Lora aus dem EineWeltHaus vom 9.3.2009

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Zusammenstellung von Nachrichten aus dem linken, antifaschistischen, antikapitalistischen und queeren Spektrum für Radio Lora innerhalb der Sendereihe "Lora aus dem EineWeltHaus" in München
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mp3, 128 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 09.03.2009 / 01:59

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Klassifizierung

Beitragsart: Nachricht
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Serie: Lora aus dem EineWeltHaus
Entstehung

AutorInnen: Felicitas Hübner
Radio: LoraMuc, München im www
Produktionsdatum: 09.03.2009
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Österreich

Luise Pusch plädiert für eine Neutralisierung der Sprache

Die Zeiten, in denen sich Frauen durch die Verwendung des Maskulinums auch angesprochen fühlen mussten, sind vorbei, sagt die Pionierin der feministischen Sprachkritik, die Sprachwissenschafterin Luise F. Pusch in einem Interview mit dem österreichischen Standard.
Die häufigsten Formen sind die Doppelformen (Freundin und Freund), die Schrägstriche (Freund/in) oder das Binnen I (FreundInnen).
Die feministische Sprachkritik hat die Grammatik verändert. Das Maskulinum wurde bis in die 70iger Jahre als geschlechtsneutral akzeptiert. Dann kam die Sprachkritik aus den USA.
Heute ist es ein kreatives Gerangel, dass sich zurechtentwickelt. Die Diskussion da ist und es ist entscheidend, Frauen sichtbar und hörbar zu machen.
Auf die Frage, ob die Auseinandersetzung mit geschlechtergerechter Sprache ein Luxus sei, antwortet Luise F. Pusch, dass das sehr kurzschlüssig gedacht sei, denn eine symbolische Benachteiligung ermöglicht erst eine reale Benachteiligung. Frauen sind sprachlich als Menschen zweiter Klasse definiert und werden auch "real" so behandelt. So wie in der Parallele "schwarze SklavInnen und ihre Besitzer". Der Sklave Jim, hieß nach seinem Besitzer, z.B. Smith. Wurde Jim an Mr. Irving verkauft, hieß er Jim Irving. Und so wechseln auch viele Frauen mit dem Besitzer, ihrem Ehemann, den Nachnamen.
Luise Pusch plädiert für eine völlige Neutralisierung der Sprache,
in ungefähr ein paar hundert Jahren, wenn sich die Menschheit daran gewöhnt hat, dass es auch Frauen gibt.

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China soll gegen Rückgabe von Statuen Menschenrechte gewähren

Auf einer Auktion bei Christie’s war ein unbekannter Bieter bereit, für zwei Skulpturen fast das Doppelte des Schätzwertes, 31,49 Millionen Euro, zu zahlen. Doch das Auktionshaus Christie’s wurde enttäuscht. Cai Mingchao, der sich am 2.3. als Bieter zu erkennen gab, will nicht zahlen. »Ich habe das im Namen des chinesischen Volkes getan«, sagte Cai, die spektakuläre Aktion sollte darauf aufmerksam machen, dass Diebesgut versteigert wurde. Im Jahr 1860, am Ende des Zweiten Opiumkriegs, hatten die britischen und französischen Invasionstruppen kaiserliche Paläste geplündert und China zu Gebietsabtretungen gezwungen. Hongkong hat China mittlerweile zurückerhalten, nicht aber die entwendeten Skulpturen. Deren Besitzer Pierre Bergé will sie zurückgeben, wenn China »die Menschenrechte gewährt, Tibet die Freiheit gibt und den Dalai Lama empfängt«. Das aber hält die chinesische Regierung nicht für ein gutes Geschäft.

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Österreich

BZÖ-Homepage von "linken Webterroristen" gehackt

Die Homepage des BZÖ, des Bündnisses Zukunft Österreich, musste mal wieder als Spielplatz für Hackerinnen und Hacker herhalten. Die Orange-Farbenen haben offensichtlich nicht immer die Hoheit über ihren Webauftritt.

So wurden die Besuchenden der Website am 1.3. von einem Affen samt Hakenkreuzschleife begrüßt. Gegen Mittag erschien die Homepage wieder in ihren Ursprungszustand. Allerdings tauchten im Laufe des Tages immer wieder fremde Inhalte auf bzoe.at auf.

Am 2.3. schlugen die Hacker erneut zu – ein Hakenkreuz aus Hühnerkeulen begrüßte die Besuchenden der Homepage. Auch Texte wurden ausgetauscht.

In einer Pressemitteilung teilte das BZÖ mit, dass Anzeige gegen die noch unbekannten Täter erstattet und die IP-Adressen der Hackenden gesichert worden seien. Die orangen Haider-Überlebenden sprachen von einer "undemokratischen Vorgangsweise" und machten "linke Webterroristen" dafür verantwortlich.

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Berlin-Kreuzberg

Streit um neuen Drogenkonsumraum

Ist die rhetorische Frage »Warum ausgerechnet bei uns?« zu hören, so sind Mitglieder einer Bürgerinitiative nicht weit. Denn Bürger, die sich zu Initiativen vereinigen, haben nicht unbedingt grundsätzlich etwas gegen Atommülldeponien, Schnellstraßen oder Junkies. Bloß vor der eigenen Haustür. So auch die Mitglieder der Bürgerinitiative Kottbusser Tor, die Politiker zur Diskussion über die Drogenszene in den Kreuzberger Festsaal geladen hat. Um zu bekräftigen, dass sich etwas ändern muss, sprechen sie von »Kindern«, die blutverschmierte Spritzen finden und von »alten Leuten«, die sich nicht mehr auf die Straße trauen.

Im Publikum ist neben der Bürgerinitiative auch eine Aktivisteninitiative vertreten. Diese sind gleich mit drei Pappschildern gekommen, auf denen eine Faust irgendwas zertrümmert, das offenbar mit »Gentrifizierung«, mit der Aufwertung eines “sozialen Brennpunktes”, zu tun hat. Ihre Devise lautet »Junkies bleiben, Yuppies vertreiben«.

Einig sind sich die meisten Politiker auf dem Podium und die Zuhörenden im Saal vor allem darüber, dass »gemeinsam« eine »Lösung« gefunden werden muss. Und, erstaunlich konkret, dass ein neuer Drogenkonsumraum her muss. Bloß will den selbstverständlich niemand im eigenen Haus haben. Auch nicht die Hausgemeinschaft des Grünen-Politikers Cem Özdemir am Kottbusser Damm. Allein deshalb ist der Streit um die Drogenszene am Kottbusser Tor über die Berliner Grenzen hinaus bekannt geworden und glauben manche Auswärtige nun wohl, dass man vorm Supermarkt knietief durch Spritzbestecke waten muss.

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ECUADOR
Ernährungssicherheit wird debattiert

Die gesetzgebende Kommission Ecuadors, die sich mit der Umsetzung der neuen Verfassung des Landes befasst, hat die Schaffung eines Rats für Ernärhungssicherheit sowie die Einberufung einer nationalen Konferenz für Ernährungssicherheit beschlossen.

Nun hat der Rat für Ernährungssicherheit 180 Tage Zeit, die ersten acht Gesetze zum Thema Ernährungsfragen und Ernährungssicherheit auszuarbeiten. Die ersten Gesetze betreffen Fragen zur Landnutzung, zur Agrobiodiversität und zur Agroindustrie. Daneben geht es auch um Fragen wie den Zugang von indigenen Bauern und Kleinbauern zu Krediten.

Mit der Einrichtung des Rates komme man dem Wunsch der Bevölkerung nach, die Fragen der Ernährungssicherheit ausführlich zu diskutieren, so die Regierung.

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USA

Kampf gegen Drogen-Kartelle

Die Ermittlungen dauerten fast zwei Jahre und erstreckten sich über das gesamte Staatsgebiet der USA. Nun endete die »Operation Xcellerator« mit landesweiten Razzien.
Nach Angaben der Drug Enforcment Agency wurden insgesamt 23 Tonnen Drogen gefunden. Für fast jeden Geschmack war etwas dabei, unter anderem zwölf Tonnen Kokain, acht Tonnen Marihuana, 600 Kilogramm Amphetamine und 1,3 Millionen Ecstasy-Pillen. Beschlagnahmt wurden zudem 59 Millionen Dollar in bar, 169 Waffen, 149 Autos, drei Schiffe und drei Flugzeuge.

Die beachtlichen Bestände sollen dem mexikanischen Sinaloa-Kartell gehören. Der Kampf der Kartelle gegen Konkurrenten und Polizei nimmt in Mexiko immer brutalere Formen an, im vergangenen Jahr fielen ihm mehr als 6.000 Menschen zum Opfer. In den USA, dem weltweit lukrativsten Markt für Drogen, waren die Kartelle schon immer aktiv. Doch befürchten die US-Behörden, dass blutige Konkurrenzkämpfe zunehmen werden, und dass die Kartelle, wie in Mexiko, den Staatsapparat infiltrieren könnten.

Die Kartelle gelten den US-Behörden als Bedrohung für die »nationale Sicherheit«, ein Bericht des United States Joint Forces Command bezeichnete Pakistan und Mexiko als »zwei große und wichtige Staaten, in denen ein schneller und plötzlicher Zusammenbruch« denkbar sei.

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Letzte Meldung

Rechte Webseiten wurden defaced

Rund um den 25. Chaos Communication Congress, der vom 27. bis 30. Dezember 2008 in Berlin statt fand, wurden zahlreiche Webseiten „defaced" - ihres „Gesichtes" beraubt.

Laut heise.de wurden Homepages der rechtsextremen NPD gehackt. So wurde etwa der Webauftritt der NPD Südwestpfalz mit dem Bild eines Affen versehen, „der die Hand wie zum Hitlergruss erhebt und eine Nazi-Armbinde trägt". Es soll den Hackern auch gelungen sein, interne Daten der NPD in ihre Hände zu bekommen.

Auch österreichische Websites wurden verändert. So konnten Hacker die Homepage des BZÖ mit einem Bild bestücken, das Jörg Haider „als Zombie" zeigte.

Viele der Attacken sind einfach durchzuführen. In den meisten Fällen wurden „Sicherheitslücken in Datenbanken und Webanwendungen über gängige Angriffe wie SQL Injection oder Site Scripting (XSS) ausgenutzt." Manchmal reicht die Nutzung von Suchmaschinen schon dafür aus", um Hackern den Weg zu weisen.