollkommen ungeklärt, im Salzbergwerk Asse konnte wenigstens geklärt werden, daß es so nicht geht. Für die Betreiber ist nur wichtig, daß er die Entsorgung
zeitlich so weit nach hinten verschieben kann, daß er die kosten anderen überlassen kann. Na ja, wie das geht sehen wir ja gerade bei Banken und der Autoindustrie.

Braunkohle und Steinkohle kosten schon was und sind mit CO2 Emmissionen verbunden, die erforderlichen Emmissionszertifikate gibt es aber derzeit noch für umme.

Damit sich daran nichts wesentliches ändert, gibt es einen regen Austausch von Personal zwischen Energieversorgern und Politik : Wolfgang Clement, Werner Müller, Michael Glos, Laurenz Meyer und viele andere.

Mit Öl- und Gaskraftwerken lassen sich Verbrauchspitzen gut ausregeln, aber die Brennstoffe sind im Verhältnis zu den anderen Kraftwerkstypen richtig teuer.

Energieversorger müssen Entscheidungen auf verschiedenen Ebenen treffen :

1.Betriebs Ebene – welches Kraftwerk wird wie stark ausgelastet
2.Investitionsebene – welche Kraftwerke werden gebaut
3.Verkaufsebene – wie kann der Umsatz gesteigert werden

Versetzt man sich in die Lage eines großen Energieversorgers, der in erster Linie Geld verdienen will, so lassen sich viele taktische Entscheidungen verstehen und als gesicherte Erkenntnis geltende Behauptungen auf Richtigkeit überprüfen :

Z.B. die Behauptung : Es ist Umweltfreundllicher Strom außerhalb der Spitzenlastzeiten, also nachts zu verbrauchen – von wegen!

Die Energieverssorger haben in dem Fall mehr Kraftwerke zu Verfügung, als momentan erforderlich sind, um den Stromverbrauch zu decken. Es ist logisch, daß die Kraftwerke mit den höchsten Brennstoffkosten in den Stand By runtergeregelt werden. Und das sind in erster Line Gas und in zweiter Linie Öl, also die umweltfreundlicheren der Fossilen Energieträger.

Ich verbrauche meinen Strom für Geschirrspülmaschine, Waschmaschine, und zum Kochen mit Genuss werktags, am späten Vormittag, weil ich genau weiß, daß der Atomkraftanteil im Tagesverlauf des Strommixes am geringsten ist.

Nachts ist der Atomkraftanteil im Strommix am größten.

Wenn man sich schon die Mühe macht, aus Umweltschutzgründen den Stromverbrauch in bestimmte Tageszeiten zu verlegen, dann doch in Zeiten wo der Atomkraft- und Braunkohleanteil kleiner ist!

Je kürzer und je drastischer die Lastspitzen sind, desto eher werden die großen Energieversorger in Gaskraftwerke investieren.